LIV | Entscheidungen

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Mit ein paar Schritten ist der Hexer bei uns und schlägt das Inhaltsverzeichnis des Buches auf. „Keine Nekromantie, Pyrokinese, Unsichtbarkeit, Metamorphose, keine Psychometrie oder Telekinese, aber vielleicht haben wir Glück, bei einem Unterbereich der Telepathie."

Spencers Augen haben sich, während Steve vorgelesen hat, immer weiter geweitet. Jetzt sieht es fast so aus, als würden seine Augäpfel gleich aus ihren Höhlen springen. „Psychometrie?" Wiederholt er Fassungslos.

„Ja, ja. Fähigkeit, die einem bei der Berührung eines Gegenstands ermöglicht, seine komplette Geschichte zu erfahren." Wild fuchtelt der Hexer mit einer Hand in der Luft herum, wobei sich kleine Funken von seinen Fingerspitzen lösen und zu Boden rieseln, während er mit der anderen im Buch blättert. Das er Funken sprüht, muss wohl an der Tatsache liegen, dass er aufgeregt ist. Hoffe ich zumindest, denn sonst wäre das ziemlich beunruhigend. Schnell werfe ich Elijah einen Blick zu, doch mein Partner mustert gerade den Rücken eines Buches, das ungefähr auf Augenhöhe steht.

„Hier", stolz tippt Steve auf eine Stelle im Text, die er Gemurmelt einmal überfliegt. Schließlich blickt er resigniert auf und in die erwartungsvollen Gesicht meiner beiden besten Freunde, meines Partners und mir. „Leute", nervös kratzt er sich hinterm Ohr, „die Prozedur erfordert mehr als ich gedacht hatte. Es dürfte praktisch unmöglich sein, für jemanden der im Irrgarten einsitzt, an die geforderten Utensilien zu kommen."

„Aber du hast selbst gesagt, dass nur Morgana und Revna in Frage kommen!" Wirft Cherry ein. Spencer stimmt brummend zu.

„Natürlich habe ich das gesagt, weil es ja auch so ist. Keine andere schwarze Hexe hätte die Kraft, mindestens drei, unfassbar alte und starke, Schutzschilde zu durchbrechen oder zu umgehen und dann so einen komplizierten Zauber, aus der Distanz zu wirken." „Aber was hätten die beiden denn davon in meinen Kopf einzudringen?" Frage ich in den Raum hinein.

Elijah legt stöhnend den Kopf in den Nacken. „Meine Mutter", er spuckt dieses Wort aus, als wäre es ein Schimpfwort, „ist ein extremer Kontrollfreak. Wenn etwas in ihrem Umfeld passiert, wovon sie nichts mitkriegt, kann sie ziemlich hässlich werden." „Aber sie kennt mich doch noch nicht mal." Erwidere ich unsicher und starre auf unsere Hände.
„Das ist ihr Problem", ernst sieht Elijah zu mir hinab.

„Und Morgana?" Spencer sieht von einem zum anderen. „Ist sie auf der Suche nach Merlin, oder was?" „Sei nicht albern, Spencer", meint Steve Tadelnd. „Jeder weiß, dass Morgana Merlin damals, bei der Schlacht um Camelot, ein für alle Mal getötet hat. Dabei ist übrigens auch die fliegende Insel zerstört worden. Schade drum."

Spencer starrt auf einen Riss im Boden, als hätte er die Hoffnung, dass gleich ein Showmaster daraus empor springt und verkündet, dass das alles ein Scherz ist. Aber das passiert nicht. Es wäre auch zu schön gewesen. Cherry lenkt zurück auf das Thema. „Morgana. Was hat sie für ein Motiv?"

So langsam fühle ich mich, als wäre ich in einer billigen Krimiproduktion. Tyler hätte seinen Spaß hier bei.

Steve überblättert ein paar Seiten im Buch und presst die Lippen aufeinander. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, dass Morgana Le Faye, keine gute Person ist."

Wie aus einem Reflex heraus drückt Elijah meine Hand. Um sich oder mich zu beruhigen, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es klappt. Eine innere Ruhe überkommt mich, wie auch schon bei meinem Alptraum, bei dem ich vom dem früheren Elijah verfolgt wurde, und plötzlich seine Stimme gehört habe. Es ist, als wäre in uns eine tiefe Verbindung, die uns beeinflusst, wann immer wir beieinander sind. In diesem Moment fasse ich meinen Entschluss. Kurz Erwidere ich das drücken von Elijah. „Können wir kurz sprechen?" Raune ich ihm zu. Elijah sieht auf mich hinab, wohl um abzuschätzen, ob er sich auf noch mehr schlechte Nachrichten gefasst machen muss. Dabei ist das, was ich zu sagen habe, eigentlich eine ziemlich gute Neuigkeit. Er gibt sich einen Ruck und nickt. Als wäre ich eine Feder, hilft er mir aus dem Sessel hoch und geht mit mir an der Hand, an der Wendeltreppe vorbei, bis zu einem kleinen Winkel, der durch Regale entstanden ist. Dort bleiben wir stehen, in sicherer Entfernung zu den andren, um sicherzugehen, dass sie uns nicht hören können.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now