84. Böse Überraschung

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P.O.V Melissa

„Melissa! Komm mal bitte runter. Dein Vater und ich müssen mal mit dir reden.", rief meine Mum von unten und riss mich somit aus meinem Buch. Ich schien wohl eingenickt zu sein, denn es war draußen schon dunkel. Wahrscheinlich kamen sie gerade aus der Klinik. Also stand ich auf und lief zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. Meine Müdigkeit legte sich immer noch stark auf meinen Körper, sodass ich also eher nach unten trottete.

„Was gibts?", fragte ich, ehe mir ein kräftiges Gähnen entfuhr. Sofort als ich meinen Vater erblickte, bekam ich ein ungutes Gefühl. Er saß auf dem Sessel und spielte nervös an der Armlehne herum. Außerdem schien er in Gedanken versunken.

„Wir wissen nicht, wie wir dir das sagen sollen.", begann meine Mum, welche sich nun auf dir Couch setzte. Ich setzte mich neben sie und lauschte gespannt. Was war denn los? Was wollten mir meine Eltern mitteilen? „Die Tierklinik deines Dad's läuft nicht so gut, wie wir es uns erhofft haben. Es reicht eindeutig zum Leben, aber... naja... also...", kam sie gegen Ende ins stocken.

„Wir müssen das Haus verkaufen und uns hier in Seattle irgendwo ein Kleineres suchen. Das Viertel ist zu teuer und das Haus einfach zu groß.", beendete mein Vater den Satz meiner Mum. Mir klappte förmlich die Kinnlade auf. Ich hatte nun wirklich keine Lust nach knapp einem halben Jahr direkt wieder umzuziehen. „Und noch dazu kommt, dass wir die nächsten paar Tage oder Wochen wahrscheinlich zu meinem Eltern nach Minneapolis fliegen. Wir haben schon einen Interessenten für das Haus und er würde es gerne so schnell wie möglich beziehen. In zwei Wochen sind wir hier raus.", redete mein Dad weiter und schockte mich damit noch mehr. Sowas hatte ich nicht erwartet und vor allem nicht so plötzlich. Ich wusste nichtmal, dass meine Eltern Probleme in der Klinik hatten.

„Das kommt jetzt vielleicht alles ein bisschen plötzlich...", begann meine Mum, doch ich unterbrach sie sofort. Aus irgendeinem Grund war ich jetzt verdammt sauer.

„Und wie plötzlich das kommt! Da ist doch gerade alles so super hier und schon ziehen wir wieder um!", schrie ich sie schon fast an und stand dabei impulsiv auf. Meine Eltern blickten schockiert aber auch reuevoll zu mir.

„Wir ziehen doch nur in einen anderen Teil von Seattle. Zwischendurch sind wir halt ein paar Wochen in Minneapolis. Und wegen der Schule brauchst du dir auch keine Sorgen machen. Die Noten von dort werden dann auf die Schule hier übertragen. Also keinen Grund zur Aufregung.", versuchte mein Dad mich zu beruhigen, doch ich wollte mich gerade einfach nicht beruhigen.

Denn es wäre nicht nur ein neuer Umzug. Ich würde auch für längere Zeit von Lance weg sein. Und ich brauchte ihn. Schließlich war er die einzige Person, die mich zum Lachen bringen konnte. Die einzige Person, welche mich trösten konnte. Die einzige Person, welche ich von Herzen liebte.

P.O.V Lance

Ich stand vor der Tür von Melissa's Haus und wartete wie jeden Morgen auf sie. Ich nahm sie meist mit meinem Auto mit zur Schule, damit sie nicht laufen oder den Schulbus nehmen musste.

„Bin gleich da.", hörte ich ihre Stimme, nachdem sie die Tür einen kleinen Spalt geöffnet hatte. Wahrscheinlich zog sie sich noch schnell die Schuhe an oder ähnliches. Aus Langeweile kickte ich einen kleinen Kieselstein von der Tür weg und verfolgte seine Flugrute. „Guten Morgen.", sagte Melissa, kurz nachdem ich das Schloss der Tür klacken hörte.

„Morgen.", sagte ich grinsend, ehe ich mich zu ihr drehte und langsam meine Lippen auf ihre legte. Diese waren weich und warm, genauso wie immer. Ihr Duft stieg mir in meine Nase und erzeugte ein Gefühl von Geborgenheit. Melissa beendete diesen Kuss durch ihr Lächeln, welches sich scheinbar währenddessen auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte.

„Ich liebe dich.", flüsterte sie, sodass es nur für meine Ohren bestimmt war. Mit ihren dunkelgrauen Augen sah sie direkt in meine und ließ somit gefühlt mein Herz schmelzen. Denn ihre Augen besaßen genau in diesem Augenblick dieses unglaubliche Funkeln. Es war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, wenn ich wusste, dass ich der Grund dafür war.

„Ich dich auch Süße.", erwiderte ich es und musterte nochmals kurz ihr Gesicht ehe ich etwas von ihr wegtrat. „Wir sollten jetzt los.", sagte ich, wobei ich nach ihrer Hand griff und unsere Finger miteinander verschränkte. Wir liefen zusammen zu meinem Auto, als sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Ich nahm es aus meinem Blickwinkel war und wusste nicht, warum sie plötzlich schon wieder traurig wirkte. „Hey, was ist denn los? Hat dir der Kuss nicht gereicht? Wir können nach der Schule gerne da weiter machen, wo wir aufgehört haben.", scherzte ich, um Melissa aufzumuntern. Doch sie bekam nur ein kleines trauriges Lächeln zusammen.

„Wir müssen mal reden.", begann sie und wandte sich an mich. Wir waren bereits an meinem Auto angekommen, weshalb sie sich an die Beifahrertür lehnte. Es schien wichtig zu sein, denn scheinbar reichte es ihr nicht, wenn ich beim Autofahren zuhören würde.

„Oh... sowas endet nie gut.", sagte ich leicht nervös. Denn es begann doch meistens so, bevor sich Leute stritten oder sich trennten. Oder?

„In dem Fall auch nicht.", sagte Melissa und legte somit gefühlt einen schweren Stein auf mein Herz. Sie holte nochmal tief Luft, ehe sie fortsetzte. „Meine Eltern und ich ziehen wieder um, zwar nur in ein anderes Stadtteil, aber bis wir ein neues Haus gefunden haben, erstmal zu meinen Großeltern.", erklärte Melissa und richtete ihren Blick auf den Boden. Ich stütze meine linke Hand neben ihr ab, sodass ich direkt vor ihr stand.

„Ok... das ist ja nicht so schlimm.", sagte ich wahrheitsgemäß. Klar war es blöd, dass Melissa nicht mehr neben mir wohnen würde, aber sie währe ja nicht so weit entfernt. Als ich das Wort Umzug gehört hatte, bekam ich schon Angst sie würden weit weg ziehen.

„Meine Großeltern wohnen aber in Minneapolis und wir wissen noch nicht, wie lange wir dort bleiben werden. Wahrscheinlich mehrere Wochen."

Was denkt ihr, wie Lance reagieren wird? Schließlich sieht er Melissa dann eine lange Zeit nicht. Ach und was vermutet ihr, wie Melissa damit umgehen wird?

Strange Neighbour Where stories live. Discover now