39. Perfekte Lügen

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P.O.V Melissa

Ganz vorsichtig nahm ich Lance' Arm von meiner Taille, welcher wohl während der Nacht dahin gekommen sein musste. Er hatte seine Augen noch fest geschlossen und auch wenn ich es nicht als Schnarchen bezeichnen würde, atmete er etwas betonter. Sein Arm war ziemlich schwer, doch irgendwie bekam ich ihn von mir herunter. Ich legte ihn sanft auf dem Bett ab, damit Lance nicht aufwachte. Gestern Nacht war mir tatsächlich herausgerutscht, dass ich mich in ihn verliebte habe. Hoffentlich war er schon am Schlafen gewesen, sonst würde es für mich vielleicht etwas unangenehm werden. Schon vor dem Date ist mir unterbewusst klargeworden, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Doch ich wollte es nicht akzeptieren. Es sollte und durfte nicht sein. Nicht nach meinen letzten Erfahrungen damit.

Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass es bestimmt noch nichtmal nach acht Uhr morgens war. Meine Eltern waren erst nach uns gekommen. Spät nach uns. Vielleicht sind sie auch garnicht gekommen. Aber wenn würde es bedeuten, dass sie jetzt sehr wahrscheinlich noch tief und fest schliefen. Schnell schnappte ich mir einen Zettel und schrieb für Lance drauf, dass ich rausgehen und fotografieren würde. Auch, dass er aufpassen müsste, falls er gehen wollte damit meine Eltern ihn nicht erwischten. Diesen legte ich auf mein Kopfkissen und machte mich mit meiner Kamera aus dem Staub.

So konnte ich immer perfekt meine Gedanken loswerden. Es war so befreiend. Die kühle Luft, das Zwitschern der letzten Vögel welche über den Winter geblieben sind und natürlich das Fotografieren. Morgens macht es besonders viel Spaß, da die meisten Dinge im Licht der aufgehenden Sonne einfach umwerfend aussahen.

Heute ging ich wieder zu so einem kleinen Park. Also ein Park war es nicht wirklich. Es war eher wie eine Wiese, angrenzend an das Wasser. Von hier aus konnte man perfekt über besagtes Wasser zu den ganzen riesigen Wolkenkratzern blicken. Als Stadtkind war man sowas womöglich gewohnt, doch für mich war es einfach nur beeindruckend. Jede einzelne Glasscheibe blitzte in dem orangenen Sonnenlicht auf und so schien es, als würde alles orange-gold glitzern. Wer sowas nicht beeindruckend fand, musste wohl als Kind mal kräftig auf den Kopf gefallen sein.

P.O.V Lance

Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich sofort das etwas fehlte. Melissa war verschwunden, oder zumindest lag sie nicht mehr neben mir. Ihre Bettseite war auch schon so kühl, dass sie seit längerem gefehlt haben müsste. Ein kleiner Zettel lag auf ihrem Kopfkissen, welchen ich schnell durchlas.

Melissa war also abgehauen. Doch wie lange war es schon her? Und scheiße... waren ihre Eltern schon wach? Denn wenn ja könnte es vielleicht etwas schwer zu erklären sein, wenn ich auf einmal unten auftauchen würde. Zumindest ging ich nicht davon aus, dass Melissa ihren Eltern geschrieben hatte, dass ich bei ihr übernachtete. Geschweige denn, dass sie es erlaubt hätten.
Wenn ich Vater wäre, würde ich sowas bei meiner Tochter nämlich nie zulassen. Schließlich war ich selbst so ein Arschloch was sich eine Nacht mit einem Mädchen vergnügt und dann das Weite sucht. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sowas um jeden Preis verhindern. Und wenn sich doch irgend so ein pubertierender Widerling an ihr vergreifen würde, müsste er wahrscheinlich mit einer Auseinandersetzung mit mir rechnen.

"Oh, du bist wach.", stellte Melissa fest und schloss leise hinter sich die Tür. Sie stellte ihre Kamera ab, blieb dann aber an dieser Stelle stehen. Ich wusste nicht, wie ich jetzt mit ihr umgehen sollte. Denn ich meine hallo?! Sie hat mir gestern Nacht gestanden, dass sie sich in mich verliebt hatte!!

"Mh.", sagte ich nur und setzte mich auf, um sie ansehen zu können. Ihre Haare waren vom Wind etwas verstrubbelt, aber auf süße Art und Weiße. Draußen schien es heute noch kühler geworden zu sein, denn Melissa zog sich ihre Jacke aus.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now