15. Flashback

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P.O.V Melissa

Flashback: gestern Abend

"Kanns du hergomen? Bin fohl allein. Kanns du einfach widder meine Hant haldn?", kam es aus den Lautsprechern meines Handys. Bis eben noch waren die Sprachnachrichten von Lance eher dummes betrunkenes Gelaber gewesen, jedoch bezog sich diese direkt auf mich. Oder vielleicht hätte es an eine Andere gehen sollen? Ich würde mich total blamieren falls ich jetzt darüber gehen würde und er gerade mit irgend einer Tussi schläft. Kannst du meine Hand halten klang aber irgendwie anders als lass uns miteinander schlafen.

Bevor ich es mir anders überlegen konnte lief ich leise aus unserem Haus und klingelte an der Tür der Wayers. Zum Glück hatten meine Eltern dies nicht mitbekommen, sonst hätte ich mir irgend eine dumme Erklärung ausdenken müssen.

"Ah hallo Madame, Sie sin wirklisch gekommn.", sagte Lance erfreut und grinste wie ein kleiner Schuljunge, welcher gerade seine riesige Zuckertüte betrachtete. Der starke Geruch nach Alkohol passte jedoch nicht wirklich zu seinem Gesichtsausdruck. Erst jetzt nahm ich die Wodkaflasche in seiner Hand war, welche schon zur Hälfte leer war. Gerade jetzt wollte Lance erneut einen Schluck nehmen, ich hingegen nahm ihm die Flasche aus der Hand. "Heyy!", protestierte er und wollte sie mir wieder entreißen. Durch seinen starken Alkoholeinfluss war es mir aber ein leichtes, die Flasche in eine andere Richtung zu ziehen.

"Alkohol in der Woche? Ernsthaft?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und trat nun in das Haus ein. Außer Lance schien keiner mehr wach zu sein.

"Könnte isch die Flase bidde widder ham Madame?", fragte Lance und setzte anscheinend seinen besten Hundeblick auf. Irgendwie fand ich dieses Madame niedlich, passend zu seinem süßen Schmollblick.

"Sie haben schon genug getrunken Monsieur.", sagte ich lächelnd und stellte die Flasche weiter weg ab, sodass Lance sie nicht erreichen konnte. Auch er musste grinsen als er bemerkte, dass ich dieses Madame-Monsieur-Ding mitmachte.

"Bidde.", schmollte er weiter und setzte wieder seinen Welpenblick auf. Diesen konnte er verdammt gut, aber ich ließ nicht locker. Lance hatte eindeutig schon genug getrunken.

"Nein. Du solltest jetzt wirklich ins Bett.", sagte ich in einem festen Ton. Dabei musste ich Lance abhalten, welcher gerade wieder nach der Flasche greifen wollte.

"Monsieur.", fügte Lance noch an meinen Satz hinzu. Kurz war ich verwundert, bis ich verstand was er meinte.

"Jetzt mach schon Monsieur. Ich will dann auch endlich ins Bett.", sagte ich, wobei ich das Monsieur extra betonte. Lance Grinsen wurde breiter und mir schien es, als würde er nur dem nachgehen was ich gesagt hatte, weil ich ihn nochmal so genannt hatte.

"Kanns du noch mid hoch kommn?", fragte Lance und drehte sich erneut zu mir um. Noch dazu wieder mit diesem unglaublich niedlichem Hundeblick. Auf sowas kann man einfach nicht sauer sein oder eine Bitte abschlagen.

"Ok, aber nur kurz.", sagte ich etwas leiser um niemanden der Anderen zu wecken. Auf Lance' Gesicht breitete sich schon wieder ein Grinsen aus und er torkelte konzentriert nach oben. Ich folgte ihm so, dass ich wenn er gestolpert wäre, ich ihn hätte auffangen können.

In seinem Zimmer war das Erste was er tat sein Shirt ungeschickt über seinen Kopf zu ziehen. Ich erstarrte, als ich seinen durchtrainierten Rücken sah. Zwar war es bereits das dritte Mal, dass ich ihn oberkörperfrei sah, jetzt kam allerdings noch etwas dazu. Nun zog Lance nämlich auch seine Hose aus und schmiss sich mit dem Bauch auf sein Bett. Ich löste mich erst wieder aus der Starre, als sein Gürtel auf dem Boden aufknallte.

"Ich geh besser.", flüsterte ich peinlich berührt und sah auf meine Füße. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee gewesen hierher zu kommen. Was sollte ich denn machen? Hier daneben stehen und ihn beobachten?! Sicher nicht.

"Warde Madame. Du solldest doch meine Hant haldn.", schmollte er, als ich gerade Richtung Tür ging. Ich hätte mich selbst dafür Ohrfeigen können, dass ich mich zu ihm umdrehte. Denn ratet mal, was er gerade wieder tat... Richtig, er setzte seinen Hundeblick auf. Wie konnte jemand der betrunken war den bitte so niedlich sein wie Lance gerade? Sonst ist er eher so der Macho-Typ. Doch jetzt lag Lance da, mit großen Augen und wollte das ich seine Hand halte.

"Na gut.", sagte ich seufzend und setzte mich an seine Bettkante. Wie heute schon so oft wechselte sein Gesichtsausdruck zu glücklich, während er sich in seine Bettdecke einkuschelte. Seine große, starke Hand griff nach meiner und hielt sie fest. Mein Gesicht wurde ganz heiß und auch mein Herz schlug immer schneller. Lance hatte seine Augen bereits geschlossen und atmete dabei relativ ruhig. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich atmete als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.

Endlich konnte ich sein Gesicht mal genauer mustern, ohne Angst vor Blickkontakt haben zu müssen. Seine blonden Haare waren etwas verstrubbelt, wobei ein paar über seine Stirn hingen. Seine Wangenknochen und Kieferknochen waren markant ausgeprägt, wodurch sie einen leichten Schatten über seine Wangen warfen. Über seinen geschlossenen Augen lagen seine blonden Augenbrauen, welche zwar strubbelig, aber trotzdem gepflegt aussahen. Meine Augen hingegen glitten wieder zu etwas anderem zurück. Zu seinen Haaren. Letzte Woche schon wollte ich sie unbedingt mal berühren und nun hatte ich eine einmalige Gelegenheit dazu. Lance gab schon ein leises Schnorcheln von sich, also musste er tief und fest schlafen. Ganz vorsichtig bewegte ich meine Hand an seine Haare. Bedacht, dass er nicht aufwachte strich ich einmal ganz leicht darüber. Und ein was kann ich euch sagen. Sie waren verdammt weich.

Was denkt ihr, wie lange brauchen die Beiden Turteltäubchen denn noch, bis sie endlich mal was checken? Wie fandet ihr eigentlich den betrunkenen Lance?

LG

Strange Neighbour Where stories live. Discover now