57. Essen mit den Eltern

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P.O.V Melissa

„Ich habe meinen Eltern jetzt von uns erzählt.", sagte ich an Lance gewandt, als die Anderen momentan in ein Gespräch vertieft waren. Er drehte seinen Kopf überrascht zu mir und wartete scheinbar noch auf Ergänzungen.

„Was haben sie gesagt?", hackte er schlussendlich noch nach, da ich nicht wusste was er von mir wollte. Ich zog die Augenbrauen etwas gequält zusammen, als ich antwortete.

„Meine Mum war begeistert und will dich unbedingt zum Essen einladen um dich noch besser kennen zu lernen. Mein Vater hingegen sah nicht so begeistert aus.", beichtete ich, wobei ich mich verlegen am Unterarm ratzte. Eigentlich hätte ich mir es schon vorher denken können, denn bei sowas war mein Vater nunmal ziemlich misstrauisch.

„Cool, dein Vater kann mich schon nicht ausstehen nachdem wir uns zwei Mal gesehen haben. Super.", sagte Lance leicht verzweifelt und stützte seinen Kopf in seinen Händen ab. Um ihn etwas zu beruhigen legte ich eine Hand auf seinen Rücken.

„Meine Mutter ist aber glaube ich total begeistert von dir.", sagte ich, damit Lance nicht dachte, dass beide meiner Eltern ihn hassten. Naja, ob mein Dad in wirklich hasste war schwer zu sagen.

„Was meinst du mir begeistert?", fragte Lance, wobei er seinen Kopf milde amüsiert zu mir drehte. Ich musste leicht lächeln, als ich an die Beschreibung meiner Mutter dachte.

„Sie meinte, ich hätte mir da wirklich einen flotten Fisch geangelt.", sagte ich und biss mir auf die Unterlippe, um nicht breit grinsen zu müssen. Lance lachte laut auf, weswegen nun alle an diesem Tisch zu uns sahen.

„Sorry Leute. Redet ruhig weiter.", sagte er, nachdem sein Lachen abgeklungen war und wandte sich wieder an mich. „Das hat deine Mum wirklich gesagt?", hackte er nochmals nach, ehe er sich erneut amüsiert den Kopf schüttelte.

„Ja.", sagte ich und konnte mein Grinsen nun selbst nicht mehr zurückhalten. Wenn es um Jungs ging hatte ich meine Mutter eigentlich immer auf meiner Seite. Nur für meinen Dad war ich noch immer sein ‚kleines Bienchen'. „Würde es dir vielleicht heute Abend passen?", fragte ich Lance und beobachtete ihn von der Seite, wie er sein Mittagessen aß.

„Klar, doch dann sollte ich das Essen hier wohl genießen. Ist scheinbar ja meine Henkersmahlzeit.", scherzte Lance und begutachtete misstrauisch seinen Teller. „Irgendwie hätte ich mir da etwas anderes gewünscht. Pizza oder irgendeinen richtig guten Burger. Doch stattdessen sind es trockene Nudeln."

„Ach komm, mein Dad wird dich schon nicht köpfen.", sagte ich, nachdem ich mir selbst eine Gabel meines Obstes hinein gequält hatte. Lance sah mich nur mit einem ‚dein Ernst?!' Blick an, ehe er sich wieder seinen Nudeln zuwandte.

P.O.V Lance

Nervosität beschrieb meinen Zustand nichtmal annähernd, als ich die Klingel betätigte. Noch nie hatte ich mich den Eltern eines Mädchens vorgestellt. Ok, ich kannte ihre Eltern ja schon ein bisschen. Doch mehr als Namen und Aussehen kannten wir voneinander ja nicht wirklich. Ich hatte mir extra ein ganz schlichtes Hemd angezogen und einen kleinen Blumenstrauß für Melissa's Mum besorgt. Sowas kommt doch immer gut an oder?

