Time Travelling | Broken Souls

XXII | Erinnerungen

Ein bisschen erschrocken bin ich schon, als ich mich immer noch im selben Raum wiederfinde. Vor mir sehe ich das Sofa, den Block und die vielen Kommoden. Auf dem Sofa sitzen ein kleines Brünettes Mädchen und ein noch kleinerer Junge, an dem Block lehnt eine junge, rothaarige Frau. Vor ihr stehen Elijah und Steve. Suchend drehe ich mich im Kreis. Tatsächlich. Der Raum sieht fast exakt so aus wie in meiner Welt. Bis auf ein paar Bildern an den Wänden.

Die junge Frau dreht sich gerade zum Block und nimmt eine Box davon. „Hier." Sagt sie an Elijah gewandt. ,,Das sind alle Bilder von Valentin und den Kindern, die ich finden konnte."

Sie drückt ihm die Holzbox in die Hand. Jetzt weiß ich um wen es sich bei der Frau handeln muss: Meine Mutter. Vor mir steht die berühmte Josephine Moonrose.

Elijah nimmt die Box unter den Arm und sieht meine Mom ernst an. „Du weißt, dass wenn die Erinnerungen einmal weg sind, wir sie nicht wieder zurück holen können?" Fragt er in einem Ton, als würde die Frau ihm gegenüber gerade einen schweren Fehler begehen. Sie beißt sich auf die Lippe und wirft den Kindern einen Blick zu. Dann, als müsse sie eine besonders schwere Entscheidung treffen, nickt sie. „Ich weiß." Sie wendet sich an Steve. „Gäbe es eine Möglichkeit die Erinnerung, Naja, umzufüllen?"

Steve erwidert ihren Blick mit einem Ausdruck, als würde er abschätzen, ob die das ernst meint. Dann erwidert er in typischer Steve-Manier: „Josephine, das sind Erinnerungen- kein Fleisch das man Vakuum verpacken kann. Erinnerungen sind Personeigene Wahrnehmungen. Man kann sie nicht einfach so umpflanzen. Das ist ungefähr so, als würdest du versuchen ein Kuhherz in einen Goldfisch zu pflanzen." „Ich bin mir sicher, dass das irgendwann mal geht!" Wirft Elijah ein.
„Aber eben nicht heute!" Zischt Steve leise. Etwas lauter fährt er fort, „Der Zauber ist sehr Zeitaufwändig und anstrengend. Für mich und auch für Katherine und Danny."

Der junge Zauberer wirft den beiden Kindern auf dem Sofa einen kurzen Blick zu. Sie sind gerade dabei mit Buntstiften auf Papier zu kritzeln. Elijah schüttelt grinsend den Kopf. „Ich kann mir nicht vorstellen, das aus den beiden mal junge Leute werden sollen."

Meine Mutter sieht Verträumt auf die beiden kleinen Kinder. Auf ihre Kinder. In mir baut sich eine unendliche Traurigkeit auf. So lange habe ich mir nicht erlaubt, einen Gedanken meiner Mutter zu widmen. Und jetzt? Jetzt muss ich mich mit ihr auseinandersetzen. Nicht nur mit ihr! Auch mit dem was ihr in dieser Stadt passiert ist.

„Ich kann es mir auch nicht vorstellen." Die Rothaarige schüttelt den Kopf.

Steve, der gerade noch sehr zickig gewirkt hat, legt ihr nun mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Die beiden werden tolle Menschen werden. Danny wird Klassenbester sein und Katherine wird allen Typen den Kopf verdrehen-" „Das werde ich zu verhindern wissen!" Knurrt Elijah. Doch es klingt nicht böse. Er klingt nach einem Vater, der sein Kind beschützen möchte. Ich kann mir ein leises lachen nicht verkneifen. Elijah ist für mich meistens der große Böse Wolf. Aber nach und nach scheint es, als wäre er jemand ganz anderes. Ich weiß nur noch nicht wer...

Josephine stößt ein kichern aus. „Danke, für diese beruhigenden Wort Elijah." Sie stützt die Hände in die Seiten um sich zu beruhigen. Währenddessen sieht sie zu klein Danny und mir. In einer plötzlichen Bewegung richtet sie sich auf. „Wollen wir anfangen?" Fragt sie ruckartig.

Ahhh... Von ihr habe ich also meine plötzlichen Stimmungswechsel.

„Das können wir." Steve dreht sich auf der Hacke herum und marschiert beschwingt auf die Kinder zu. Elijah unterdessen gesellt sich an die Seite meiner Mutter. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und mustert misstrauisch wie der Hexer sich mit ihren Kindern unterhält. Ohne den Blick abzuwenden murmelt sie Elijah zu: „Sie ist deine Partnerin, oder?" Sie spricht so leise, dass ich ein paar Schritte auf die beiden zu gehen muss, um sie zu verstehen. Elijah sieht die Frau neben sich so an, als würde sie ihm gerade sagen, dass es Fische gibt die an Land laufen können. „Was?" Verwirrt runzelt er Stirn.