53. Es ist kompliziert

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P.O.V Melissa

„Mum ich bin wieder da!", schrie ich nach einem anstrengendem Schultag ins Haus und schmiss meine Tasche direkt in die Ecke. Es war endlich Wochenende und das blöde Schulzeug könnte ich jetzt immerhin zwei Tage lang dort liegen lassen. Das keine Antwort von meiner Mutter kam, machte mich stutzig. Sonst kam sie meist direkt und begrüßte mich, also ging ich ins Wohnzimmer um nachzusehen. Sie saß grinsend auf dem Sessel und schlürfte unschuldig eine Tasse Tee. Irgendetwas stimmte da ganz und garnicht. Irgendetwas war passiert, von dem ich nichts wusste.

„Was ist los?", fragte ich in einem misstrauischem Tonfall, während ich mich auf das Sofa gegenüber meiner Mutter setzte. Sie sah mich an, als wüsste sie nicht wovon ich spreche. Doch sie tat nur so.

„Dieser Lance scheint ja mehr als nur ein guter Freund zu sein.", stellte meine Mum augenzwinkernd fest. Verdammt, vermutlich hatte sie mich durch das Fenster gesehen, denn meist nahm Lance mich nachmittags mit seinem Auto mit. Als kleine ‚Entschädigung' verlangte er von mir meist einen Kuss auf die Wange, welchen ich ihm natürlich gewährleistete.

„Ähm wie kommst du drauf?", tat ich einfach weiter auf unschuldig. Doch ich wusste bereits, dass ich meiner Mutter nichts vormachen konnte. Dafür kannte sie mich einfach viel zu gut.

„Also jetzt erzähl schon. Seid ihr zusammen?", ging sie sofort aufs Ganze. Ich konnte förmlich spüren, wie ich errötete. Denn das war eine Frage, welche ich selbst nicht beantworten konnte.

„Ich weiß nicht.", antwortete ich ehrlich. Mit meiner Mutter konnte ich über solche Dinge reden. Sie war quasi wie eine gute Freundin für mich. Nur wusste ich, wenn es meine Mutter weiß, erfährt es auch bald mein Vater. Und dieser wird sowas ganz und garnicht gut heißen. In diesem Fall war er halt der klassische Dad. Sein ‚kleines Mädchen' nur von den bösen Jungs fern halten.

„Also ist es kompliziert.", stellte sie fest und schien etwas zu grübeln. Ich konnte nichtmal wirklich sagen, ob es kompliziert war. Ich meine, ich wusste dass Lance in mich verliebt war. Noch dazu hatten wir uns vor einer Woche geküsst. Also schien es doch ziemlich eindeutig, für mich aber dennoch unklar. Ich hatte einfach Angst, wieder verletzt zu werden. Auch wenn Lance mir immer wieder versprach für mich da zu sein, war mein Vertrauen noch nicht stark genug. Aber trotzdem war das zu ih das Stärkste, was ich zu irgendjemandem außerhalb meiner Familie hatte. „Wie wärs, wenn du einfach zu ihm gehst und ihm deine Gefühle für ihn beichtest?", schlug meine Mum vor und lehnte sich in dem Sessel weiter zurück.

„Das hab ich schon.", sagte ich leise und sah auf meine Finger herab. Irgendwie klang das komisch. Es war noch kompliziert, obwohl wir die Gefühle des jeweils Anderen kannten.

„Und... er erwidert sie nicht?", hackte meine Mutter vorsichtig nach, bedacht darauf, keinen Wunden Punkt zu erwischen. Ich schüttelte langsam meinen Kopf.

„Lance empfindet ebenfalls was für mich. Aber wir haben solche Sachen wie Beziehung noch nie besprochen.", sagte ich, während mir etwas bewusst wurde. Ich müsste dieses Thema vielleicht wirklich mal ansprechen. Doch dazu bräuchte ich Mut und davon reichlich. Nicht nur das. Ich müsste auch mit negativen Antworten von Lance' Seite aus rechnen.

P.O.V Lance

„Ok, lass uns noch zu Hollister.", meinte Enzo und lief bereits in den Laden. Wir waren seit Langem mal wieder in der Mall um uns mit Winterpullis einzudecken. Schließlich war es schon Ende November und der erste Schnee ließ nicht mehr lang auf sich warten.

Als wir also im Laden waren, begannen wir ein wenig herumzustöbern. So circa ein Viertel der Männerpullover sprach mich etwas an, doch brauchte ich nur etwa zwei bis drei Stück. Also nahm ich mir die, welche mir am Besten gefielen und sah mich wieder nach Enzo um.

„Hey Süßer.", sprach mich plötzlich eine Blondine mit großem Vorbau an. Früher wäre sie genau mein Beuteschema gewesen, doch jetzt widerte mich mein früheres Verhalten schon fast an.

„Kein Interesse.", stellte ich sofort klar. Auch wenn ich nie geglaubt hätte, dass ich mal so denken würde, aber ich hatte mich auf ein Mädchen festgelegt. Sie war zwar verdammt zurückhaltend und schüchtern, doch gleichzeitig auch der süßeste und netteste Mensch den ich kannte. Sie gab mir das schöne Gefühl gebraucht und irgendwie auch ein klein bisschen geliebt zu werden. Etwas, was mir selbst meine Geschwister sonst nicht geben konnten.

Die Blondine betrachtete mich missbilligend, ehe sie wegtrat. Wahrscheinlich war sie Körbe sonst nicht gewohnt, und wenn dann nicht so direkt. Enzo kam nun wieder in mein Blickfeld und sah mich verwundert an.

„Warum hast du sie dir nicht geschnappt?", fragte er verständnislos und blickte Blondie hinterher. Er war halt genauso ein Arschloch, wie ich es mal gewesen war. Doch jetzt nicht mehr.

„Kein Interesse.", wiederholte mich mich schulterzuckend. Natürlich war der Grund Melissa, doch das musste Enzo ja nicht erfahren. MeineBrüder hatten im Allgemeinen kaum Ahnung, was zwischen ihr und mir lief. Das Meiste wusste Prudence und selbst die wusste gewisse Dinge, wie zum Beispiel dem Kuss, nichts.

Was denkt ihr: Sind Melissa und Lance nun eigentlich zusammen oder nicht?

Strange Neighbour Onde histórias criam vida. Descubra agora