77. Die große Beichte

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P.O.V Lance

Melissa schien kurz vor den Tränen, ehe sie überhaupt mit dem Reden begann. Da es sowieso noch etwas zu dauern schien bis sie anfing, lief ich mit ihr noch schnell in ein leeres Klassenzimmer. Ich war sehr gespannt nun endlich alles zu erfahren, doch wusste ich nicht, ob ich es überhaupt alles wissen wollte.

„Wie du ja schon weißt, hatte ich vor dir schon einen Freund...", begann Melissa, während sie sich innerlich selbst Mut zuzusprechen schien. Mein Magen krampfte sich zusammen. Es lag also an dem Wichser vor mir. „Wir waren über ein Jahr zusammen, ehe ich bemerkt hatte, dass er mich nie so behandelt hat wie sowas scheinbar läuft. Ich hatte Pärchen auf dem Schulhof gesehen und mit uns verglichen.", sprach sie weiter und setzte sich währenddessen auf einen der Tische.

„Was war denn bei euch anders?", fragte ich ganz vorsichtig nach. Es bestand einfach die Angst, ich könnte einen wunden Punkt treffen. Sie sollte aber nicht noch schwächer werden.

„Ich hab ihn über alles geliebt. Wirklich über alles. Doch er mich scheinbar nicht. Erst im Nachhinein bemerkte ich, dass er nichtmal wirklich viel Interesse zeigte. Ich war ihm zwar nicht komplett scheißegal, aber es kam schon nah dran.", antwortete Melissa zitternd und wischte sich die Tränen weg, welche zuvor stumm über ihre Wangen gekullert waren. „Ich hab ihm meine komplette Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt. Meinen ersten Kuss und sogar mein erstes Mal. Und ich war so dumm das ich es nicht bemerkt hatten.", sagte sie und wurde zum Ende hin immer leiser. Es tat wirklich verdammt weh sie weinen zu sehen. Vor Allem, weil ich damals nicht für sie da sein konnte. Ich stellte mich zwischen ihre Beine und legte meine Arme tröstend um sie. Melissa erwiderte diese Geste sofort und schniefte wie so oft an meine Halsbeuge.

„Du bist nicht daran Schuld. Du bist einfach ein so gutherziger Mensch und siehst in alles und jedem das Gute. Dieser Typ hat es einfach schamlos ausgenutzt und dafür sollte man ihm mal mächtig eine reinhauen. Oder mehrere Male.", versuchte ich sie zu beruhigen. Meine Wut auf diesen Bastard klang vielleicht auch ein kleines bisschen mit. Melissa löste sich etwas von mir, um mir in die Augen blicken zu können.

„Letzten Freitag wollte ich dich nicht so verletzten.", sagte sie und mich mit ihren Tränen auch fast zum Schwächeln. Mir war schon klar gewesen, dass sie dies nicht wollte, doch trotzdem hatte sie es getan. „Es war nur so, dass ich nicht wusste ob ich dir soweit schon vertrauen kann. Dann am Abend war ich mir eigentlich ziemlich sicher, am Morgen aber meinte mein Unterbewusstsein, dass ich es doch nicht könnte. Ich habe Angst bekommen wieder so stark verletzt zu werden, dass ich total abgeblockt hatte.", erklärte Melissa weiter. Inzwischen waren ihre Arme ebenfalls fest um mich geschlungen, während ihre Augen auf mein Gesicht fixiert waren.

P.O.V Melissa

„Aber das war noch nicht alles.", fügte ich noch langsam hinzu, denn meine ‚Geschichte' war wirklich noch nicht zu Ende. Oder besser gesagt, hatte ich ihm noch nicht den Anfang erzählt.

„Was hat dieses Arschloch noch angestellt?", knurrte Lance wirklich ziemlich sauer. Um ehrlich zu sein war ich echt froh, dass Justin nicht in Seattle wohnte, sonst währe er womöglich schon zerfleischt.

„Er nicht. Es ist was anderes.", sagte leise ich und sah jetzt wieder woanders hin. Wenn ich das erzählte, wollte ich ihm nicht in die Augen sehen. „Sagen wir es mal so: Ich war an meiner alten Schule ziemlich unbeliebt. Um genauer zu sein wurde ich wegen meines Aussehens immer ziemlich fertig gemacht. Umso mehr hatte ich damals an Justin festgehalten. Ich dachte damals ja noch, das wenigstens er mich liebte. Aber nichtmal er tat es.", flüsterte ich immer leiser und schon wieder traten mir diese bescheuerten Tränen in die Augen. Diesmal jedoch nicht ganz so leise. Ein kräftiger Schluchzer entfuhr mir.

„Aber ich liebe dich. Und zwar über Alles.", flüsterte Lance ebenso leise und lehnte seine Stirn an meine. „Egal wer damals irgendwas getan hat, jetzt bin ich da und ich werde dich so behandeln, wie du es verdient hast.", sprach er weiter und blickte mir dabei tief in die Augen. Ich hatte gar keine Chance woanders hinzusehen. „Du bist für mich das schönste und süßeste Mädchen überhaupt und so einen Volltreffer lass ich mir nicht entgehen.", sagte er nun mit einem Lächeln und zwinkerte mir zu. Ich konnte nicht anders als dieses Lächeln zu erwidern.

Womit hatte ich ihn überhaupt verdient?

So jetzt kennt ihr Melissa's Geschichte. Wie fandet ihr Lance' Reaktion darauf und was genau denkt ihr, passiert noch in den nächsten und letzten paar Kapiteln?

Strange Neighbour Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt