XCII | Väter und Dads

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Sie presst den metallenen Handschuh, der ihre Hand umschließt, fest gegen die Blaue Wand, bis die Funken sprühen. „Merlin wollte seinen guten Freund rächen, aber jeder der ihn gesehen hätte in dem Moment, der hätte gehandelt wie ich. Jeder hätte ihn von seinem Leiden erlöst. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst."

Ich bleibe dort stehen, wo ich bin, sehe Morgana schon fast irritiert an. „Sie haben mich her gerufen, um mir das zu erzählen? Hätten Sie das nicht auch in meinem Kopf machen können?"
Morgana holt tief Luft, lehnt nun ihren ganzen Körper an die Barriere und ich frage mich, ob es ihr nicht weh tut. „Hältst du mich wirklich für so kurzsichtig? Ich hätte dich nicht hier her gehetzt, wäre das Risiko eingegangen, erwischt zu werden, ohne eine bedeutungsvolle Aussage." „Dann kommen Sie zum Punkt und erzählen Sie mir nicht Ihre halbe Lebensgeschichte."

Die schwarze Hexe tut mir zwar leid, auf eine eigenartige Art, aber ich weiß nicht, wie lange Victorie und die anderen, die Männer von der Garde noch von unserem Verschwinden ablenken können. Außerdem wüsste ich nicht, was ich sagen sollte, um sie zu trösten. Sollte ich sie überhaupt trösten?

„Es ist wichtig, dass du verstehst, das nicht alles in unserer Welt so ist, wie es zu sein scheint. Menschen stellen Dinge anders da, als sie in Wirklichkeit sind, denn am Ende des Tages sind wir doch alle nur wie Pflanzen- wir wollen immer weiter gen Himmel, weiter nach oben, weiter hinauf auf der Leiter des Erfolges."

„Das ist nicht das, was ich meinte, als ich sagte, Sie sollen zum Punkt kommen...", Murmle ich, während ich damit beginne, an den Verbänden meiner Hände herum zu spielen. „Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben, Morgana."

Die Gefühle, die sich nun in Morganas Gesicht mischen, kann ich nicht alle deuten. Nur eines schließe ich auf jeden Fall daraus: Sie ist empört. „Ich habe Wochen, wenn nicht sogar Monate damit verbracht, deiner Zeitspur zu folgen, um dich zu finden. Hast du eine Ahnung, wie schwer das war? Erst habe ich zwei andere Moonroses auf dem Schirm gehabt, dann habe ich dich gefunden! Gott, wer auch immer dir einen Schutzzauber auferlegt hat, war sehr, sehr gründlich. Ich erwarte, dass du einer Frau Respekt erweist, die all ihre Ressourcen aufgebraucht hat, um ein Mädchen zu finden, das sie noch nicht einmal kennt, um eine Lüge nach der anderen aufzudecken!"

Ich runzle die Stirn und mache nun doch einen Schritt näher auf die Barriere zu. „Über was für Lügen sprechen Sie?"

Zufrieden, dass sie nun wieder meine volle Aufmerksamkeit hat, lässt Morgana ihre Hand sinken und lächelt mich unergründlich an. Ihr Lächeln erinnert mich ein wenig an das wissende Grinsen O'Byrnes. „Es gibt einiges, was du nicht über dich selbst weißt. Oh, so vieles, Katherine. Fragst du dich nicht, wieso du hier bist? Wieso du dazu verdammt bist, dieses gottverfluchte Spiel mitzuspielen?"

„Um das Spiel zu beenden." Kommt es von mir, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Ich bin das Mädchen aus der Prophezeiung, ich muss etwas beenden. Ich muss sterben, um die Prophezeiung wahr werden zu lassen.

„Nein", sie bohrt ihren Blick in meinen. „Du bist hier, um das Spiel zu zerstören. Und dafür, musst du jeden der großen Spieler vom Spielbrett schlagen." „Ich sehe da keine Lüge drin. Eher eine Umformulierung dessen, was Elijah Faye immer und immer wieder erzählt." Gebe ich von mir. „Ich sehe dort beim besten Willen keine Lüge."

„Nein", Morgana schüttelt den Kopf, wobei ihre schwarzen Haare in ihr blasses Gesicht fallen. „Das nicht. Aber hast du dich nicht gefragt, wieso dir deine Erinnerungen genommen wurden? Um zu verhindern, dass du dieses Spiel zu früh durchschaust." Während sie immer weiter spricht, beginnt sie, in ihrer Zelle auf und ab zu gehen, wobei die Ketten, die ihre Hände zu Boden zerren, sobald die Spannung in ihren Armen nachlässt, laut über den Boden schleifen. „Hast du dich nie gefragt, wieso man dich in der Bruderschaft konsequent mit dem Namen Katharina anspicht? Das manche dich von früher zu kennen scheinen, obwohl du keinerlei Erinnerungen an sie hast? Hat dich das nie verwundert? Nein, oder? Du warst einfach die süße Prinzessin, hast dich mit deinem Märchenprinz beschäftigt und warst die liebe, verlorene Prinzessin, die die Leute sehen wollten. Lass mich dir etwas sagen: Es gibt in dieser Welt keinen Platz für ein verlorenes, kleines Mädchen, was sich nicht verteidigen kann. Du musst lernen, zu kämpfen, ansonsten wirst du das hier nicht überleben, verstehst du das?"

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now