LXXVII | Excalibur

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Ich zucke zusammen, als plötzlich ein ohrenbetäubendes Knirschen ertönt. Meine flachen Hände presse ich auf meine Ohren, im Versuch das widerwärtige Geräusch aufzuhalten, weiter in meinen Schädel einzudringen. Es ist als würde es sich tief in mein Gehirn eingraben, dort herum wühlen und sich schließlich wieder einen Weg raus, durch meine Schädeldecke bohren. Den Mund zu einem stummen Schmerzenslaut geformt, versuche ich verzweifelt zu erkennen, von wo dieses unsagbar schreckliche Geräusch kommt.

Mister O'Byrne steht an dem Podest und studiert meine Reaktion auf das Geräusch. Er selbst scheint nicht davon betroffen zu sein- zumindest nicht so stark wie ich. Das einzige was davon zeugt, dass er es überhaupt hören kann, ist seine angespannte Faust. „Geht es dir gut, Katherine?"

Ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob er dieses Geräusch mit Absicht herbei geführt hat, um mich zu testen. Das wische ich wieder beiseite, als er die Hände nach mir ausstreckt. Es ist zwar eine Lüge, aber ich winke ab. „Es geht schon. Was ist das?"

In meinem Schädel flimmert das Geräusch noch immer herum, wie eine lästige Mücke in einer heißen Sommernacht. So etwas habe ich noch nie gehabt. Nicht einmal als Morgana in meinen Kopf eingedrungen ist, war es so komisch. Da waren diese Stimmen, der Schwindel, aber nicht dieser Schmerz. Es tut mir weh und ich weiß nicht warum.

„Ein Schutz. Er soll Diebe daran hindern, die Artefakte zu stehlen."

„Was für Artefakte?" Frage ich, noch etwas durch den Wind, nach. Lächelnd winkt mich O'Byrne näher. Unsicher gehe ich auf ihn zu, habe noch etwas Angst, dass das Geräusch wiederkommt. „Komm mit. Ich zeige sie dir." Auffordernd hält er mir seine Hand hin. Ich zögere. Das Halten von Händen ist für mich zu einer so intimen Geste geworden, dass ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen kann, jemand anderen die Hand zu reichen, als Elijah. Was, jetzt wo ich so darüber nachdenke, ziemlich schwachsinnig ist.

So oder so nimmt Mister O'Byrne mir die Entscheidung, indem er die Hand wieder sinken lässt. Ich bin heilfroh, dass er mich nicht darauf anspricht, sondern mich- wie immer- nur Wissend anlächelt. Dann dreht er sich um und geht die Stufen hinunter, die sich in der Statue geöffnet haben. Mir fallen sie erst jetzt auf, zu sehr war ich beschäftigt mit dem schmerzenden Geräusch.

In dem Podest der Statue hat sich eine Tür geöffnet. Stufen führen den schmalen Gang hinunter, der sogut wie im Dunkeln liegt. Nur von unten scheint ein goldgelbes Licht hinauf, welches jedoch ziemlich gedämpft ist.

Ich sehe zu Mister O'Byrne, der schon ein paar Stufen hinunter gestiegen ist und nun zu mir aufsieht. „Komm, Katha-", er bricht ab, noch bevor er den Namen aussprechen kann. Betroffenheit mischt sich für eine Millisekunde in seinen Blick, bevor er sich wieder fängt. „Katherine."

Ich kriege mich nicht so schnell wieder in den Griff und spüre, wie meine Finger sich verkrampfen. Diesen Namen kann ich einfach nicht ausstehen. Woher kommt er und warum sprechen mich die Leute ständig damit an?

Katharina ist die altmodische Version meines Namens und ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Ich zwinge mich, meine Glieder wieder zu entspannen und tief Luft zu holen. „Ich komme." Wispere ich, greife mit der Hand an die Wand um mich daran entlang, die Treppe hinunter zu arbeiten, hinter O'Byrne her. Der legt ein schnelles Tempo vor- wahrscheinlich will er schnell diese unangenehme Situation hinter sich lassen. Ich habe wirklich Angst, dass er bei dieser eile über seine Robe stolpert und ich später noch Aussagen zu seinem Unfall machen muss.

„Die Artefakte", fängt O'Byrne an, mir zu erklären, „sind schon seit Anfang der Allianz in diesem Saal. Jede Art, die im Vertrag eingeführt ist, hat eines ihrer wichtigsten Artefakte heraus gegeben, als Zeichen der Verbundenheit. Da wären die Feenwesen, die Hexen, die Vampire und die Werwölfe. Und natürlich wir, die Zeitreisenden." Stolz hat sich in seinen Ton gemischt. Mister O'Byrne scheint, ebenso wie Baltasa, sehr stolz auf seine Art zu sein. Allerdings mutet er mir nicht so versessen darauf an, wie der Großmeister.

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