37. Funkeln in den Augen

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P.O.V Lance

Ich bemerkte, dass Melissa wohl noch ein bisschen anstehen würde und erinnerte mich an diesen kleinen Affen zurück. Schon da habe ich kurz überlegt ob ich ihn hole, doch jetzt wenn ich eh noch warten müsste, könnte ich ihn ja wirklich schnell gewinnen. Es müssten nicht viele Punkte an dieser Bude sein, da der Affe eben relativ klein war und so könnte ich Melissa eine Freude bereiten. Also tat ich dies schnell und ging wieder zurück an meinen alten Platz.

Als ich ihr den kleinen Affen entgegen hielt, sah sie mich überrascht an. Ihre Augen funkelten zu mir auf, weshalb mein ganzer Körper unter Strom stand. Das Leuchten ihrer Augen war unfassbar schön, wodurch ich gerade so verdammt glücklich dieses Plüschtier geholt zu haben. Sonst hätte ich dieses Funkeln nicht sehen können.

"Hast du nicht wirklich getan oder?", fragte sie ungläubig lächelnd und sah auf den Miniaffen in meiner Hand. Ich überreichte ihn ihr, worauf sie kurz glücklich quietschte. Ich konnte nicht anders als laut aufzulachen, wobei sie ganz leise mit einstimmte. Ihr Lachen stimmte meine sowieso schon perfekte Laune noch besser. Genau jetzt viel mir noch etwas ein, was meine Laune wirklich auf den Höhepunkt bringen würde.

"Der Affe ist für dich aber nicht ganz umsonst.", sagte ich und grinste sie etwas hinterlistig an. Melissa blickte fragend zu mir hoch, doch das wunderschöne Funkeln in ihren Augen blieb erhalten. Ich zeigte kurz auf meine Wange und wartete auf ihre Reaktion.

