#102 [Yoongi]

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"Ich will mit euch reden."

Der Jüngste unter uns betritt das Zimmer und schließt die Tür.

"Eigentlich will ich eher mit dir reden, Min."

Ich sehe ihn scharf an.

Was fällt ihm eigentlich ein, mit einem Älteren so zu reden?

Jimin und ich richten uns in eine aufrecht sitzende Position und verzweigen unsere Finger, während sich Jihyun auf den Schreibtischstuhl von Jimin setzt, der sich rechts neben dem Bett befindet. Damit sitzt er beinahe neben mir, denn ich sitze auf der rechten Seite von Jimin und mir.

"Jihyun, ich hab' dir vorhin eine Antwort gegeben." wirft Jimin in den Raum und nennt seine 'Antwort' scheinbar extra nicht.

"Ich weiß, Bruderherz."

Jihyun klingt kühl und sieht nun wieder zu mir.

"Aber ich sagte dir bereits, dass ich dir nicht glaube."

"Was willst du denn mit mir besprechen?" mische ich mich nun ebenfalls in die Unterhaltung ein.

"Warum lässt du Jimin-Hyung so leiden?"

Mein Herz sticht kurz, aber ich lasse mir nichts anmerken.

Ich lasse Jimin leiden..?

"Jihyun!" ermahnt Jimin ihn, aber der Jüngste geht darauf nicht ein.

Bevor ich etwas sagen kann, spricht der Junge auch schon weiter.

"Bevor du gekommen bist, ging es Jimin gut! Er hatte Freunde in der Schule, hat immer gelernt und er hatte gute Noten! Meine Eltern mussten sich nie Sorgen um ihn machen und mit mir hat er über alles geredet!"

Jihyun sieht mich funkelnd an und erwartet eine Rechtfertigung. Ich spüre, dass Jimin mich rechtfertigen will. Jedoch kann er es nicht und den Grund dafür kann ich mir denken.

Natürlich ging es Jimin, bevor ich gekommen bin, genauso scheiße, wie nachdem ich ihn verletzt und abgewiesen habe, aber seine Maske war stark und undurchlässig. Es war ihm ein leichtes, seine Gefühle vor jedem zu verstecken. Seitdem ich jedoch da bin, bricht seine Maske - was gut ist, denn wenn seine Maske gebrochen ist, kann ich ihn heilen und mich schützend vor ihn stellen.

Ich werde diesem Jungen allen Schmerz wegnehmen. Einschließlich dem Schmerz, der wegen mir aufkommt.

"Wieso bist du dir so sicher, dass ich der Auslöser dafür bin?" frage ich und grinse spöttisch, während ich über Jimins Handrücken streiche.

Dieser legt folglich seinen Kopf an meiner Schulter ab und lauscht, unfähig irgendwie einzugreifen, dem Gespräch zwischen mir und Jihyun.

"Das ist doch offensichtlich. Bevor du kamst, hat er mit seinen Freunden geschrieben und war in der Schule total beliebt. Jetzt schreibt er nurnoch mit euch aus dem Internet und ist in der Schule ständig allein. Außerdem tut er in der letzten Zeit nurnoch so, als würde er lernen. Das merkt man sogar an seinen Noten.. Und zur Krönung hat er sich wegen dir geritzt und sogar fast umgebracht!"

Ich grinse weiter, da ich seine Anschuldigungen urkomisch finde.

"Was grinst du so blöd?! Findest du das etwa auch noch witzig?!"

Ich schüttel den Kopf weiterhin belustigt grinsend.

"Tatsächlich finde ich es witzig, wie du mir irgendetwas vorwirfst, ohne jegliche Beweise oder Zustimmung zu besitzen."

Ich drehe meinen Kopf zu Jimins und küsse ihn auf diesen.

"Ist es okay, wenn ich es ihm erkläre und du korrigierst mich im Notfall?"

"Ja. Leg' los."

"Okay."

Ich wende mich wieder zu Jihyun, welcher mich verdutzt anstarrt.

"Also zu aller erst habe ich mit dem, was in Jimins Schule passiert ist, nichts zutun gehabt. Dass Jimin ein Weib abgewiesen hat, welches ihn nur als Statussymbol gesehen hat, habe ich null beeinflusst und dass er daraufhin gemobbt wurde, hätte ich auch nicht ändern können."

"Mag schon sein, aber er hätte uns davon erzählt, wenn du ihn nicht so verletzt hättest!"

Ich schüttel den Kopf.

"Jimin ist schon seit längerer Zeit so. Er ist nicht aufgrund meines Erscheinens still und verschwiegen geworden. Tatsächlich war er es schon immer. Einzig und allein daran, dass das aufgeflogen ist, bin ich Schuld. Ich will ihm nämlich helfen."

"Erzähl keinen Scheiß."

Jihyun hat anscheinend keine Argumente mehr. Ich muss ihn einfach nur ein wenig zutexten und dann wird er zugeben müssen, dass ich recht habe.

"Lass mich jetzt bitte aussprechen, Jihyun. Auch, wenn es für dich schwer zu begreifen sein wird..
Jimin fühlt sich schon seit einiger Zeit dreckig und hat depressive Gedanken. Diese hat er vor euch geheim gehalten und ich bin mir sicher, wäre ich nicht in sein Leben getreten, dann würdet ihr davon erst erfahren, wenn er tot wäre.
Ich will nicht abstreiten, dass er sich wegen mir oft schlecht gefühlt hat. Ich bin nicht perfekt.. Er hat sich geritzt, weil ich ihn abgewiesen habe und das, obwohl ich ihn liebe. Sterben wollte er, weil ich ihn allein gelassen habe.. Aber wenn ich nicht da wäre, dann hätte er wahrscheinlich nicht einmal einen Grund, um zu leben und er würde wie ein Zombie einfach nur vor sich herschlurfen und auf seinen Tod warten..
Und wenn er euch nichtmal genug vertraut hat, um euch das zu erzählen, dann hätte er euch auch niemals als Lebensgrund gesehen.
Ich bin vielleicht nicht die beste Wahl, aber ich bin ursprünglich mit dem Ziel näher in sein Leben getreten, ihm zu helfen und ihm all seine Schmerzen zu nehmen. Ich bin jetzt hier, um ihn-... zu lieben.. und nie wieder gehen zu lassen.."

Jimin unterbricht mich, indem er mir einen Kuss auf die Wange haucht und mich damit aus dem Konzept bringt, weswegen ich den Rest stockend sage. Er hat scheinbar ein paar Tränen verloren, lächelt aber.

"Danke, dass du diese schmerzhafte Beichte an meiner Stelle übernommen hast." murmelt er.

"Jimin-Hyung.. Stimmt das etwa alles??"

Ich schaue zu Jimin, der nickt.

"Ja."

Text me my friend *YoonMin*Where stories live. Discover now