14. Sprachnachrichten

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P.O.V Lance

Ich hatte das Gefühl, mir hätte jemand mit einem Hammer ins Gesicht geschlagen. Meine Schläfen pochten schmerzhaft, während meine Augen brannten.

"Jetzt steh auf Alter.", sagte Alex und rüttelte nochmals an meiner Schulter. Ich hingegen gab nur ein undefinierbares Geräusch von mir, ehe ich mich etwas aufraffte. "Du solltest in der Woche nichts trinken mann.", sagte Alex und sah dabei auf die halbleere Wodkaflasche.

"Jaja.", meinte ich nur mit einer abwinkenden Handbewegung. Mein Kopf dröhnte so schmerzhaft, dass ich erstmal eine Kopfschmerztablette benötigte. Genau daran dachte Alex wohl auch, denn er hielt mir sowohl Wasser als auch eine Tablette hin, welche ich sofort einnahm.

"Zieh dich schnell um, wir müssen jetzt los.", sagte Alex nur, ehe er schon wieder verschwand. Also tat ich was er sagte und zog mir schnell etwas anderes an. Unten warteten schon die Anderen und wir fuhren zusammen zur Schule.

~~~

"Hey Melissa", rief Prudence zu Melissa und winkte ihr zu, damit sie mit zu uns kam. Der Ansatz eines Lächelns war auf ihrem Gesicht zu erkennen, doch als sie mich erblickte erstarrte dieser Ansatz. Hatte ich irgendetwas verbrochen?

"Setzt dich doch.", sagte Flora und deutete auf einen freien Platz neben ihr. Melissa schüttelte ihren Kopf und drehte diesen kurz danach um. Sie schien jemanden zu suchen.

"Ich hab schon jemandem Anderem versprochen mich heute zu ihm zu setzten.", sagte Melissa, als ihr Kopf wieder in unsere Richtung zeigte. Eigentlich dachte ich, dass sie keine Angst mehr vor Blickkontakt mit mir hatte, jedoch sah sie momentan überall hin außer zu mir. Genau das störte mich gerade enorm.

"Zu wem gehst du?", fragte ich mit monotoner Stimme, damit niemand meine innere kleine Wut heraushörte. Eigentlich wollte sie zu mir sehen, doch ihr Kopf schnappte wieder zurück ehe sie mich ansehen konnte.

"Jemand aus meiner Foto-AG.", sagte sie ebenso monoton wie ich zuvor, drehte sich um und ging. Ich blickte ihr noch nach um zu sehen, wo sie sich hinsetzte. Der Tisch war so ziemlich am anderem Ende der Mensa. An diesem Tisch saßen drei ziemlich nerdig aussehende Leute und begrüßten Melissa freundlich. In mir brodelte wieder Wut auf. Ich meine, was war das denn gerade eben. Ich dachte, ich versteh mich gut mit ihr und jetzt ist sie so abweisend wie davor.

"Lance.", sagte Flora und schnipste mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich mich an sie wand.

"Ja?", fragte ich, wobei ich meine Augenbrauen nach oben zog. Flora musterte mich kurz, bevor sie einen wissenden Blick mit Prudence austauschte.

"Du warst in Gedanken.", sagte sie anschließend und wandte sich wieder Alex zu. Langsam ging mir der ganze Pärchenmist auf die Nerven. Alex, der die ganze Zeit mit Flora rum turtelte und Prudence, welche förmlich an Mailo klebte.

P.O.V Melissa

"Cool, dass du dich zu uns gesetzt hast.", sagte Tina und lächelte mir zu. Ich erwiderte es, verabschiedete mich noch schnell von Linus und dem Anderem, ehe ich mein Tablett wegbrachte und aus der Cafeteria lief. Auf den Gängen war es zum Glück so gut wie leer, so dass ich entspannt zu meinem Schließfach gelangte. Plötzlich knallte eine Faust auf einen der Spinde neben mir und ließ mich damit zusammenzucken.

"Was ist dein Problem mit mir? Ich dachte wir verstehen uns.", fragte Lance und sah dabei auf mich herab. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Auf jeden Fall war er verkrampft und ich war selbst überrascht, dass ich seinem Blick standhielt.

"Ich hab kein Problem mit dir.", sagte ich etwas eingeschüchtert und sah wieder auf meine Füße. Schon gestern hatte ich bemerkt, das wenn Lance wütend oder verbittert war er irgendetwas angsteinflößendes an sich hatte.

"Und warum hast du dann vorhin auf meine Frage so reagiert?", fragte er, nun verwirrt. Ich kratzte mich nervös am Unterarm und biss auf meine Unterlippe.

"Wegen deinen Sprachnachrichten von gestern.", sagte ich leise und trat einen Schritt von Lance zurück. Wie gesagt, er machte mir gerade irgendwie Angst.

"Was für Sprachnachrichten, ich hab deine Nummer doch...", begann Lance, wurde zum Ende hin aber immer leiser. Kurz war er wie erstarrt, ehe er sein Handy heraus kramte und die einzelnen Sprachnachrichten abspielte. Die Meisten waren einfach so sinnloses Gelaber wie: "Glaust du, Fisch gön ertring?" bis hin zu: "Wenn man sisch sebst slägt un heuld, is man dann starg oda swach?". Bloß eine dieser vielen Nachrichten war irgendwie anders.

"Kanns du hergomen? Bin fohl allein. Kanns du einfach widder meine Hant haldn?", kam es aus Lance Handy, welches er nun ausschaltete und mit leicht zitternden Händen wieder in seine Hosentasche zurücksteckte. Nun musste ich ihn einfach ansehen. Mir war klar, dass er betrunken war als er diese Nachrichten aufnahm. Jetzt wollte ich aber seine nüchterne Reaktion darauf beobachten.

"Jetzt erinnere ich mich ein bisschen. Ich hatte mir Prudence Handy geschnappt und deine Nummer eingespeichert.", sagte Lance eher zu sich selbst. Die angsteinflößende Seite von gerade eben war wie verflogen. Jetzt stand er komplett blass da und starrte ins Nichts. "Bist du zu mir gekommen?", fragte er plötzlich und sah mich wieder an. Nun stieg meine Anspannung und ich kaute wieder nervös auf meiner Unterlippe herum, ehe ich leicht nickte.

"Ich hab dir die Flasche weggenommen und gesagt, dass du schlafen gehen sollst.", sagte ich und spielte kurz mit meinen Haaren. Lance schluckte scheinbar einen Kloss im Hals herunter und atmete tief durch.

"Und dann bist du gegangen?", hackte er weiter nach und fuhr sich ebenfalls durch seine blonden Haare. Ich nickte wieder und blickte zu ihm hoch. Lance beobachtete mich bereits mit einem undefinierbaren Blick.

Ein was verschwieg ich ihm aber. Gestern als ich ihm sagte er soll schlafen, stellte er eine Bedingung auf. Lance meinte, ich sollte bei ihm bleiben und seine Hand halten, bis er eingeschlafen war. Dies hatte ich auch getan, aber Gott sei Dank erinnerte er sich nichtmehr daran.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now