58. Selbstzweifel und Trennungsschmerz

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P.O.V Lance

„Guck, so schlimm war es doch garnicht.", sagte Melissa nach dem Essen, als wir allein im Flur standen. Sie sah zu mir hoch und spielte währenddessen gedankenverloren an einem der Knöpfe meines Hemdes.

„Ja das stimmt.", sagte ich, wobei ich leider etwas von ihr wegtreten musste, da ich mir meine Schuhe anzog. Melissa wartete geduldig neben mir, bis ich fertig war. Ihre Lippen wanderten Mal wieder zu meiner Wange und verlagerten einen kleinen Kuss darauf. Es wäre vielleicht nicht so schlau Melissa um den Hals zu fallen, während ihre Eltern im Nebenraum saßen, also beließ ich es dabei.

„Sehen uns ja spätestens am Montag.", sagte Melissa und benetzte sich verlegen die Lippen. Gerade als ich mich ebenfalls von ihr verabschieden wollte, legten sich ihre Arme schon wieder um mich. Ich erwiderte diese Umarmung, wobei ich schon fast spürte wie Melissa mich nicht gehen lassen wollte. Ihr Kopf schmiegte sich stärker in meine Halsbeuge. Genau dorthin küsste sie mich ganz zart, sodass ich es kaum spürte.

„Hoffentlich schon eher.", hauchte ich an ihr Ohr, ehe wir uns nach einer sehr langen Umarmung voneinander lösen mussten. Von der Tür aus sah sie mir noch kurz hinterher, bevor sich auch diese schloss und ich schnell zu mir nach Hause lief.

Endlich in meinem Zimmer angekommen schmiss ich mich erstmal auf mein Bett. Auch wenn ich es mir schlimmer vorgestellt hatte, war es nicht gerade der angenehmste Abend gewesen. Man konnte förmlich spüren, dass Melissa's Vater nicht viel von mir hielt. Aber konnte ich es ihm wirklich verübeln? Nicht wirklich, da ich als Vater bestimmt nicht anders Handeln würde. Schließlich war ich selbst mal so ein Arschloch gewesen, welches eigentlich nur eines im Sinn hatte. Doch irgendwie änderte ich mich durch Melissa. Wie ich erst durch sie bemerkte, war es viel schöner mit einem Menschen den man liebt einfach nur Zeit zu verbringen, als mit einer fremden zu schlafen. Schon allein der Gedanke, dass ich Melissa zum lachen gebracht hatte, verbesserte meine Laune in solchen Momenten immer radikal.

Ohne große Vorwarnung erblickte ich plötzlich einen deprimiert wirkenden Alex in meiner Tür stehen. Ich erschrak mich halb zu Tode, während er sich nur neben mich aufs Bett setzte.

„Flora hat nun endgültig Schluss gemacht.", sagte er, wobei ich eindeutig beobachten konnte, wie seine Augen feucht wurden. Ich hatte meinen Bruder noch nie so verletzlich gesehen und ehrlich gesagt wunderte es mich auch, dass er ausgerechnet zu mir kam.

„Hey, Alter, das wird schon wieder.", sagte ich und klopfte Alex auf seine Schulter. Mir fiel einfach nichts besseres ein, doch ich wusste wie lasch es eigentlich war.

In den letzten Wochen haben die Beiden sich ständig in den Haaren gehabt. Niemand von uns wusste warum, dies änderte sich jetzt jedoch, denn Alex fing an mir das Alles zu erklären. Als ich es hörte, tat er mir wirklich verdammt leid. Scheinbar waren es am Anfang nur Streitereien gewesen, doch wie er später herausgefunden hatte, ging Flora ihm fremd. Sie sagte zwar, dass sie Alex scheinbar immer noch liebte, doch ich glaubte ihr das genauso wenig wie Alex es ihr abkaufte. Schließlich kann man nur eine Person wirklich lieben. Meiner Meinung nach verdiente Alex so jemanden nicht. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass Flora ein Mensch für sowas wäre.

P.O.V Melissa

Unzufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Narben an meinen Unterarmen stachen mir als erstes ins Auge. Ich hasste sie. Sie waren so hässlich, doch wenn ich es mir recht überlege, passen sie dadurch ja nur noch besser zu meinem Körper. Denn ich brauchte wohl nicht nochmals erwähnen, dass ich nicht wirklich hübsch war. Ich fragte mich, wieso die Wayer's überhaupt mit mir abhingen... Schließlich sahen sie alle perfekt aus, hatten alle einen guten Humor und waren verdammt sportlich. Ich hingegen passte da überhaupt nicht herein. So wie Sam es mal festgestellt hatte. Doch am Wenigsten verstand ich Lance. Er könnte wirklich jede haben, doch er wollte mich. Was genau fand er an mir eigentlich so toll?

Meine Augen wurden feucht, als mir selbst nach langem überlegen kein Grund einfiel, warum Lance überhaupt etwas von mir wollte. Denn er war wirklich perfekt. Sein ebenmäßiges Gesicht, seine weichen Haare, sein perfektes und auch so ansteckendes Lächeln und nicht zu vergessen sein durchtrainierter Körper. Ich kam nichtmal annähernd an sowas heran.

Eine Träne rollte mir meine Wange herunter. Aus einer wurden zwei und aus zwei wurden mehrere, bis ich wirklich am Heulen war. Auch wieder einer der Gründe, warum ich mich hasste. Ich musste halt bei jedem Mist anfangen zu heulen. Plötzlich verspürte ich wieder den Drang, mich selbst zu verletzten wie immer, wenn ich wieder solche Selbstzweifel hatte. Doch dann kam mir wieder Lance' Angebot in den Sinn, dass er mir helfen wollte wenn es mir so ging wie jetzt. Er hatte es schonmal getan und ich zweifelte auch nicht wirklich daran, dass er es wieder machen würde, doch er war ja gerade teilweise der Grund für diesen Gedankenzug.

Was denkt ihr denn, was Lance so an Melissa liebt?
Ach und ich hoffe euch stören diese kleinen Details aus Alex Leben nicht😅

Strange Neighbour Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz