#86 [Taehyung]

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Wir stehen nun mittlerweile alle am Bahnhof und schauen auf die Anzeigetafel der Züge. Jungkook steht nah neben mir, um auf mich aufzupassen, da ich noch immer recht schwach bin, Namjoon hält Jins Hand und Hoseok grinst immer wieder in sein Handy hinein. Man könnte also fast denken, dass jeder glücklich ist.

Wären da nicht Suga und Jimin..

Jimin trägt schon wieder seinen Mundschutz und steht meilenweit von Suga entfernt und Suga schaut ab und zu mit einer ernsten Miene auf sein Handy, aber sonst sieht er auch nicht so wirklich glücklich aus. Tatsächlich sieht er auch ab und zu etwas traurig zu Jimin, weil er denkt, dass das niemand merken würde, aber ich beobachte die beiden schon die ganze Zeit.

Kurz bevor Jimin und Jungkook zum Gleis aufbrechen wollen, gehe ich zu Jimin, welcher aber den Blickkontakt mit mir vermeidet. Ich zwinge ihn, mich anzusehen und fackel nicht lange herum.

"Jimin, was ist zwischen dir und Suga passiert?"

Ich habe eine ernste Miene aufgesetzt, was ich nicht häufig mache, weswegen Jimin sich wohl bewusst ist, dass ich es todernst meine und es wissen will. Ich vernehme ein leichtes Zucken und sehe, dass er seine Augen - wenn auch nur dezent - zusammenkneift.

"Das geht dich nichts an." entgegnet er mir leicht wütend und geht einfach los, um auf sein Gleis zu kommen.

Daraufhin kommt Jungkook schnell zu mir und schaut mit mir zusammen verwirrt Jimin hinterher.

"Was ist mit dem los?" fragt mich mein Schatz.

"Ich weiß nicht. Er wollte nichts sagen. Kannst du auf dem Weg nach Busan mit ihm sprechen?"

Jungkook nickt und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

"Ich folge ihm dann schnell."

Ich nicke.

"Ich liebe dich, Jungkook" rufe ich den bereits losjoggenden hinterher.

"Ich liebe dich viel, viel mehr, Kim Taehyung!" schreit er besonders laut, um auch die Aufmerksamkeit der anderen Menschen auf sich liegen zu haben.

Ich grinse gerührt und lache leicht.

"Warum gehen die schon?" fragt nun Hoseok.

"Ihr Zug kommt bald."

Er nickt und schaut sofort wieder auf sein Handy, da er eine Nachricht erhalten hat. Ich schaue schnell und unauffällig auf das Display.

"Wer ist denn Jiyeon?" frage ich grinsend.

Hoseok zieht schnell sein Handy an die Brust und schaut mich ertappt an.

"N-niemand!"

"Du bist schlecht im Lügen~ Und jetzt sag' schon. Wer ist das? Deine Freundin?"

Hoseok seufzt.

"Meine fast-Freundin. Ich will sie kennenlernen."

Er lächelt schüchtern.

"Dann musst du sie treffen."

"Die Planungen dafür sind schon im vollen Gange."

Ich nicke, mich für Hoseok freuend.

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Der Zug nach Busan fährt gerade ein und auch Suga und ich stehen nun am Gleis, um auf unseren Zug zu warten. Suga tritt ungeduldig immer von einem Bein auf das andere und schaut immer wieder in Richtung Zug nach Busan. Es schmerzt schon förmlich, zuzusehen, also beschließe ich, ihn auch anzusprechen.

Doch gerade als ich zu ihm gehen will, zückt er sein Handy und ruft jemanden an. Ich beobachte ihn mit knurrendem Magen und seufze. Er ruft mindestens fünf Mal an und nach der Zeit zu urteilen, die er abwartet, dass angenommen wird, würde ich sagen, dass er weggedrückt wird. Nach den fünf Malen schreibt er anscheinend eine Nachricht und als der Zug losfährt, legt er das Handy wieder weg und starrt stattdessen auf die Gleise vor ihm. Er tritt näher heran und ich beobachte ihn genau.

