XXXVIII | Margarete

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Elijah steht an eine der Wände gelehnt da und mustert mich schmunzelnd. Ich Grinse ihn breit an. „Das ist der Hammer." Lächle ich und lasse meine ausgebreiteten Arme sinken. Elijah hebt amüsiert seine Augenbraue. „Das ist noch nicht mal ein Bruchteil von dem, was es in dieser Welt sonst noch zu sehen gibt."
Ich zucke mit den Schultern. Was weiß ich denn. Dieser Raum ist toll, Punkt. Ich setze gerade an, Elijah irgendeine sarkastische Bemerkung zu erwidern, da höre ich ein rauschen hinter mir. Überrascht drehe ich mich um. Ich hatte gedacht, Elijah und ich wären alleine.

Dort, als wäre sie gerade aus einer der Türen gekommen, steht eine Frau. Sie trägt ein bodenlanges bräunlich rotes Kleid, mit einer weißen Schürze, die sie um die Taille gebunden hat. Ihr blondes Haar ist mit einer Art Netz nach hinten gebunden, sodass es ihr nicht im Gesicht hängt. Sie ist zierlich und auch ihr Gesicht wirkt, als wäre es aus Porzellan gemacht. Sie hat eine feine Nase, braune Augen und dünne Lippen. Die Frau scheint um die dreißig zu sein. Allerdings hat sie eine Präsenz, wie eine Schullehrerin. Sie hat die Lage im Griff.

Sie hat die Hände vor dem Schoß verschränkt und mustert mich und Elijah überrascht. Als sie bemerkt dass ich sie anstarre, zuckt sie zusammen und verführt einen eleganten Knicks. „Mylady", sagt sie selbstbewusst.

Verwirrt runzle ich die Stirn, drehe mich zu Elijah herum. Er sieht so aus, als würde ihn nichts stören. Als wäre es nichts abnormales. Ich wende mich wieder der Frau zu, die immer noch mit gesenktem Haupt da hockt.
„Ähm, Ihr... Ihr könnt aufstehen." Stammele ich etwas überfordert. Dankbar erhebt die Frau sich, und streicht sich ihr Kleid glatt. „Kann ich Ihnen etwas bringen?"
Ich schüttle den Kopf. „Nein, Nein danke." „Mit wem sprichst du?" Fragt Elijah hinter mir. In diesem Moment wird mir alles klar. Er beachtet sie nicht, weil er sie nicht sehen kann. Diese Dame ist ein Geist. Es ist wirklich nervig, das ich nicht erkennen kann, wenn ich einem Geist gegenüber stehe. Andererseits könnte es auch ziemlich beunruhigen sein, zu sehen wie viele Geister draußen auf der Straße lang laufen. Nervös räuspere ich. „Mit der Frau."

Elijah scheint zu verstehen, dass ich einen Geist sehe. Als hätte er eine Erkenntnis hebt er die Augenbrauen und nickt vor sich hin. Ich werfe ihm einen Prüfenden Blick zu, um sicher zu stellen das er jetzt keinen dummen Spruch bringt, und wende mich der Frau zu. „Wer seid Ihr?"

Unruhig streicht sich die Frau eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mein Name ist Margarete. Ich bin die Hausdame des Stadtvorstehers."

Es verwundert mich immer noch, wie viel ich über eine Person durch diesen Satz erfahren kann. Sie sagte das sie die Hausdame sei, also weiß sie nicht das sie ein Geist ist. Wie sehr ich sowas hasse. Dann muss ich immer aufpassen was ich sage.
Langsam nicke ich. „Ah." „Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Wer sind Sie?" Fragt Margarete interessiert nach, bevor sie damit beginnt auf mich zu zukommen. Dabei entdecke ich tiefe Schatten unter ihren Augen.
„Ich bin Katherine." „Gehören Sie auch zu diesem", sie fuchtelt in Richtung Elijah herum, „Zaubererkreis?"

Ich zögere. Was soll ich nun sagen. Wenn ich ja sage, könnte sie Angst bekommen und das will ich nicht. Bevor ich mich entschließen kann, redet Margarete schon weiter. „Und er da? Ist er Blind oder so etwas? Oder warum guckt er mich nicht an?" Fragt sie und deutet erneut auf meinen Partner. Ich wiege den Kopf hin und her. „So ähnlich."

In einer Art und Weise, stimmt das ja sogar. Elijah ist blind für einige Dinge, die ich sehen kann. Und genauso sieht er Dinge, die ich nicht sehe. Mir wird klar, dass Elijah und ich uns ergänzen. Ich werfe ihm einen Blick über die Schulter zu. Er steht immer noch da, besieht mich lächelnd und fährt mit dem Daumen über seiner Taschenuhr. „Wir sollten los." Formt er lautlos mit den Lippen. Stumm nicke ich und wende mich wieder Margarete zu. Sie steht, mit Händen in die Hüfte gestemmt, vor mir und mustert mich von oben bis unten. Mein Kleid scheint ihr fremd, sie mustert es eingehend. Dann scheint sie zu dem Schluss zu kommen, dass ich nicht länger interessant für sie bin. Sie schürzt die Lippen. „Ich habe noch etwas zu tun. Bringt hier ja nichts durcheinander!"

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now