#114 [Mrs. Park]

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Erleichtert lasse ich mich in mein Ehebett fallen und decke mich zu. Mein Ehemann schaltet das Licht aus und legt sich zu mir ins Bett. Ich starre an die Decke, während er es sich bequem macht.

"Schatz, ich denke, wir sollten Jimin wirklich gehen lassen." sagt mein Mann seufzend.

"Ich habe ihn gerade noch immer in seinem Zimmer wimmern hören.."

Ich seufze.

"Er ist noch nicht einmal 18 und hat die Oberschule noch nicht abgeschlossen. Er ist noch ein Kind und weiß nicht, was er da eigentlich tun will. Du hast doch gesehen, wie er in der Küche geweint hat! Er ist noch lange nicht bereit, ein Erwachsener zu sein!" verteidige ich meine Meinung.

"Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich ihn in den Armen hielt, als er hingefallen ist und sich das Bein aufgeschürft hat.." sagt mein Mann zurückdenkend.

"Und wie er immer Kleintiere wie Insekten, Würmer und Schnecken mit nach Hause gebracht hat, weil er ein Haustier haben wollte." sage ich und lächel, während ich an den kleinen Jimin zurückdenke.

"Du möchtest ihn noch nicht gehen lassen, habe ich nicht recht?"

Ich antworte nicht.

Mein Mann hat recht. Natürlich hat Jimin ein Alter erreicht, in dem er mehr Freiheit haben möchte, aber ich hätte niemals gedacht, dass er ausziehen wollen würde.. Er ist mein kleiner, schwacher und verheulter Jimin, der beschützt werden muss. Ich kann ihn nicht gehen lassen..

"Vergleich doch mal seine Größe und seinen Körperbau von damals mit jetzt.. Jimin IST ein Erwachsener und es ist nur natürlich, dass er mit seinen Freunden das Leben kennenlernen will. All die Jahre hat er zuhause gesessen und gelernt. Der Junge weiß doch nicht einmal, wie das richtige Leben aussieht. Es wäre für ihn besser, wenn er es mit seinen Freunden erleben würde."

"Aber das ist es doch gerade. Er weiß nicht, wie das Leben ist und hört uns schon seit immer zu. Anstatt mir zu widersprechen und mir eine klare Ansage zu machen, hat er sich dort hingesetzt und geweint.. So kann ich ihn doch nicht gehen lassen..!" beschwere ich mich.

"So haben wir ihn erzogen. Respektvoll und Autoritätsanerkennend. Du solltest ihm gerade deshalb seinen Wunsch erfüllen."

Ich seufze.

"Ich weiß nicht.."

Unser Gespräch wird durch ein klingelndes Telefon unterbrochen. Ich schaue verwirrt zu meinem Mann.

"Seit wann hörst du so ein Hip Hop Zeug?"

Er schüttelt den Kopf.

"Das ist Jimins Handy. Sein Freund ruft schon zum fünften Mal an. Ich geh' jetzt ran."

Ich nicke und kann durch die Lautstärke jedes Wort verstehen, das der junge Mann an meinem Mann richtet. An der Stimme rate ich, dass es Yoongi ist.

"Hallo?"

"Jimin, warum antwortest du auf keine unserer Nachrichten?! Ist etwas passiert? Du weißt doch, dass du immer mit mir sprechen kannst!"

Mein Mann schmunzelt.

"Ich bin nicht Jimin, aber Mr. Park. Du bist Yoongi, richtig?"

"Ja.. Warum haben Sie Jimins Handy, wenn ich fragen darf?"

"Naja. Jimin ist ein wenig unhöflich geworden, als wir wegen dem Umzug gesprochen haben. Da musste ich ihn irgendwie bestrafen."

"Oh.. Ich hoffe, dass es ihm gut geht..."

"Naja, er ist wohl noch immer traurig, aber es sollte gehen."

"Haben Sie es ihm verboten?"

