17. Schokolade gegen böse Jungs

6.1K 208 12
                                    

P.O.V Melissa

Mit voller Wucht knallte ich die Tür meines Zimmers zu. Seit dem Lance diese Worte gesagt hatte, war ich irgendwie auf Hundertachtzig. Eigentlich wollte ich ihm keine klatschen, da ich echt nicht so der Fan von Gewalt bin, aber als er dann auch noch mit diesem dummen sarkastisch gemeinten Kommentar kam, konnte ich nicht anders. Seit Jahren hasse ich solche Art von Menschen, welche alle immer von oben herab behandeln. Ich dachte Lance war nicht so, anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Normalerweise konnte ich auf mein Bauchgefühl vertrauen, in dem Fall schien es aber versagt zu haben. Bis jetzt wirkte Lance wirklich nett. Ok, von seiner angsteinflößenden Seite, welche er jetzt schon zwei Mal draufhatte, abgesehen.

"Hey, Mäuschen, was ist den los?", fragte meine Mum sanft, als sie in mein Zimmer reinguckte. Ich hob mein Kopf an, welcher vorher in meinem Kissen lag und sah sie verwirrt an.

"Alles supi.", sagte ich schließlich und legte meinen Kopf wieder in das Kissen. Meine Mum trat näher an mein Bett heran, bevor sie sich direkt daran setzte.

"Ok, was ist es? Machen dich irgend welche Leute runter? Ist es Stress mit Lehrern? Oder vielleicht ein Junge?", hackte meine Mutter nach. Ich sagte einfach nichts in der Hoffnung, sie würde wieder herunter gehen. "Also hat es etwas mit einem Jungen zutun.", stellte sie nun fest. Warum zur Hölle kannte sie mich so gut?!

"Mum, bitte. Lass mich jetzt einfach in Ruhe.", sagte ich und schloss genervt meine Augen. Meine Mutter atmete einmal kräftig durch, ehe sie sich wieder erhob.

"Na gut. Aber falls du reden willst, bin ich unten. Und falls du Interesse hast, hab ich auch Schokolade gegen blöde Jungs.", sagte meine Mum schlussendlich und verließ mein Zimmer. Meine Wut war schon wieder so gut wie verflogen. Wenigstens eine gute Eigenschaft, welche ich besaß. Ich konnte nicht lang so wütend sein.

Als ich nach einer geschlagenen Stunde immer noch nur in meinem Bett lag und vor mich hin vegetierte, entschied ich mich nun doch zu meiner Mum herunter zu gehen. Sobald sie mich sah, fing sie leicht an zu grinsen

"Na, noch anders überlegt?", neckte sie mich, wedelte aber gleichzeitig mit einer Schokoladentafel in der Luft herum. Über die Gestik meiner Mum lächelnd setzte ich mich neben sie auf das Sofa. "Also dann erzähl mal, was ist denn passiert.", schon an ihrem Tonfall konnte ich heraushören, dass sie jedes einzelne Detail wissen wollte. Meine Mum war wirklich sowas wie eine beste Freundin für mich.

"Naja, sagen wir mal so:", sagte ich und biss ein Stück von der Schokolade ab. "jemand hat etwas gesagt, was mich ein bisschen verletzt hat, ohne das er dies wusste.", schilderte ich kurz meine Lage.

"Ich wusste doch, dass es um einen Jungen geht.", sagte meine Mum verständnisvoll nickend. Ihr Gesichtsausdruck forderte mich auf weiter zu reden.

"Oder zumindest denke ich, dass er es nicht wusste. Eigentlich dachte ich auch, er wäre nicht so ein arroganter Typ. Aber man kann sich ja täuschen.", sagte ich und sah dabei verdrießt auf meine Schokolade.

"Hach... manchmal verstehe ich die Männerwelt auch nicht. Dein Vater zum Beispiel. An dem einen Tag sagt er noch, ich soll nicht die ganze Zeit irgendwelche Sachen kaufen und am nächsten Tag sagte er, er habe eine neue Tierklinik in Seattle gekauft.", erzählte meine Mum, wobei ich etwas schmunzeln musste.