"Ach, wenns sonst nichts ist.", sagte Melissa gespielt gleichgültig und gab mir nun den dritten Kuss auf meine Wange. Wie die anderen beiden Male auch brachte es mein Herz fast zum überschlagen. Wie wäre es wohl, wenn ich ihre Lippen küssen würde?
Diesen Gedanken schlug ich mir lieber schnell aus meinem Kopf. "Danke.", sagte Melissa noch, ehe wir langsam weitergingen.

~~~

Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen. Eigentlich hatten wir vor schon zu fahren, aber Melissa meinte sie wolle noch nicht nach Hause. Also liefen wir noch ein bisschen außerhalb des Rummels herum. Hier war es ruhiger. Es herrschte irgendetwas in der Luft. Ich konnte es deutlich spüren und gerade durch die Stille wurde es deutlicher. Melissa drehte den kleinen Affen leicht in ihrer Hand herum.

"Bist du eigentlich Seahawks Fan?", fragte Melissa wie aus dem nichts. Kurz sah ich verwirrt zu ihr, bis mir das Plakat für ein Spiel dieses Teams ins Auge stach. Ich nickte kurz und wieder wurde es still.

"Warum?", fragte ich nach. War sie etwa auch Fan? Eher unwahrscheinlich, doch warum fragte sie dann?

"Naja mein Vater kann dieses Team überhaupt nicht ausstehen.", sagte Melissa und sah ebenfalls nochmal zu dem Plakat. Die eine Hand, welche nicht den Affen hielt, berührte meine leicht. Ihre Hand war ziemlich kühl. Vielleicht war ihr kalt...

In diesem Moment war ich ziemlich stolz auf mich, dass ich statt einem Pullover ein Shirt und eine Jacke angezogen hatte. Schnell schlüpfte ich aus meinen Ärmeln heraus und wollte sie ihr gerade um die Schultern legen, als sie einen Schritt zur Seite wich.

"Zieh deine Jacke wieder an. Du erkältest dich noch.", sagte Melissa milde lächeln und sah etwas verlegen auf den Boden. Sie hatte nicht ganz unrecht. Jetzt da ich aus der Jacke heraus war, merkte ich erst wie kühl es geworden war. Trotzdem wollte ich, dass sie meine Jacke nahm.

"Dir ist aber kalt, nicht mir.", log ich und legte ihr diesmal erfolgreich meine Jacke um die Schultern. Melissa musste ja nicht unbedingt wissen, dass mir jetzt kalt wurde. Ich hatte ja ein paar mehr Muskeln, welche meinen Körper etwas länger warm halten sollten.

So liefen wir also noch ein bisschen weiter. Melissa meinte, wir sollen wieder zurücklaufen, damit ich nicht krank werde. Aber wie schon erwähnt, mich störte es wenig... Während wir also so gingen, streifte meine Hand erneut ihre. Ich nahm allen Mut zusammen und griff leicht nach ihrer. Melissa's Hand war schon etwas wärmer und ich verschränkte unsere Finger mit einander. Auch wenn die Straße nicht stark beleuchtet wurde konnte ich sehen, wie Melissa rot wurde. Sie starrte schon fast krampfhaft auf den Boden und lief einfach weiter neben mir her, als wäre nichts. Dieser Moment war irgendwie besonders erfüllend. Melissa und ich liefen hier so ziemlich allein, während sie meine Hand hielt, meine Jacke trug und in der anderen Hand ein kleines Plüschtier hielt, was ich ihr geschenkt hatte. Konnte dieser Moment denn noch besser werden? Konnte dieser Tag überhaupt noch besser werden?

Als wir an meinem Auto ankamen, lösten sich unsere Finger langsam. Dieses Mal konnte ich ihr die Tür aufhalten, so dass sie einsteigen konnte. Aber sie tat es nicht. Melissa blieb vor mir stehen und sah mit großen Augen zu mir hoch. Das Funkeln von vorhin hatte sich noch um ein vielfaches verstärkt und so kam es mir vor, als würden in ihren Augen kleine Sterne leuchten. Mein Atem wurde ganz flach, denn Melissa wand den Blickkontakt nicht ab. Sie sah weiterhin zu mir auf. Und da war er wieder. Dieser Drang meine Lippen auf ihre zu legen. Dieses Mal aber wollte ich es wirklich machen. Ich würde es nicht mehr aushalten dieses Verlangen zu ignorieren. Ich legte eine Hand an ihre Wange, über welche ich auch kurz strich. Ihre Haut war so weich und makellos. Meinen Kopf senkte ich leicht zu ihr herunter, wobei mein Blick vollkommen ihren Lippen galt. Mit leicht zitternder Hand hob ich ihren Kopf weiter zu mir an. Nun legte Melissa ihre Hände ganz sachte auf meine Brust. Unsere Lippen trennten nur wenige Zentimeter, als ich meine Augen schloss. Ich überwand besagte letzte Zentimeter und legte meine Lippen auf ihre. Doch es waren nicht ihre Lippen.

Total verwirrt öffnete ich meine Augen und erkannte, dass Melissa ihre Hand auf ihren Mund gepresst hatte und ich somit ihren Handrücken geküsst habe. Ich nahm meine Hand von ihrer Wange und entfernte mein Gesicht etwas weiter von ihrem. Sie sah mich leicht ängstlich an, ehe sie wieder auf den Boden blickte. Verdammt, ich wollte sie doch einfach nur küssen. Ihre Körpersprache gab über sie doch etwas ziemlich ähnliches preis. Warum ließ sie sich nicht küssen?

"Oh verdammt tut mir leid.", murmelte ich und raufte mir durch die Haare. Ich hatte es nun endgültig verbockt. Einmal abgewiesen zu werden ist schon hart, aber ein zweites Mal noch härter.

"Es ist nicht deine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht.", sagte Melissa und berührte ganz vorsichtig meinen Oberarm. Ich sah wieder zu ihr, doch leider war das Funkeln verschwunden.

"Warum dann? Ich will dich doch einfach nur küssen. Du quälst mich damit regelrecht.", gab ich verzweifelt lächelnd preis. Oh man, eigentlich wollte ich das nicht sagen, doch mir ist es einfach so heraus gerutscht.

"Ähm... das würdest du wahrscheinlich nicht verstehen.", sagte Melissa und spielte mit dem Saum ihres Pullis herum. Ich legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es an und zwang sie damit quasi mich anzusehen.

"Ich hör dir immer so aufmerksam ich kann zu.", sagte ich und versuchte vertrauensvoll zu lächeln. Was würde ich nicht verstehen? Hatte es einen tieferen Hintergrund?

Strange Neighbour Where stories live. Discover now