76. Melissa erkennt ihren Fehler

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P.O.V Melissa

„Was ist zwischen dir und Lance passiert?", sprach mich Prudence wie aus dem Nichts an und lief nun neben mir her. Eigentlich wollte ich nur mein Zimmer wechseln, doch scheinbar müsste ich mich jetzt mit einem unangenehmen Thema auseinandersetzten.

„Frag ihn doch.", blockte ich ab und tat einfach so, als würde es nicht der Rede wert sein. Ich wollte jetzt einfach nicht schon wieder daran denken, wie ich den womöglich wichtigsten Mensch in meinem momentanen Leben verärgert hatte.

„Das ist es ja. Er sagt, es geht mich nichts an.", sagte sie und schubste währenddessen jüngere Schüler aus dem Weg. Aber er hatte recht, sie ging es nichts an.

„Vielleicht geht es dich ja auch nichts an.", sprach ich aus und versuchte meine Stimme so stark wie möglich klingen zu lassen. Ungefähr so, wie Lance' Stimme manchmal klang, wenn er versuchte etwas durchzusetzen

„Ok, jetzt will ich es erst recht wissen. Wenn selbst du so eine Stimmlage auflegst, ist es was ernstes.", sagte sie ebenso stark und zog mich etwas aus dem Menschenstrom. „Jetzt sag schon", hackte sie weiter nach. In ihrem Blick sah ich Besorgnis aber auch Neugier.

„Ich hab scheiße gebaut.", murmelte ich und senkte meinen Blick zu meinen Füßen. Meine Augen wurden schon wieder feucht. Am Liebsten wäre ich jetzt bei Lance. In seinen starken Armen, seinen Geruch in der Nase und mit seinen Lippen auf meiner Schläfe. Doch seine Worte waren eindeutig. Ich müsste ihm erst alles erklären können.

„Du?!", fragte Prudence total überrascht, während sich ihre Augen überrascht weiteten. „Ich dachte, Lance hätte Mist gebaut.", ergänzte sie und schien nun am grübeln zu sein.

„Nein ich war's.", sprach ich leise und spielte mit meinen Fingern am Umschlag meines Buches herum. Allmählich wurde mir immer mehr klar, was ich eigentlich getan hatten. Lance war immer für mich da und ich schaffte es nicht, mich ihm richtig zu öffnen. Stattdessen blockte ich so oft ab und litt jetzt darunter. Schon seit fünf Tagen hatte ich ihn nur mal kurz von weitem gesehen, mehr nicht. Kein Körperkontakt, keine Nachrichten und ich vermisste ihn so unglaublich.

„Weißt du, wie deprimiert er die letzten Tage war? Seine Laune war so weit unten, wie schon lang nicht mehr. Er ähnelt ein bisschen Alex.", erzählte Prudence mir und sah mich nur noch betroffener an. Als sie meine Tränen sah, strich sie mir tröstend über den Arm. „Hey... wein jetzt nicht. Geh einfach zu ihm und entschuldige dich.", schlug sie aufmunternd vor. Wenn sie nur wüsste, dass es für mich um einiges komplizierter war.

P.O.V Lance

„Kannst du mal leiser kauen?!", fuhr ich Enzo an, welcher gefühlt wie ein kleines Schwein schmatzte. Gestern Nacht hatte ich vielleicht wiedermal etwas zu viel getrunken. Kombiniert mit viel zu wenig Schlaf, machte dies richtig schöne Kopfschmerzen.

„Alter, er isst doch ganz normal.", sagte Alex ohne von seinem Handy aufzusehen. Deshalb sah er auch nicht, dass ich ihn mit einem vernichtenden Blick ansah. Es war falsch meine Wut an meinen Brüdern auszulassen. Eine andere Variante wusste ich jedoch nicht.

„Lance?", fragte eine schwache und wunderbare Stimme zugleich. Ich drehte mich um und erkannte Melissa fast direkt neben mir stehen. Mein Name aus ihrem Mund klang so, als wäre ich etwas ganz besonderes für sie. Nach wenigen Millisekunden fiel mir etwas anderes auf. Ihre Augen waren etwas gerötet.

„Wir sehen uns.", sagte ich schnell an meine Geschwister gewandt, ehe ich meinen Rucksack schulterte, einen Arm um Melissas Taille legte und sie somit aus der Cafeteria lotste. Ihr ging es scheiße und ich konnte nicht für sie da sein. Klar war ich noch immer ziemlich sauer auf sie, doch das hatte Priorität. „Was ist passiert?", fragte ich, als wir endlich die laute Halle verlassen hatten.

Ohne ein Wort zu sagen schlang sie ihre Arme um mich und hinderte mich somit am Weitergehen. Verdutzt hob ich erst meine Arme an, ehe ich sie auf ihrem Rücken platzierte.

„Es tut mir leid.", flüsterte Melissa, wobei sie den Druck ihrer Arme verstärkte. Ich küsste kurz ihre Schläfe, ehe ich ganz sanft über ihren Rücken fuhr. „Ich erzähl dir den ganzen Mist. Aber du musst wissen, dass es mir nicht so leicht fällt.", fügte sie ebenso leise hinzu und schmiegte ihren Kopf an meine Halsbeuge.

„Ich hör dir zu.", sagte ich sanft und einfühlsam. Ich konnte mir schon denken, dass es schwer für sie war, denn sie wollte ja nie darüber reden. Doch umso glücklicher war ich, dass sie es nun endlich tat.

Na was denkt ihr, was wird in ihrem ‚Geständnis' alles über ihre Vergangenheit offenbart?

Strange Neighbour Where stories live. Discover now