Was geht in seinem Kopf vor sich...? Er steht mit den Zehen über den Bahnsteig ragend am Rand...

"Sie haben aber nicht vor, zu springen, oder?" spricht ein Mann im Anzug meine Fage an Suga aus.

Der Schwarzhaarige sieht den Mann an und schüttelt den Kopf. Er zeigt zum anderen Ende des Bahnsteigs.

"Wenn ich springen wollen würde, dann stünde ich da vorne. Hier hat der Zug nicht mehr genug Geschwindigkeit."

Verwirrt von der logischen Antwort dreht der Mann sich um und geht. Suga tritt allerdings ebenfalls vom Rand weg. Ich stelle mich deshalb nun neben ihn.

"Der Zug hat dennoch genug Geschwindigkeit, um dich zu überrollen." sage ich.

"Viele hinterfragen nicht weiter, wenn sie eine logische Antwort erhalten. Die Antwort ist nachvollziehbar, weshalb unachtsame Menschen sich mit so einer Antwort zufrieden geben.."

"Also wolltest du springen?"

Suga schüttelt den Kopf.

"Ich hätt's nicht getan ich-.... Ich hab' nur mit dem Gedanken gespielt..."

Seine Stimme wird zum Ende hin leiser und er schaut auf den Boden.

"Das kannst du uns aber nicht antun, Suga... Was ist denn zwischen euch vorgefallen?!" frage ich entsetzt, aber leise.

"Ich bin zu weit gegangen... Ich habe gedacht, dass es hilft, wenn er weiß, dass ich ihn so nehme, wie er ist.. Aber ich denke, dass er mich jetzt tatsächlich hasst. Er hat es mir ja auch gestern gesagt, aber ich habe es ignoriert. Ich habe es nicht ernst genommen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was genau der Grund ist, aber er hasst mich jetzt."

Ich schaue Suga kopfschüttelnd an.

"Es ist unmöglich, dass er dich hasst. Er liebt dich; ich kann es mir nicht vorstellen. Was hast du denn getan, sodass er dich hassen soll?"

Suga seufzt schmerzerfüllt, sodass ich seinen Schmerz schon fast mit spüren kann.

"Ich.. Ich habe ihn angefasst.."

Ich reiße meine Augen auf.

"Was?! Echt jetzt??!"

Er nickt.

"Jimin.. hat sich noch nie selbst berührt und ich dachte, dass es ihm gefallen wird."

Ich nicke.

"Vielleicht braucht er nur Zeit. Lass ihm seinen Freiraum, zeig' ihm aber trotzdem, dass du ihn liebst. Und sag' ihm, dass du seinen Körper toll findest. Du darfst ihn nicht allein lassen.. Und tu' dir auf keinen Fall etwas an! Sonst machst du Jimin Schuldgefühle!"

Suga lacht etwas gespielt.

"Bist du etwa sein Therapeut und hast eine Akte über ihn?"

"Nein. Ich weiß nur viel über ihn, da ich ihn so lange kenne."

Ich streiche mitfühlend über Sugas Arm.

"Das wird bestimmt schon wieder. Mach' dir einfach keine Gedanken."

"Danke, Taehyung."

Ich nicke.

"Ah, fuck.. Mir ist schlecht..." murmel ich, da mir plötzlich extrem schlecht wird.

Ich suche verzweifelt eine Mülltonne und renne dann dort ihn, um mich über sie zu lehnen. Mein Körper würgt und versucht, selbst das letzte Rest an Magenflüssigkeit aus meinem Körper zu pressen. Suga, der mir gefolgt ist, streichelt mitfühlend über meinen Rücken.

Ich hasse es, krank zu sein...

Hauptsache, ich bin schnell zuhause....

Text me my friend *YoonMin*Where stories live. Discover now