LXXXIX | Verbündete und Verfahren

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Anstatt mir zu Antworten, deutet Mister O'Byrne auf den, mittlerweile dreckigen, Verband, der sich um meine Hände wickelt. „Ich habe schon gehört, dass ihr angegriffen worden seid. Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass euch etwas passiert ist." „Wir leben noch. Könnte schlimmer sein." Gebe ich von mir. Es stört mich, dass er mir nicht antwortet. Habe ich doch auch gemacht. Wenn, dann soll er mir wenigstens eine Lüge auftischen, aber mich nicht so in der Luft hängen lassen. Bei seinem Talent zum lügen, das er anscheinend hat, würde es mir wahrscheinlich noch nicht mal auffallen.

„Wisst ihr, wer es war?"

„Die anderen schätzen, es war die Dunkle Garde, aber sicher ist sich niemand so wirklich." Erkläre ich, während wir unter einem Durchgang hindurch gehen und in einem lang gezogenen Torbogen zum Stehen kommen. Wir sind nicht hier, weil der kalte Wind hier nicht so schlimm ist, Nein. Ich weiß, wieso wir hier sind. O'Byrne kann jeden sehen, der nur in irgendeiner Weise in Betracht zieht, uns zu beobachten.

„Die Dunkle Garde handelt nicht von sich aus. Sie haben einen Auftraggeber." Er spricht nun leiser, sehr wohl in Kenntnis, dass man uns hier hören kann, auch ohne bemerkt zu werden. Ich nicke. „Weiß ich. Sieht so aus, als würde irgendjemand versuchen mich umzubringen."

„Die Garde erledigt schon lange Zeit nichts mehr für die normalen Bürger." Fährt O'Byrne nach einer kurzen Pause noch leiser fort. „Sie töten nicht für jeden. Nur für Menschen mit Einfluss." Erneut legt der Allianzbeauftragte seine Hand auf meine Schulter und durchbohrt mit seinen stechenden, blauen Augen, fast meinen Kopf. „Nicht irgendwer versucht dich umzubringen, Katherine. Jemand sehr, sehr mächtiges versucht dich umzubringen."

„Aber ich bin noch am Leben. Also waren es wohl noch Attentäter in der Ausbildung." Murre ich, wahrscheinlich um mir noch etwas Sarkasmus zu bewahren. Tatsächlich schleicht sich ein kleines Lächeln auf O'Byrnes Lippen, als er sich noch etwas weiter zu mir vorbeugt. „Du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen, Katherine." Seine Hände gleiten von meinen Schultern meine Arme hinunter und umfassen meine Bandagierten Hände. „Du hättest sterben können." „Aber das ist doch das, auf das die Prophezeiung sowieso hinarbeitet", zucke ich mit den Schultern, während ich auf O'Byrnes Finger starre, die sich immer noch um meine Hände geschlossen haben. Mit einem Mal lösen sich seine Hände von meinen, und eine davon legt sich zwischen meinen Kragen und mein Haar, genau auf meine ungeschützte Haut. „Hast du denn noch nicht verstanden, was ich alles tun würde, damit die Prophezeiung sich nicht erfüllt?" Fährt er mich nahezu an, wirkt fast so, als würde er mich am liebsten schütteln wollen. Eine Gänsehaut hat sich schon auf meinem Rücken breit gemacht, als O'Byrnes Haut meine berührt hat, da er wie immer eiskalt ist- was hier jedoch nicht weiter verwunderlich ist- doch jetzt reiße ich auch noch meine Augen auf. „Victorie sagt, eine Prophezeiung kann nicht verhindert wer-" „Wen interessiert, was Victorie sagt?" Unterbricht mich O'Byrne mit diesem verfluchten, bedeutungsvollen Lächeln. Ich selbst erinnere mich gerade an eine Maus, die in ein Labyrinth läuft, hinter deren Ecke jederzeit eine Schlange lauern könnte. Ich kann hierbei nur in eine Falle tappen. Wenn ich Victorie verteidige, wird O'Byrne mich eventuell nicht mehr so sympathisieren, sollte ich das aber nicht tun und Victorie hört gerade mit ihrem Supergehör mit, dann sitze ich ziemlich tief im Mistloch. Allerdings könnte es auch sein, dass O'Byrne will, dass ich sie verteidige. Er ist unberechenbar, ich habe keine Ahnung was er von mir will. Will er, dass ich sie verteidige? Oder, dass ich ihm mein Vertrauen erweise?

„Victorie ist eine Freundin", beginne ich langsam, „Mich interessiert was sie sagt."

Es scheint, als würde O'Byrne nicht mal in Betracht ziehen, mich los zulassen. „Freunde, Kleine Katherine, können verraten. Alliierte hingegen, die verfolgen dasselbe Ziel, sie haben keinen Grund einander zu verraten."

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now