P.O.V Lance

"Lance?", flüsterte Prudence und tapste leise in mein Zimmer. Ich richtete mich etwas in meinem Bett auf, ehe ich sie mit müden Augen irgendwie in der Dunkelheit versuchte anzusehen.

"Was?", flüsterte ich zurück und erkannte nun ihre Silhouette vor meinem Bett stehen. Meine Schwester trug mal wieder einen ihr viel zu großen Pulli, wahrscheinlich von Mailo. Selbst ich muss schon sagen, dass sie darin verdammt niedlich aussah.

"Kann ich mich mit zu dir legen?", fragte sie, wobei sie ein Bein vor das Andere stellte. Ohne zu antworten rutschte ich ein bisschen weiter nach drüben, damit sie platz hatte.

"Is Mailo garnicht da?", fragte ich und drehte mich auf den Rücken, wobei ich an meine Zimmerdecke sah. Die Matratze wackelte etwas, bis sie wieder ruhig an Ort und Stelle lag, als Prudence nun auch ruhig lag.

"Nein. Er muss etwas Familiäres klären.", sagte sie und schon alleine an ihrem Tonfall hörte ich heraus, dass es sie bedrückte. "Aber deswegen bin ich nicht hier. Warum hat Melissa dir eine geklatscht?", kam sie direkt zum Punkt und überraschte mich damit. Es fühlte sich so an, als hätte mir nochmal jemand eine Ohrfeige verpasst.

"Woher... weißt du das?", fragte ich sie noch total überrascht und drehte mich schließlich doch zu Prudence um. Auf ihrem Gesicht konnte ich ein leichtes Grinsen erkennen.

"Ich bin deine kleine Schwester.", sagte Prudence so, als wäre damit alles klar. Aber ich wusste immer noch nicht, woher sie es nun wusste.

"Ah ok.", sagte ich darauf nur leise und drehte meinen Kopf wieder zur Decke. In dieser Position verharrte ich auch, bis Prudence mich anpickte. "Was solln das?", fragte ich und schob ihre Hand etwas weg.

"Du sollst jetzt endlich mal sagen, warum sie dich geschlagen hat.", sagte sie ungeduldig, wobei man einen kleinen Hauch von Belustigung in ihrer Stimme hat klingen hören. Ich konnte es mir gut vorstellen, dass meine Geschwister dies lustig fanden.

"Ich hab anscheinend etwas gesagt, wodurch sie sich auf irgend eine Art und Weiße angegriffen gefühlt hat.", murmelte ich vor mich hin, während ich immer noch zur Decke hinauf sah. Schon allein von der Stille Prudences wusste ich, dass ihr dies auf keinen Fall genügte.

"Was hast du denn gesagt?", hackte sie also schließlich nach und ich sah aus dem Blickwinkel, wie sie mich beobachtete. Kurz atmete ich kräftig durch.

"Hab vielleicht nicht so nette Dinge über die Nerds gesagt, mit denen sie jetzt anscheinend so gut klarkommt.", klärte ich auf. Kaum hatte ich das gesagt, merkte ich schon selbst das es dumm klang. Da mich die Ruhe von Prudence aber etwas wunderte, drehte ich mich wieder zu ihr. Ihre Augen funkelten mich dunkel an und sie schüttelte leicht ihren Kopf.

"Du bist ja mal so ein Idiot.", hauchte Prudence unter ihren Atem. "Du denkst wirklich, du kannst ihre neuen Freunde runtermachen und sie lässt das kalt?", da hatte meine Schwester recht. Es war einfach nur dumm gewesen. Auch wenn ich meine Wörter ernst gemeint hatte, denn ich konnte die Nerds und vor allem den von heute nicht ausstehen, sollte ich mich sehr wahrscheinlich mal bei Melissa entschuldigen.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now