4. Essen, Essen, Essen

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Irgendwie hatte ich es also geschafft die Unterrichtsstunden bis zur Mittagspause zu überleben, ohne dass ich irgendjemandem aufgefallen bin. Doch genau jetzt stand ich meiner wahrscheinlich größten Aufgabe bevor. Ich musste mich zu der Gruppe von Geschwistern setzen. Das Einzige was ich eigentlich wollte, war in Ruhe gelassen zu werden, doch aus dem wurde nichts. Denn Prudence hatte gesagt, ich solle mich mit zu ihnen setzten. Jeder normale Mensch hätte dann wahrscheinlich abgesagt, jedoch habe ich einfach viel zu wenig Selbstbewusstsein dafür und noch dazu hasste ich es, Menschen abzusagen.

Als ich durch die Tür der Cafeteria ging hielt ich kurz die Luft an. Alles war vollgestopft mit Menschen, welche sich entweder gerade Essen besorgten oder dies aßen. Der fettige Geruch von Essen stieg in meine Nase und drehte meinen Magen um gefühlt 180 Grad. Bevor ich hier noch bewusstlos werden sollte, ging ich schnellen Schrittes durch die Reihen von Tischen. Ziemlich weit in der Ecke fand ich dann die Leute, zu welchen ich mich setzten sollte. Sie waren alle am Essen und schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Nach einem kurzen innerlichen Mutzuspruch ging ich komplett an den Tisch heran.

"Der war so flach, dass er schon wieder gut war.", sagte Enzo lachend, worauf die Anderen mit einstimmten. Wahrscheinlich hatte gerade einer dieser Personen einen Witz erzählt, welcher ziemlich gut gezogen hatte. Mir kam dies genau recht, denn so konnte ich mich relativ unbemerkt neben Prudence setzten.

"Toll du bist wirklich gekommen.", sagte sie voller Freude, als sie mich entdeckte. Nun landeten wieder alle Augen dieses Tisches auf mir und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.

"Willst du garnichts essen?", fragte Lance und stopfte sich unterdessen irgendwelche Kartoffeln in den Mund. Ich antwortete nicht und zog stattdessen eine kleine Dose mit Obstsalat aus meinem Rucksack. Doch eigentlich hatte ich gar keinen Appetit. Ich wusste aber, dass ich etwas essen musste, um nicht umzuklappen.

"Wie wärs, wenn wir alle etwas zusammen unternehmen würden?", fragte Prudence und sah gespannt in die Runde. Alle nickten zufrieden, nur ich verschluckte mich an meiner Erdbeere. Schnell beruhigte ich mich wieder, jedoch lagen schon wieder alle Blicke auf mir. Verdammt, haben die kein eigenes Leben?!

"Wir könnten ja mal wieder ins Schwimmbad. Morgen soll es noch wärmer werden, da täte eine Abkühlung gut.", schlug Alex vor und fuhr sich durch die Haare. Erst jetzt bemerkte ich, das ein Mädchen an seiner Seite lehnte.

"Klingt gut.", sagte nun Lance und blickte dann wieder zu mir. Seine blauen Augen fanden meine, doch sofort starrte ich wieder auf mein Obst. "Kommst du mit?", fragte er scheinbar irritiert über den schnellen Abbruch des Augenkontaktes.

"Äh... ich hab da schon was vor.", log ich und kratzte mich etwas verlegen am Unterarm. Wenn ich so weiter lügen würde, würde ich mich sehr wahrscheinlich bald selbst in meinem Lügennetz verheddern.

"Was hast du denn vor?", fragte Prudence neugierig. Meine Situation wurde immer unangenehmer doch nur eine Person schien dies zu bemerken.

"Prinzessin, jetzt löchre sie doch nicht mit Fragen.", sagte der Blonde, welcher glaube ich Mailo hieß und lachte etwas auf. Prudence sah mich kurz entschuldigend an, ehe sie sich dem Mädchen an Alexs Schulter zuwandte und mit ihr ein Gespräch begann. Ich sah nochmals kurz zu dem Blonden, welcher mich mit einem freundlichen Lächeln ansah. Keine Ahnung warum, aber er war mir irgendwie sympathisch. Als wüsste er, dass ich einfach nur meine Ruhe haben wollte.

"Also, morgen ins Schwimmbad. Klingt super.", sagte das Mädchen neben Alex und aß weiter an ihrem Mittagessen. Nach der Hälfte meines Obstsalates habe ich schon längst aufgehört zu essen. Mir war einfach viel zu schlecht. Zum Einen war es der Geruch des anderen Essens, zum Anderen die Anspannung mit Fremden zu sprechen und zuletzt noch irgend ein anderes ungutes Gefühl in meinem Magen.

"Man, man, man...", begann Enzo und sah griesgrämig in die Richtung von Alex. "Da du jetzt auch noch ne Freundin hast, bleibt nur noch Lance um mit mir Frauen aufreißen zu gehen.", vollendete er seinen Gedanken und blickte nun zu Lance. Dieser sah mich anscheinend immer noch an, schüttelte kurz seinen Kopf um aus Gedanken zu kommen und nickte dann seinem Bruder zu. Ich habe garnicht bemerkt, dass er mich die ganze Zeit über anstarrte.

"Hallo, ich sitze hier mit am Tisch.", meldete sich das Mädchen an der Seite von Alex zu Wort und sah Enzo herausfordernd an. Doch dieser machte nur eine Abwinkbewegung.

"Is ja nichts gegen sich Flora.", sagte Lorenzo entspannt, wobei er sich irgendwelche Pommes in den Mund stopfte. Können die nicht endlich mal fertig mit essen sein? Ich hatte das Gefühl, dass meine Erd- und Blaubeeren gleich wieder hochkamen.

"Heyho!", sagte ein mir unbekannter und setzte sich zu Mailo. Die meisten hatten inzwischen doch schon aufgegessen, doch der Typ, welcher sich nun dazusetzte, hatte sein ganzes Tablett mit Essen vollbeladen.

"Mein Gott, bitte nicht.", fluchte ich, stützte einen Ellenbogen auf den Tisch und legte meine Stirn in die Handfläche. Doch erst als mich alle ansahen bemerkte ich, dass ich anscheinend laut gedacht habe. Meine Augen weiteten sich unwillkürlich und ich spürte förmlich wie mir Hitze ins Gesicht stieg. "Äh... ich geh dann mal.", sagte ich schließlich kleinlaut, griff nach dem Gurt meines Rucksackes und verließ diese Runde. Kann man sich denn noch mehr blamieren?!
Doch einen Vorteil hatte es. Wahrscheinlich hielten sie mich jetzt für verrückt. Und normalerweise konnte man solche Leute doch nicht wirklich ausstehen.

Als ich die Cafeteria endgültig verließ, schnappte ich erstmal kräftig nach frischer Luft. Ich war wirklich kurz davor gewesen mich zu übergeben, doch nun ging es mir schon etwas besser. Die restlichen Beeren schmiss ich weg, damit meine Mutter dachte, ich habe alles gegessen. Danach machte ich mich schon auf den Weg zu meinem nächsten Zimmer. Wie es schien waren alle zur Zeit etwas essen, so dass ich wenigstens kurzzeitig meine Ruhe haben würde. Also nahm ich mein Handy und meine Kopfhörer heraus, schaltete Coldplay ein, setzte mich auf meine Tisch und genoss einfach nur meine Ruhe.

Naaa was haltet ihr so von Melissa? Ich hab einiges mit ihr vor und hoffe es auch so umsetzten zu können.
LG.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now