„Oh Hallo.", begrüßte mich Melissa's Mutter als die Tür sich öffnete und umarmte mich sofort freundlich. Aus purer Höflichkeit erwiderte ich diese Geste, ehe ich ihr die Blumen überreichte. „Dankeschön. Wow die sehen echt hübsch aus. Komm doch ruhig herein.", sagte sie und ließ mich durch, während sie glücklich den kleinen Blumenstrauß betrachtete.

„Hey.", sagte Melissa und schlang ihre Arme um mich, wodurch meine Mundwinkel um einiges höher rutschten. Sie küsste kurz meine Wange, ehe sie von mir abließ.

„Hey.", erwiderte ich, während Melissa kurz mein Hemd betrachtete. Sie zeigte einen Daumen nach oben, was wohl so viel wie sieht gut aus bedeuten sollte.

„Das Essen ist gleich fertig. Setzt ihr euch doch schonmal zu deinem Dad an den Tisch.", sagte ihre Mum lächelnd zu Melissa gewandt und verschwand Richtung Küche. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als Melissa meine Hand nahm und mich leicht in das Esszimmer zog. Ihr Dad saß wirklich schon am Tisch und musterte mich kritisch.

„Hallo Mr. Scales.", sagte ich so freundlich wie es nur ging und lächelte ihn an. Ich hatte wirklich solche Angst, einen schlechten Eindruck auf ihn zu machen.

„Nenn mich ruhig James.", sagte er, betrachtete mich währenddessen aber immer noch misstrauisch. Immerhin durfte ich ihn mit seinem Vornamen ansprechen. Ein Fortschritt, wie ich fand. Melissa und ich setzten uns, doch meine Anspannung fiel nicht wirklich. „Ich vermute, du bist Seahawks Fan. Richtig?", fragte ihr Dad und schien ein kleines Gespräch aufbauen zu wollen.

„Ja, das bin ich.", sagte ich und behielt mein Lächeln bei. Ich wusste, dass er diese Mannschaft nicht mochte, weshalb ich mich wahrscheinlich gerade auf Glatteis befand.

„Ich persönlich bevorzuge die Minnesota Vikings.", sagte James, während er seine Ellenbogen auf dem Tisch abstützte. „Du musst wissen, dass ich dort aufgewachsen bin. Sonst hätte ich keinen Draht zu dieser Truppe.", fügte er noch hinzu. Gegen die Vikings hatte ich nichts, das war ja schonmal gut.

„So geht es mir halt mit den Seahawks.", sagte ich und kam mir mit meinem dauerhaften Lächeln langsam ziemlich bescheuert vor. Ich warf einen kurzen Blick rüber zu Melissa, welche dieses Thema scheinbar ziemlich langweilte. Doch sie hörte einfach nur zu.

„Ich weiß nicht warum, aber der Quaterback deiner Mannschaft ist mir irgendwie unsympathisch.", sagte er, worauf ich nichts mehr zu erwidern wusste. Zum Glück kam genau in diesem Moment Melissa's Mutter mit einer Kochform aus der Küche.

„Ich hoffe du magst Lasagne.", sagte sie, während sie sich die Ofenhandschuhe von den Händen zog. Es roch herrlich nach überbackenem Käse.

„Ja und wie.", sagte ich und erwiderte den freundlichen Gesichtsausdruck. Während des Essens waren alle relativ still. Es kamen nur ein bis zwei ganz normale Fragen von Melissa's Mum, welche mich weder in die Enge trieben, noch mich in Verlegenheit brachten.

„Und du fotografierst also auch gern.", stellte ihre Mutter fest, als sich unsere Teller geleert hatten. Kurz war ich verwundert über diese Feststellung und wollte diese verneinen, als mir diese eine Lüge wieder einfiel. Melissa sah ebenfalls etwas überrascht aus. Schließlich hatte sie sich diese Lüge damals ausgedacht, als ich mich nach unserem Date irgendwie aus dem Haus schleichen musste. Also dachten ihre Eltern immer noch, dass ich ebenfalls gern fotografiere und Melissa's bester Freund war, bevor wir zusammen gekommen sind?!

Strange Neighbour Where stories live. Discover now