Mein Mann schaut mich an und antwortet dann mit 'Ja', woraufhin Yoongi anscheinend seufzt.

"Ich.. Ich würde gerne ebenfalls mit Ihrer Frau sprechen.. Ist das möglich?"

"Ja, klar. Einen Moment."

Mein Ehemann, den das Display kurz blendet, versucht einige Sekunden lang das Handy auf Lautsprecher zu stellen und schafft es dann auch. Er hält das Handy zwischen uns und sieht mich dann erwartend an.

"Ähm.. Hallo?" mache ich mich also bemerkbar.

"Guten Abend, Mrs. Park. Ich bin Yoongi. Sie kennen mich sicher noch."

"Ja. Sehr gut sogar. Womit kann ich dir helfen?"

"Ich gehe einfach mal davon aus, dass Sie beide mich jetzt verstehen..
Ich weiß nicht, wie genau sich das anfühlt, aber ich kann es mir in etwa vorstellen. Ein Kind mehrere Jahre großzuziehen und es dann irgendwann gehen lassen zu müssen, ist bestimmt schon schwer genug, aber zusätzlich ist Jimin noch so jung und will weit weg mit seinen Freunden ziehen..
Ich möchte das gar nicht harmlos reden oder Sie zu etwas zwingen, aber ich verspreche Ihnen, dass wenn Sie Jimin erlauben, dass er mit uns zusammenzieht.. Ich werde mich gut um ihn kümmern.
Ich werde ihn beschützen und ihm helfen. Ich werde mich immer um ihn kümmern und ihn versorgen. Ich werde immer ein Auge auf ihn haben und ihm zuhören und das auch dann, wenn wir uns streiten. Ich.. werde diesen Jungen niemals wieder loslassen und ihn fest halten..
Ich will, dass es Jimin gut geht und dass er glücklich ist. Ich werde alles mögliche dafür tun und das verspreche ich Ihnen. Ich schwöre auf mein Leben, auf meine Liebe zu Rap und auf alles, was mir sonst noch wichtig ist. Sollte ich mein Versprechen brechen, dann soll mich Unglück erwarten und ich werde dafür Sorgen, dass ich bis zu meinem Tod leide. Ich meine das hier wirklich ernst. Es ist uns alles wichtig, dass wir zusammenziehen. Wir machen alle einen Schritt in Richtung Zukunft und das gemeinsam.
Bitte erlauben Sie Jimin, diesen Schritt mit uns zu gehen und sehen Sie ihm zu, wie er von allein erwachsen wird."

Bei den Worten dieses Jungen bleibt mir der Atem weg. Er klingt emotional, ernst und so, wie ich ihn einschätze, ist er sehr erwachsen.

Vielleicht hat er recht. Vielleicht haben alle recht. Ich muss Jimin seinen Freiraum geben. Sonst wird er seine Flügel niemals ausbreiten können. Ich muss diesen Jungen gehen lassen, denn er wird nicht immer mein kleiner Junge bleiben und das muss ich einsehen.

Ich seufze leicht lächelnd.

"Du hast recht.. Danke, Yoongi und auch Danke dir, Schatz. Ihr habt mir die Augen geöffnet. Ich werde es Jimin erlauben und ihn unterstützen, so gut ich kann.. Kümmer dich gut um meinen Sohn, Yoongi."

"Das werde ich."

"Du solltest vielleicht auch mal mehr lächeln, Yoongi. Gute Nacht."

"Gute Nacht, Mrs. Park. Gute Nacht, Mr. Park.. Und vielen Dank'."

Daraufhin legt mein Mann auf und dreht das Handy ungeduldig in seinen Händen.

"Na los. Geh' schon und gib unserem Sohn sein Handy zurück." sage ich grinsend und lasse mich ins Bett fallen, während mein Mann aufspringt.

Bald muss ich meinen großen Jungen also gehen lassen..

Text me my friend *YoonMin*Where stories live. Discover now