5. Foto-AG

7.9K 246 37
                                    

Abermals stand ich vor einer Tür und musste erst einmal Mut zusammen sammeln, um durch diese zu gehen. Doch jetzt war es nicht die Cafeteria, sondern der Klassenraum für diese merkwürdige Foto-AG. Doch ich würde einfach wieder meine vorherige Taktik anwenden. Einfach alles und jeden ignorieren, sodass sie mich einfach in Ruhe lassen.

Also öffnete ich die Tür und ein etwas muffiger Geruch kam mir entgegen. Doch dieser war nicht wirklich unangenehm. Kennt ihr das, wenn ihr ein altes Fotoalbum öffnet und euch dieser Geruch von älteren Bildern und verstaubtem Papier in die Nase kommt? Genau so roch es hier. Es waren auch nicht unnötig viele Menschen, höchstens fünfzehn Schüler plus ein relativ alter Lehrer. Der Lehrer war mir schon jetzt irgendwie sympathisch. Er trug ein schlichtes Shirt mit einer knallbunten Strickjacke. Seine Jeans waren ähnlich geschnitten wie Schlaghosen und im allgemeinen hatte man das Gefühl, er sei im Jahr 1980 hängen geblieben.

"Willst du dich zu mir setzten?", fragte mich plötzlich einer der Schüler und riss mich somit aus meinen Gedanken. Es war ein sympathisch lächelnder Typ, welcher mich durch seine Brille beobachtete. Ich überlegte kurz, ehe ich nickte. Da es ein relativ kleiner Raum war, waren eh keine freien Tische mehr zu sehen. Also setzte ich mich lieber neben den Typ, als neben jemandem zu sitzen, welcher so eine 'Null-Bock' Einstellung hatte.

"Ich bin Linus.", stellte er sich freundlich vor und nickte mir zu. Irgendwie fand ich passte der Name zu ihm. Fragt mich da aber bitte nicht warum.

"Melissa.", sagte ich knapp und war ehrlich gesagt froh darüber, dass der Lehrer mit dem 'Unterricht' begann.

"Viele von euch kennen mich sicherlich noch aus dem Letzten Jahr und ich kenne euch natürlich auch noch. Doch hier und da erblicke ich doch noch ein neues Gesicht. Also für diejenigen, welche mich noch nicht kennen, ich bin Mr. Morgead. Oder für euch auch einfach David.", der Lehrer lächelte freundlich in die Runde und rückte seine kleine Brille zurecht. Er griff nach einem kleinen Stapel Blätter und drückte sie einem Mädchen in der ersten Reihe in die Hand, welche dies nun austeilte. "Als Erstes möchte ich damit beginnen, dass wir die Fokussierung nochmals durchsprechen. Dafür hab ich euch ein Blatt mitgebracht, auf dem alles nochmal zusammengefasst steht."

Die restliche Stunde verlief damit, dass David uns verschiedene Arten der Fokussierung vorstellte, demonstrierte und dann Vor- und Nachteile mit uns auswertete. Für die Meisten klingt das vielleicht langweilig oder öde, doch für mich war es ganz interessant. Zwar wusste ich vieles schon, manches aber eben nicht. Ganz am Ende erhob Mr. Morgead nochmals die Stimme.

"Wie jedes Jahr würde ich euch wieder für die Schülerzeitung mit einteilen. Gibt es irgendjemand, der dies nicht mitmachen möchte?", fragte er in die Runde. Vier Leute meldeten sich und auch ich spielte kurz mit dem Gedanken. Doch dann dachte ich daran, dass ich so wenigstens eine Ausrede hätte, wenn ich mal schnell irgendwo hin musste, anstatt mit jemandem zu reden. "Ok, dann hab ich euch jetzt einfach ein Thema zugeteilt und ihr könnt in der Liste gucken, welches es ist. Schöne Woche euch noch.", sagte David abschließend und hängte noch die Liste an die Tafel. Alle liefen nach vorne um ihr Themengebiet zu erfahren. So auch ich und fuhr mit meinen Augen bis zum Ende der Liste.

Melissa: Sport

P.O.V. Lance

"Siehst du die Blonde da hinten?", brüllte Enzo über die dröhnende Musik hinweg und zeigte auf eine dünne Blondine mit gutem Vorbau in der tanzenden Menge. Ich nickte und grinste zu meinem Bruder. Er wusste genau, dass ich auf solche Frauen stand. Eigentlich wussten dies auch Alex und Sam, aber einer davon war jetzt vergeben und der Andere noch dazu an der Uni.

Dankend, dass er mich auf sie aufmerksam gemacht hatte, nickte ich ihm zu und lief durch die Massen zu der Blondine. Ich tanzte sie unauffällig von hinten an. Sie ließ sich nicht wirklich von mir stören. Ein Blick von ihr zu mir nach hinten ließ sie dreckig Grinsen. Zum Glück schien sie genauso Oberflächlich zu sein wie ich, denn nun bewegte sie auch noch ihren Hintern zur Musik gegen mein Becken. Spätestens ab jetzt war mir klar, dass diese Blondine und ich heute Abend sehr viel Spaß haben würden.

Nach einer gewissen Zeit, in welcher wir eng aneinander getanzt haben, schien sie weiter gehen zu wollen. Sie drehte sich zu mir herum und begann mich zu Küssen. Ich erwiderte es sofort und fuhr mit meiner Zunge in ihren Mund. Der Kuss wurde immer intensiver, wobei unsere Hände den Körper des jeweils anderen erkundeten.

"Lass uns zu mir gehen.", brüllte sie mir aufgrund der lauten Musik in die Ohren, worauf ich nur nicken konnte. Zusammen verließen wir den Club und schon ein paar Minuten später waren wir bei ihr. Keine Ahnung, wie dies so schnell möglich war, aber nun war es so.

Die Wohnungstür schloss sich hinter uns und unsere Lippen vereinten sich erneut. Blondie streifte mein T-Shirt über meinen Kopf und schmiss es auf den Boden. Ich tat es mit ihrem kurzen, engen Kleid gleich, so dass sie nun nur noch in Unterwäsche vor mir stand. Sie drückte mich runter auf ihr Bett und war gerade dabei, meinen Jeansknopf zu öffnen, als ich von ihr abließ.

"Was ist?", fragte sie genervt und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Doch ich wusste sie selbst nicht. Auf einmal war all meine Lust verschwunden und ich fragte mich, was ich hier überhaupt wollte.

"Sorry, ich muss weg.", sagte ich, schob sie von mir herunter und glaubte mein Shirt vom Boden auf. Schnell zog ich es mir über und war gerade dabei die Wohnung zu verlassen.

"Du mieses Schwein. Jetzt lässt du mich ernsthaft so sitzen?!", rief sie mir noch hinterher, ehe ich die Tür zu knallte. Bestürzt lief ich zu meinem Auto und fuhr los. Das war mir wirklich noch nie passiert. Normalerweise würde ich mir so Eine niemals sitzen lassen. Wie schon erwähnt, die war genau mein Beuteschema gewesen. Doch plötzlich fand ich mich selbst schon fast widerlich, dass ich sowas machte. Lorenzo würde mich womöglich auslachen, wenn ich ihm das erzählen würde. Anstatt jedoch weiter an Enzo oder an die Blondine zu denken, dachte ich lieber an jemand Anderen.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now