16.

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Als wir in die Straße von Jack einbogen, vibrierte mein Handy. Connor.

"Jack. Jetzt fällt Connor ein, mir zu sagen, wo der Schlüssel ist. Falls ich mir die Beine vertreten will."

"Ja. Der Connor! Immer etwas spät dran."

Ich musste schmunzeln. Ich schrieb ihn natürlich zurück und erklärte ihm, dass ich das von Jack schon erfahren habe. Und das ich kurz mit zu ihm gehe.

Beim Laufen fing an mein Rücken wehzutun. Und ich brauchte eine Pause. Dies zog wieder bis in die Schenkel. Meine Knie wackelten auch etwas. Ich hätte die Krücken mitnehmen sollen.

"Schaffst du den Rest noch?"

"Ich weiß nicht." Gab ich etwas atemlos wieder und stütze mich an einem Baum ab.

"Ich probiere es ..."

"Nichts da!" Er hob mich wieder einfach hoch und trug mich tatsächlich den ganzen Weg bis zu sich. Kraft hatte er definitiv. Und das war unglaublich sexy.

"Der Prinz scheint viel zu trainieren." Merkte ich an. Er schien stolz über die Aussage.

"Joha ... ein bisschen. Ich mache das zu Hause. Muss ja fit bleiben. Nur hinter der Theke stehen, macht mich nicht sportlich."

"Nicht? Dachte, die Muskeln wachsen, vom Alkohol ausschenken." Scherzte ich.

"Bist heute wieder witzig, ja? Du freche, kleine Fee." Ich kicherte etwas schüchtern vor mich hin. Ich fand seine Reaktion und wie er kurz über mein Witz schmunzeln musste echt süß.

Er setzte mich vor einem Haus ab, das weit am Rande von Park Slope war. Jupp, wie alle anderen Rot. Ganz Park Slope schien die Farbe zu haben. Vereinzeln sah man auch mal braun, gelb und ich sah ein blaues Haus. Also man kann sich austoben. Die meisten legen aber wohl kein wert drauf. Wir sind von der 5th Avenue zur 7th Avenue gelaufen. Es waren nicht mal fünfzehn Minuten Fußweg, aber wir brauchten fast zwanzig. Sogar länger, wenn er mich den Rest nicht getragen hätte.

"So hier ist es." Mit den Worten ging er voraus, um die Tür zu öffnen. Dann kam er wieder schnell zu mir.

"Was soll das werden? Du kannst mich nicht die ganze Zeit durch die Gegend schleppen." Wieder wollte er mich hochheben. Diesmal war ich aber dagegen.

"Du konntest gerade kaum noch laufen. Also lass dich tragen. So viel wiegst du nicht. Als ob ich Getränke ausschenken würde. Nicht der Rede wert." Toll! Jetzt bin ich schon eine Alkoholflasche. Der Vergleich war aber nicht nett. Deswegen streckte ich ihm leicht die Zunge raus. War aber wohl ein Kommentar auf mein Spruch vorhin. Dabei schaute er mich auch ziemlich unbeeindruckt und gleichzeitig etwas keck an.

Er setzte mich im Flur ab und legte Schlüssel und Jacke ab. Als er das tat, muss ich ans Krankenhaus denken. Und wieder hatte er was Ärmelloses an. Mein Blick war wohl wie immer sehr direkt. Warum musste ich immer so starren?

"Willst mal anfassen?" Grinste er. Und als ich mit großen Augen ihn völlig überfordert anstarrte, und ich hätte im Erdboden versinken können, lachte er. Was für ein Idiot!

"Du wirst immer so verlegen. Du hattest doch schon viele Typen mit ordentlich Bizeps. Was ist bei mir anders?" Gefühle? Dachte ich mir. Ich meine, ich mag ihn. Dann ist es schon was anderes. Aber wie sollte ich ihn das jetzt sagen?

"Äh ..." Krächzte ich. Wow! Das hat ihn bestimmt jetzt alles erklärt. Mensch! Ich sollte mich echt Mal zusammenreißen.

