LXIX | Ein Augenblick bei Skeletten

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Wütend funkle ich den Schädel des Holzskelettes an, welches sich als Deko um die Pfeiler meines Himmelbettes schlingt. Und es ist nur eins von vier. „Ich mag dich nicht...", Zische ich tonlos, bevor ich mich von meiner Matratze erhebe und unruhig in meinem Zimmer herum tigere. Ich habe nichts mehr zu tun- mein Koffer, den Steve zum Glück wieder vergrößert hat, ist ausgepackt, ich habe mich zum Abendessen umgezogen und frisch gemacht. Also betrachte ich zum Dutzendsten mal mein Hotelzimmer. Es ist ebenso düster wie das ganze Hotel an sich. Neben dem Himmelbett, was mit äußerst beunruhigenden Gestalten dekoriert ist, befindet sich darin auch ein Kamin, zwei dunkle Ohrensessel und ein Tischchen, eine große Kommode, ein Kleiderschrank und zwei Nachttische. Durch eine Tür gelangt man ins Bad, welches vollkommen ausreichend ist. Es gibt einen Spiegelschrank, ein Waschbecken, eine Dusche und eine Toilette. Und natürlich frische, weiche Handtücher, die sich einfach himmlisch anfühlen.

Nachdenklich nehme ich den Kerzenleuchter vom Nachttisch und drehe daran herum. Es ist seltsam still im Gebäude. Ich bin es gewohnt, dass rund um die Uhr etwas los um mich ist. Dafür hat James gesorgt. Doch hier scheint es keine Geister zu geben. Seufzend stelle ich die Lampe weg, zurück neben die Streichhölzer und meinen Dolch, den ich einfach so dahin gelegt habe.

Wieder lasse ich meinen Blick durch mein Zimmer gleiten und beschließe mich mit dem Plattenspieler auseinanderzusetzen, der auf der Kommode steht. Ich habe noch nie so ein Ding bedient, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das hinkriege. Was kann schon schief gehen?

Noch einmal wische ich meine Hände an dem langen Rock meines Kleides ab und besehe mir das Gerät. Okay, der Knopf ist wahrscheinlich der Anschalter, aber wozu zur Hölle ist dieser Bügel da?
Kurzerhand setze ich ihn einfach auf die Schwarze Schallplatte, aber alles was da ertönt, ist ein hässliches, kreischendes Geräusch. Schnell nehme ich den Haken wieder runter, streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sehe den Apparat böse an. Wieso will mir hier nichts gelingen?

Gerade als ich den zweiten Versuch starten will, dieses Teufelsding anzumachen, klopft es an meiner Zimmertür. Ich lasse die Hände wieder sinken und wende mich um. „Herein!"

Durch die dunkle Tür meines Hotelzimmers tritt eine noch dunklere Gestalt ein.

„Du siehst aus, wie der Tod höchstpersönlich." Sage ich lediglich und zupfe den Schulterfreien Ausschnitt meines Kleides zu recht. Mein Partner seufzt und öffnet den Knopf seines Jacketts. „Danke, kleiner Fuchs, du siehst auch großartig aus. Ich wusste nicht, dass du solche Kleider besitzt."

Ich zucke mit den Schultern und sehe unsicher an mir herab. Dieses Kleid entspricht wirklich nicht meinem sonstigen Stil, aber es war das einzige Kleid was noch dünn genug war, damit es in meinen Koffer passt. Das Oberteil ist schwarz und enganliegend, mit Ärmeln die zwar an meinen Armen liegen, jedoch die Schultern frei lassen. Der Rock ist Bodenlang, hellgrau und mit dünnen, schwarzen Rosen bedruckt. Direkt unwohl fühle ich mich nicht, es ist bloß ungewohnt und außerdem drücken die schwarzen Pumps, die Isabell mir aufgezwungen hat, an meinen Zehen.

„Das war ein Scherz, Katherine, du siehst bezaubernd aus." „Danke, du siehst auch gut aus. Der Anzug steht dir." Erwidere ich ehrlich und streiche mir erneut die äußerst widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Dutt gelöst hat. Elijah lächelt sanft und lehnt sich gegen die Wand. Ich hätte niemals gedacht, dass jemand in einem Anzug so cool aussehen kann.

„Was machst du?" Will er wissen. Ich deute auf den Plattenspieler hinter mir. „Versuchen das Ding anzuschmeißen. Aber irgendwie bin ich zu blöd dafür."

Elijah ist mit ein paar Schritten bei mir und besieht sich das Gerät. „Nein, das liegt daran, dass die Schallplatte kaputt ist." „Ohhhh...", enttäuscht lasse ich die Schultern sinken. Na toll, nicht mal das klappt. Also werde ich mich wohl oder übel weiterhin mit dem Skeletttypen auseinandersetzen müssen, wenn mir langweilig ist. Einen Fernseher gibt es hier nämlich auch nicht.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now