LVI | Womanizer

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Das Messer gleitet flink über den Apfel, schält an jedem Stück, präzise die grüne Schale ab. Sie fällt auf das Tablett, auf den leeren Teller.

„Ich verstehe nicht, wieso du die Schale nicht mit isst", mampft Cherry, ihren eigenen Apfel noch komplett im Griff, „Das ist doch das gesündeste, oder nicht?" „Schon", stimmt Spencer ihr zu, „aber dieser Apfel kommt aus Spanien. Er ist durch so viele Hände gegangen und durch so viele Maschinen gelaufen, da will ich lieber nicht diese Bakterien verseuchte Schale im System haben."

Ich schüttle grinsend den Kopf und löffele meinen Pudding weiter. „Du bist echt niedlich, Spencer." „Warum?" Enttäuscht lässt er sein Messer sinken und wirft einen Blick auf die große Uhr, die an der Wand der Cafeteria hängt. Es ist 13:00 Uhr, nur noch eine halbe Stunde haben wir Pause, danach müssen wir in die Matheklasse. Schon jetzt habe ich keine Lust, meine Ohren, Misses Yellowstones hoher Stimme aussetzen zu müssen. Sie ist zwar eine gute Lehrerin, allerdings ist es ziemlich anstrengend, ihrer piepsigen Stimme mehrere Minuten zu folgen.

„Du bist einfach süß", Grinst Cherry. Sie trägt ihre schwarzen Lederhandschuhe, die absolut nicht zu ihrem restlichen Outfit passen. Aber meine beste Freundin scheint zu viel >Die Eiskönigin< geguckt zu haben und ist jetzt der festen Überzeugung, dass diese Handschuhe ihre Magie daran hindern, an die Oberfläche zu gelangen oder etwas Anderweitiges anzustellen. Allerdings hat sie heute noch nichts angezündet oder zerstört, also sage ich nichts dazu. Solange sie denkt, dass die Handschuhe ihr helfen, scheinen sie wirklich etwas zu bewirken. Spencer schiebt seine Brille Stirnrunzelnd etwas höher auf seine Nase. „Kann das mal eine von euch ein paar von euren Freundinnen stecken? Rosaria zum Beispiel?" „Sorry, aber ich glaube du bist nicht ihr Typ", erklärt Cherry und tätschelt ihm den Handrücken. Enttäuscht lässt Spenc die Schultern sinken und schiebt sich eine Apfelspalte in den Mund. „Ihr sagt doch immer, dass ich super süß bin!" „Ja Spencer, als Freund. Du bist der beste Freund jemals, aber Rosaria steht mehr so", ich zucke mit den Schultern, „Naja, auf Footballspieler. So wie Bryan."

Spencer Seufzt deprimiert. „Oh, ich werde als einsamer Hacker in Finnland sterben." „Finnland?"
„Es ist schön da." Erwidert er auf Cherrys Frage.
„Spencer, das ist Quatsch." Sage ich, während ich mir eines der Apfelstücke stibitze. Meine rothaarige Freundin lehnt sich mit einem Arm gegen Spencers Schulter und klopft ihn etwas gegen die Wange. „Ach Schwachsinn. Wenn Kathy ihren Elijah kriegt, kriegst du auch jemanden! Nur vielleicht nicht Rosaria." „Ich will Elijah gar nicht", Grummele ich leise und schiebe die Schale Pudding weg von mir, der Hunger ist mir gehörig vergangen. Wieso müssen unsere Unterhaltungen immer darauf zurück führen, dass Cherry Elijah und mich verkuppeln will? Lustlos drehe ich meine Haare zu einem Knoten und Streife ein Haargummi darüber.

„Das denkst du", Cherry fixiert mich mit ihrem Finger, „aber ich kann tief in deine Seele sehen und da sehe ich, dass du eindeutig was von ihm willst." „Nur weil du jetzt eine Hexe bist", stöhnt Spencer und schüttelt unsere Freundin ab, „musst du nicht so einen gruseligen Kram von dir geben. Du bist gruseliger, als Stephen King." „Ich habe aber recht!" Besteht Cherry. „Kathy will sowas von was von Elijah. Das ist doch eindeutig!" „Inwiefern?" Ich beuge mich zu ihr vor. „Cherry, was auch immer du denkst zu sehen, existiert nicht."

Auch sie beugt sich vor und fuchtelt mit ihrem, fast aufgegessenen, Apfel in der Luft herum. „Ich weiß, dass du es auch siehst, Katherine!" Sie verstellt etwas ihre Stimme, damit sie tiefer klingt, „Ich würde dich niemals verletzen, kleiner Fuchs." „Ach, halt die Klappe!" Zische ich und werfe mit einer Serviette nach ihr. Sie wehrt sie gekonnt ab und lächelt triumphierend. „Das nervt dich nur, weil du weißt, dass ich recht habe." „Spenc hat recht, du bist gruselig!" Zische ich und verschränke die Arme vor der Brust. Cherry beachtet mich nicht, sondern deutet auf etwas, was am Eingang der Cafeteria ist. Ich sitze mit dem Rücken zur Tür, deshalb kann ich nicht sehen, um was es sich handelt.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now