Dann drehte ich mich um und lenkte einfach ab.

"Stimmt. Etwas Moderner bei dir. Bei Connor sieht es eher aus, wie bei Ikea. Ziemlich ordentlich und kühl. Aber trotzdem hübsch. Du hast dafür mehr Farbe ... ich meine ..." Er unterbrach mich. Da ich nicht mehr aufhören konnte.

"Sag schon. Weil du mich magst? Ja, da kann Attraktivität noch mal ganz anders wirken." Ich schluckte schwer. Das war für mich eine sehr unangenehme Situation. Wollte aber nicht einfach wieder abhauen. Aber momentan auch schwer. Selbst ein Beinloser würde mich jetzt locker einfangen.

"Ohne Gefühle ist alles egal. Man denkt nicht nach. Was könnte er denken von mir? Was ist, wenn ich was falsch mache? Ob er das ok findet? Was ist, wenn ich das jetzt wirklich tu? Immer kommen Fragen und Zweifel. Man möchte alles richtig machen. Dem Gegenüber immer fair und ehrlich sein. Ohne Gefühle denkt man das nicht. Zumindest nicht in dem Maße. Man will immer sein Gesicht wahren, aber der Gegenüber ist einem egal. Ist es nicht so?" Ja. Er hat es perfekt erfasst. Obwohl, ich selbst mir egal war. Ich habe mich angeboten wie eine Gummipuppe. Ein Spielzeug. Ich habe viel gesoffen und mich nehmen lassen, wie die Kerle es wollten. So spürte ich nichts. Dachte nicht nach. Mir war egal, ob ich an einem gerate, der das zu sehr ausnutzt und ich vielleicht dann tot in irgendeiner Ecke liege.

"Also?" Er wollte wohl noch immer eine Antwort. Oder zumindest Reaktion.

"Ja. So ungefähr. Obwohl ... mir alles egal war. Nicht nur der Typ hinter mir."

"Hinter? Du meinst vor, weil .... Ah! Ok. Verstehe." Diesmal war eher etwas sprachlos. Es schien ihn fast schon unangenehm zu sein.

"Daran will ich nicht denken! Danke für das Kopfkino." Ich zuckte mit den Schultern.

"Denk dich dort hin." Grinste ich frech.

"Du bist echt ne ... Ach komm! Danke! Das ist noch mieser!" Mitten im Satz muss ihm wirklich das Bild durch den Kopf gehuscht sein. Ich musste dann lachen. Wie er da stand. Kopfschüttelnd. Versuchte, wieder diese Bilder loszuwerden.

"Tut mir leid." Das kam aber nicht überzeugend. Da ich die ganze Zeit lachen musste und versuchte mir dies zu verkneifen.

"Ja ja. Pass auf das ich nicht mal wirklich hinter dir stehe. Dann, wenn du es nicht erwartest." Letzteres flüsterte er förmlich, als er sich zu mir runter beugte. Das machte mich vollkommen wuschig. Da ich so was ja als reizvolle Vorstellung sah.

"Was? Macht dich das an? Oh je. Du wirst mit Connor viel Spaß haben. Dabei sagte ich nur stehen, nicht reinstecken." So ein Ferkel! Sein blödes Grinsen dann, hätte er sich sparen können. Und warum hätte ich mit Connor Spaß, weil ich auf so was stehe? Es ist auch ohne Alk und fremde Typen ein schöner Gedanke. Wenn er wüsste, was ich für Gedanken hatte, hätte er nicht mehr gelacht. Oder vielleicht doch? Menschen können so viele unterschiedliche Vorlieben haben. Wer weiß, was er und Connor so mögen. Aber ich dachte, so schlimm und krank wie ich, kann keiner sein. Beziehungsweise habe ich noch keine Erfahrungen mit solchen Sachen. Aber vielleicht werden sie ja irgendwann erfüllt.

Perfect Love - Inneres Verlangen! (Unbearbeitet)Where stories live. Discover now