48. Etwas, was Melissa noch nicht wusste

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P.O.V Lance

Die Türen meines Autos fielen fast synchron ins Schloss. Während der Fahr hierher hatten Melissa und ich kein einziges Wort miteinander gesprochen. Die Stille war zwar erdrückend gewesen, doch stellte sie zumindest keine Fragen zu meinem Verhalten. Melissa schien aufgefallen zu sein, dass ich heute nicht besonders glücklich war. Ihre besorgten Augen welche immer wieder von dem Fenster zu mir wanderten machten das noch deutlicher.
Melissa's fragender Gesichtsausdruck holte mich aus Gedanken zurück.

"Hmm?", hackte ich nach, da ich nichtmal annähernd irgendetwas gehört hatte. Ich war mir zwar nicht sicher ob sie wirklich etwas gesagt hatte, doch trotzdem fragte ich nach.

"Ich habe gesagt: Bis morgen.", wiederholte Melissa für mich und blickte nun wirklich besorgt. "Hey, wer bist du und was hast du mit Lance gemacht?", scherzte sie, scheinbar um mich ein wenig aufzumuntern. Ihr Lächeln erstarb jedoch, als ich keinerlei Reaktionen von Freude zeigte.

"Ja bis morgen.", sagte ich kälter als ich es eigentlich vorgehabt hatte. Schon in diesem Moment wusste ich, dass es dumm war sie so kalt zu behandeln. Sie konnte ja schließlich nichts dafür. Ich drehte mich um und wollte gehen, doch kam nicht wirklich weit. Melissa legte ihre Arme um meinen Körper und ihre Wange auf meinen Rücken. Ich spürte die Wärme, welche von ihr ausging. "Was wird das?", fragte ich, nun aber doch etwas amüsiert. Mühselig drehte ich mich in ihren Armen herum, sodass ich sie ansehen konnte.

"Dir geht es schlecht und ich will dich ein wenig aufheitern. Das hast du bei mir genauso getan.", sagte Melissa, lächelte leicht zu mir hoch und verschränkte ihre Arme hinter meinem Rücken. Mein Herz pochte schon fast schmerzhaft gegen die Rippen, als ich meine Hände langsam um sie legte.

"Das ist süß.", das war das Einzige was ich dazu herausbrachte.

"Also... jetzt erzähl schon. Was bedrückt dich?", hackte sie nach und blickte mit großen Augen zu mir hoch. Wahrscheinlich war sie sich nichtmal annähernd bewusst, was dieser Blick allein schon in mir auslöste. Dieser sorgte nämlich für ein Feuerwerk in meinem gesamten Körper, aber gleichzeitig konnte ich ihr so auch keine bitte abschlagen. Warum erzählte ich es ihr eigentlich nicht? Melissa würde so oder so irgendwann herausfinden, dass meine Mutter nicht mehr unter den Lebenden verweilte. Es wäre wahrscheinlich besser wenn ich es ihr erzählte, anstatt meiner Geschwister.

"Es gibt da etwas, was du noch nicht über mich und meine Geschwister weißt.", sagte ich unbehaglich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich keine Ahnung hatte wie man sowas erzählt. Ihr schweigen regte mich aber zum Weiterreden an. Wie sagt man am besten: Unsere Mum ist tot? So würde ich garantiert einen mitleidigen Blick von ihr kassieren und das wollte ich nicht. "Wir haben keine Mutter mehr und naja... ihr sechster Todestag ist übermorgen.", sagte ich, wobei sich meine Kehle zuschnürte und sich meine Augen feucht anfühlten. Wenn man es aussprach, klang es so real.

"Oh.", sagte Melissa und legte eine Hand auf ihren Mund. Ihr ganzes Gesicht zeigte Spuren des Entsetzens und der Trauer. Ich sah eindeutig wie sich auch Tränen in ihren Augen sammelten. Im Gegensatz zu mir war sie aber schwach, denn ein bis zwei Tränen verließen ihre Augen, während ich es unterdrückte. Ich wollte jetzt nicht heulen. "Das tut mir so leid.", hauchte Melissa und umarmte mich erneut. Diesmal jedoch von vorn.

P.O.V Melissa

Warum hatte er mir das nie erzählt? Warum hatte mir niemand etwas davon erzählt? Als ich seinen gequälten Gesichtsausdruck gesehen hatte, konnte ich nicht anders. Ein paar Tränen verließen meine Augen, als ich meinen Kopf an seine Brust vergraben hatte.

"Nein warte.", sagte ich, löste mich etwas von ihm und strich mir die einzelnen Tränen weg. "Ich werde jetzt mal für dich da sein.", fügte ich noch hinzu und schniefte einmal kurz. Lance sah mich mit einem traurigen aber gleichzeitig auch niedlichen Blick an. Es war verrückt wie Lance immer wie der heiße Aufreißer rüberkam, doch wenn wir zu zweit waren, war er plötzlich so... süß. Süß und verletzlich.

Kurz überlegte ich, wie ich ihn aufmuntern könnte, bis mir etwas einfiel. Zumindest dachte ich, dass ihn das aufheitern könnte. Also stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste seine Wange. Im Gegensatz zu den anderen Malen aber ließ ich meine Lippen länger auf dieser Stelle ruhen. Meine Lippen begannen zu kribbeln und leiteten einen Impuls durch meinen Körper.
Als ich mich wieder von Lance löste und ihn eigentlich anlächeln wollte merkte ich, dass er seine Augen geschlossen hatte. Seine Mundwinkel bogen sich nach oben, wodurch meine Knie zu schmelzen schienen.

Findet ihr, dass das Alles zwischen Melissa und Lance zu langsam voranschreitet? Ich persönlich finde es zieht sich langsam, jedoch sollen es die beiden nicht überstürzen. Also, was findet ihr?

Strange Neighbour Where stories live. Discover now