LXIII | Das Spiel mit dem Namen Schach

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Als Steve sich räuspert, ist die Situation zwischen meinem besten Freund und mir aufgelöst. Ich lasse widerwillig seine Hand los und setze mich wieder aufrecht in meinen Sessel. „Sollen wir anfangen?" Fragt der braunhaarige Mann nach. Ich nicke und atme noch einmal tief durch. Ein und aus, ein und aus. Sie kann mir nichts tun und wenn, habe ich den Dolch von Valentin. Während ich Luft geholt habe, habe ich die Augen geschlossen. Als ich sie jetzt wieder öffne, hockt Steve vor mir und nickt mir Mut machend zu. Ich will es erwidern, kann es aber nicht. Sanft legt er seine Fingerspitzen gegen meine Schläfen und beginnt damit, kleine Kreise darauf zu malen. Ich zwinge mich die Augen offen zu halten und den Blickkontakt zwischen Steve und mir nicht abzubrechen.

Die grüne Iris scheint sich zu drehen, als würde sie mich hypnotisieren wollen. „Denk an Taetnire", raunt er mir zu. Ich zwinge meine Gedanken zurück zu dem letzten Eindringen. Der Schnee war kalt auf meiner ungeschützten Haut, der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht und die Stadt machte fast einen verlassenen Eindruck. Die Zitadelle war farblos, von Schnee bedeckt, mit strategisch klugen Türmen und hohen Mauern. Durch die Bergkette rund um das Tal herum, ist die Insel zusätzlich geschützt. Nicht länger kann ich mich zwingen meine Augen offen zu halten, lasse sie zufallen und im nächsten Moment spüre ich einen eisigen Wind in meinem Nacken. Am liebsten würde ich so lange meine Augen zusammen gekniffen halten, bis ich wieder zurück bin. Aber das wäre dumm, denn dann hätte ich nicht diesen Mist machen müssen. Zögernd schlage ich die Augen auf.

Was mir sofort auffällt ist, dass ich noch mein Zeug trage. Das letzte Mal trug ich etwas anderes. Ich stehe vor einem gigantischen Tor. Unsicher Blicke ich über meine Schulter und erstarre. Direkt hinter mir steht sie. Wie immer mit gesenktem Kopf und in diesem Kapuzenmantel. „Interessant, dass du uns ausgerechnet hier hin geführt hast." Sagt sie statt einer Begrüßung. Auf ihrem schwarzen Umhang haben sich weiße Schneeflocken abgesetzt, die sie allerdings nicht zu stören scheinen. Ich hebe die Schultern, nur um sie gleich wieder fallen zu lassen. „Tut mir leid, wenn Sie lieber in der Karibik wären."

Ein leises Lachen entweicht der Hexe, während sie an meine Seite tritt. „Die Taetnire Zitadelle ist tatsächlich der Ort, den ich als letztes von dir erwartet hätte." „Sie haben uns das letzte Mal hier hin gebracht." Gebe ich zu bedenken.

„Ja, allerdings auch nur, weil das am einfachsten für mich ist. Lieber wäre ich irgendwo wo es warm ist." Erklärt sie zähneknirschend. Aufmerksam beobachte ich sie dabei, wie sie die Hand ausstreckt und die Tore zur Zitadelle aufstößt. Dabei löst sich eine schwarze Locke unter ihrer Kapuze hervor. Ich starre sie einen Moment lang an. Schwarze Haare... Weder Elijah, noch eines seiner Geschwister besitzt schwarze Haare. Sie alle sind blond oder Brünett. Das hier ist nicht Revna DeVilers, da bin ich mir sicher. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter, als ich mir meiner Erkenntnis bewusst werde. Vor mir steht wirklich Morgana Le Fay, die berüchtigtste Schwarzmagierin der Welt. Und sie hat mir gesagt, sie wäre eine Freundin. Sie möge mir verzeihen, dass ich ihr das nicht glauben kann. Ich schlucke, doch die Hexe scheint es nicht zu bemerken. Sie geht schon durch den Gang in den Innenhof der Zitadelle, wohin ich ihr besser schnell folge. Sie hier zu verlieren wäre nur ein Nachteil.

„Warten Sie!" Rufe ich ihr nach, während ich ihr nachhetze. Der schwarze Umhang weht hinter ihr her, wie eine Fahne, die im Sturm weht. Sie macht keine Anstalten ihren Gang zu verlangsamen. Noch so eine sture Person mit der ich mich abärgern muss. Na toll...

„Die Idee war wirklich gut, richte deinem Hexerfreund bitte meine Grüße aus." Sagt sie laut, ohne sich mir zu zuwenden.
Ich rieche eine Chance. „Und von wem soll ich ihn grüßen?" „Das weißt du doch." Lacht die Frau von vorne, während sie ins Licht des Innenhofs tritt. Ich komme nicht drum herum die Augen zu verdrehen. Als hätte sie es gesehen, fährt sie fort: „Ich bin mir sicher, dass du schon längst weißt wer ich bin." „Morgana", Platzt es prompt aus mir heraus, kaum bin ich ebenfalls im Innenhof. Von hier aus kann man auf die Schlachtkanzeln, die Türme, die Gänge und die unzähligen Kammern der Zitadelle sehen. Alles wirkt so leer. Als gäbe es hier keine Menschen.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now