LX | Erloschenes Feuer

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Ich spüre Hände die sich um meinen Oberkörper schlingen um mich aufrecht zu halten. Endlich traue ich mich, aufzublinzeln. Direkt treffen meine Augen auf Elijahs. Er hat sich besorgt vor mir hingekniet, an den Schultern genommen und tastet mit seinem Blick mein Gesicht ab. „Katherine", wiederholt er leiser und klingt dabei eher erleichtert. „Geht es dir gut, kleiner Fuchs?"

Unsicher nicke ich. Warum ist er so aufgebracht? Was hat er gedacht, das ich tot bin? Ich realisiere erst nach ein paar Sekunden, dass auch die Schlange verschwunden ist und irgendwer das Licht angemacht hat. Victorie kann ich hinter Elijahs Schultern entdecken. Sie hockt auf ihren Hacken und fährt mit der flachen Hand über die Fläche, auf der eben noch das Feuer gebrannt hat. Nichts zeugt davon, dass es vor Sekunden noch da war. Keine Asche, keine Brandspuren, nichts. Sie richtet sich etwas auf und sieht mir direkt in die Augen. „Keine Spuren warum es ausgegangen ist", sagt sie an mich gewandt, doch trotzdem bekomme ich den Eindruck, dass sie eher mit Elijah spricht. „Es ist, als hätte eine plötzliche Energiewelle, ein Energieschub, sie ausgeblasen." „Und das ist nicht normal?" Will ich leise wissen, obwohl ich in mir eigentlich schon die Antwort kenne. Die Vampirin hebt eine Augenbraue. „Denkst du, dass es normal ist?"

Ich schüttle langsam und widerstrebend den Kopf. Wieso frage ich immer Fragen, deren Antworten ich eigentlich gar nicht wissen will?

Ich befreie mich aus Elijahs Umklammerung, um mir meinen Arm, der von dem Druck, den die Schlange auf ihn ausgeübt hat, etwas taub geworden ist, genauer anzusehen. Aber keine Anzeichen sind zu erkennen, gar nichts. Ich hatte erwartet, dass dadurch, dass es so sehr gezogen hat, wenigstens dort etwas zu erkennen wäre. Doch meine Hoffnungen wurden auch dort wieder enttäuscht, Niedergeschlagen und im Keller versteckt.

Bedächtig drehe ich meinen Arm herum und ganz kurz scheint etwas aufzublitzen. Ich Wiederhole den Vorgang nochmal. Sobald das Licht, das von den Kronleuchtern an der Decke ausgeht, im richtigen Winkel auf meinen Arm trifft, scheint für einen Moment ein goldenes Band das Licht zu spiegeln. Das Bändchen ist nur ein paar Millimeter dick, wickelt sich jedoch mehrmals um meine nackte Haut. Es scheint sich unter meine Haut eingebrannt zu haben, fällt aber so, wenn man auf meinen Arm guckt, nicht auf. Mein, nun auch offizieller, Partner, Tut es mir gleich und mustert das Band auf seinem Arm misstrauisch.

„Schön, schön, was ist hier passiert?" Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen tritt Baltasa näher. Unwillkürlich muss ich meine Hand daran hindern, nach meinem Dolch zu greifen, der immer noch an meiner Hüfte befestigt ist. „Victorie, erzähl mir was."

Die junge Frau richtet sich schwungvoll auf und streicht sich eine braune Locke aus dem Gesicht. „Ehrlich gesagt", beginnt sie ihre Erklärung, „habe ich sowas noch nie gesehen. Ich habe auch noch nirgends von Fällen gelesen, in denen das Schicksalsfeuer einfach so ausgegangen ist. Also kann ich mit gutem Gewissen sagen: Verschwinde und such dir einen anderen Trottel, der die Arbeit für dich macht!"

Baltasa lächelt nur müde. Er ist Victories zickereien wohl schon gewöhnt, auch wenn ich damit nicht sagen will, dass er es nicht verdient hätte. Wenn jemand Victories Gemeinheiten verdient hat, dann er.
Der Hybrid neben mir rappelt sich auch wieder auf die Beine und hält mir die Hand hin. Dankend ergreife ich sie und lasse mir auf die Füße helfen.

„Katherine, erkläre mir bitte, was gerade passiert ist." Fordert Baltasa, während er die Arme vor der Brust verschränkt. Ich zucke mit den Schultern. „Was weiß ich denn. Ihr müsst das doch wissen, ich bin erst ein paar Tage in diesem Business." „Komischerweise passieren solch eigenartige Dinge erst, seit du in dieser Stadt angekommen bist. Also erscheint es mir nur logisch, dich nach der Ursache für diese Sachen zu fragen." Baltasa sieht mich, auf eine Antwort wartend, lange an. Ich denke ja nicht daran, das zu tun was er sagt! Trotzig stemme ich die Hände in die Hüfte und werfe Elijah einen Seitenblick zu. Auch er sieht seinen Neffen- was Baltasa ja auf eine ziemlich komplizierte weise ist- ohne tieferen Sinn an und schüttelt den Kopf. „Du bist verrückt, Baltasa. Katherine kann nichts dafür, dass diese Dinge passieren. Das ist Schwachsinn."

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now