45. "Irgendetwas stimmt mit mir nicht"

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P.O.V Lance

Die laute Musik hämmerte wie gewohnt gegen mein Trommelfell. Überall tanzten, tranken oder lachten Leute. Da es eben eine geplante Party war, waren auch dementsprechend viele gekommen. Der Club platzte bestimmt schon aus allen Nähten und ich hatte das Gefühl wenn auch nur noch eine Person mehr hier reinkommen würde, ersticken hier Menschen.

Es dauerte nichtmal mehr eine Minute, bis ich alle aus den Augen verloren hatte. Alle außer Melissa. Ich würde sie garantiert nicht allein lassen. Nicht, solang hier eine Menge notgeiler besoffener Typen herumrannte. Sie selbst schien sich mit dem vielen ungewollten Körperkontakt mit Fremden nicht wirklich wohl zu fühlen. Aber so voll wie es hier war, ging es nicht anders.

"Ich glaube, ich hol mir mal was zu trinken.", schrie Melissa mir ins Ohr um die Bässe zu übertönen. Um nicht auch schreien zu müssen nickte ich bloß und folgte ihr wieder. Ich lief hinter Melissa um sie besser im Auge behalten zu können.

"Was willst du?", fragte ich sie, als wir an der Bar waren. Melissa ignorierte meine Frage und bestellte selbst. Ich griff nach meinem Portmonee, doch sie legte eine Hand auf meinen Arm.

"Du brauchst das doch nicht zu bezahlen.", sagte sie kopfschüttelnd, aber trotzdem mit einem leichten Lächeln. Sie selbst zahlte und nahm dann das Getränk entgegen. Ich bestellte mir ebenfalls etwas und so traten wir wieder von der Theke weg. "Sollten wir nicht vielleicht mal wieder nach den anderen gucken?", fragte Melissa und sah sich in der Menge um. Ich tat es ihr gleich, aber erkannte niemanden bekanntes.

"Wieso?", hackte ich nach. Schließlich werden die alle mit sich selbst beschäftigt sein. "Falls sie uns brauchen können sie uns suchen.", ergänzte ich, nachdem ich einen großen Schluck meines Getränkes genossen hatte. Beide leerten wir ziemlich schnell die Rester in unserem Glas und stellten diese irgendwo ab. "Willst du tanzen?", rief ich über die Musik hinweg, wobei ich zu ihr sah. Melissa nickte zufrieden und folgte mir dorthin, wo ich die Tanzfläche vermutete.

Wir bewegten uns leicht zur Musik. Doch nicht so, wie ich es früher immer mit den Blondinen getan hatte. Es war lange nicht so widerlich wie ich es damals gemacht habe. Und um ganz ehrlich zu sein, machte es mit Melissa um einiges mehr Spaß als sonst. In diesem Moment konnte ich nicht im Geringsten nachvollziehen was ich früher immer so toll an den Blondinen gefunden hatte. Bei Melissa war es irgendwie viel besser.

Blöderweise meldete sich genau jetzt meine Blase. Schon Zuhause hatte ich viel getrunken, damit der ganze Alkohol nicht so auf leeren Magen trifft. Jetzt aber bereute ich es, denn schließlich müsste ich Melissa allein stehen lassen. Ich konnte sie ja schlecht mit auf die Männertoilette nehmen.

"Ich muss mal kurz aufs Klo. Treffen wir uns an der Bar wieder?", fragte ich, nachdem das Lied zu Ende war. Eigentlich hätte ich am Liebsten noch weiter gemacht, doch Mutter Natur wollte es anscheinend nicht.

"Ich hol uns auch gleich noch was zu trinken.", sagte Melissa nachdem sie meinem Vorschlag zugestimmt hatte. Also bahnte ich mir, so schnell es möglich war, den Weg zur Toilette frei. Denn ich wollte Melissa nicht so lang alleine lassen. Sie könnte ganz genau in dieser Sekunde von einem widerlichen Typ belästigt werden. Der Gedanke reichte schon aus, um meine Schritte zu beschleunigen.

Man hätte diesen Klogang wahrscheinlich als den Schnellsten seiner Art ins Guinness Buch der Rekorde schreiben können, denn ich war so schnell ich konnte wieder an der Bar. Gott sei dank stand Melissa allein und mit zwei Getränken an dieser, wobei ein Getränk schon deutlich leerer war. Sie lächelte mir zu als sie mich entdeckte, doch an diesem Lächeln stimmte irgend was nicht. Es sah ziemlich angetrunken aus, obwohl Melissa bis eben noch fast komplett nüchtern war. In dieser kurzen Zeit in der ich nicht da war, konnte sie auch unmöglich so viel getrunken haben.

"Hier.", sagte sie und drückte mir das volle Glas in die Hand. Melissa bewegte sich noch immer ganz leicht zur Musik hin und her. Im Allgemeinen wirkte sie offener und eindeutig betrunken.

"Was trinkst du da?", hackte ich skeptisch nach und nahm ihr kurz ihr Getränk ab. Es roch nicht übertrieben nach Alkohol. Also hatte es wahrscheinlich genauso viel Prozent wie meines.

"Können wir nochmal tanzen?", fragte sie und sah mich mit großen glücklichen Augen an. Aber sie wirkten nicht so klar wie sonst. Eher etwas getrübt.

"Klar, wenn wir ausgetrunken haben.", sagte ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Ich überlegte noch immer was sie getan hatte, dass sie nun so beschwipst war. Denn wie gesagt, sie konnte in meiner Abwesenheit einfach nicht so viel getrunken haben um jetzt so drauf zu sein. Als Melissa noch einen Schluck nahm, veränderte sich ihre Stimmung schlagartig.

"Du Lance?", sagte sie mit verkrampften Gesicht und hielt sich an den Bauch. "Irgendwas stimmt mit mir nicht.", fügte sie noch hinzu. Ich bemerkte wie ihre Beine langsam nachgaben und legte deswegen einen Arm um sie. Das war garantiert keine Wirkung von Alkohol. Zwar war ich mir nicht ganz sicher, doch ich vermutete das ihr in dieser kurzen Zeit irgendjemand was ins Getränk getan hatte.

Strange Neighbour Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz