XIX | Urfamilien

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„Haben wir irgendwo Nüsse?" Fragt er, dreht sich um und begibt sich anscheinend auf die Suche nach Nüssen. Elijah wirft mir noch einen undefinierbaren Blick zu.

Aber was hat er da geredet? Irgendwas von wegen Gegengewicht, Himmel und Hölle...

„Ähm...", Steve räuspert sich verlegen. „Das ist jetzt irgendwie peinlich..."

„Was?" Will Lucias aus einer Ecke interessiert wissen. „Nichts", wimmelt Elijah ihn grob ab. „Können wir los?"

„Wohin los?" Schneide ich ihm den Satz ab. Das alles kommt mir vor wie eine ganz, ganz schlechte Reality Show.

„Wir gehen in den Stammbaumraum." Erklärt Elijah Geistesabwesend, während er mir seine Hand hin hält. Die anderen haben sich schon langsam in Bewegung, aus dem Raum gesetzt. „Komm", fordert er. Entschlossen schüttle ich den Kopf. „Nein", bockig stemme ich meine Hände in die Seiten. „Du erklärst mir jetzt, was das hier alles soll." „Katherine, bitte..." „Nein!" Fauche ich. „Ich werde mich hier nicht weg bewegen, solange du nicht mit mir sprichst." „Sicher?" Prüfend mustert er mich. Als wäre ich irgendeine Feder, die er durch die Luft pusten könnte. Er regt mich schon wieder so auf!

„Hör auf damit", befehle ich sauer. Er nimmt mich doch schon nicht ernst.

„Womit denn jetzt schon wieder?" Kopfschüttelnd mustert er mich. „Du bist die Büchse der Pandora für mich, Katherine. Ich verstehe dich einfach nicht!"

Entgeistert sehe ich ihn an. Das ist doch jetzt nicht sein Ernst. Versteht der eigentlich, in welcher Lage ich gerade bin? „Echt jetzt?" Frage ich da auch schon. „Checkst du nicht, dass ich diejenige bin, die in eine komplett neue Welt hineingezogen wird? Nicht du bist hier das Opfer!"

Elijah zieht unbeeindruckt eine Augenbraue nach oben, bevor er schwer seufzt und auf mich zu kommt. Kurz vor mir bleibt er stehen. „Was willst du wissen?" „Warum willst du das ich hier mitmache?" Kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Elijah lacht ungläubig auf. „Das weißt du nicht?"

Ich schüttle den Kopf. Er schüttelt schon wieder den Kopf und legt mir seine Hand auf die Schulter. „Du bist meine Partnerin." Als er meinen verwirrten Blick bemerkt, fährt er schnell fort. „Partner, haben eine viel engere Beziehung zueinander, als jegliche Art von Beziehungen die du von Menschen kennst. Sollte dir irgendetwas passieren, wird es mir für den Rest meiner Existenz schlechter gehen, als du dir auch nur erträumen kannst." „Und deswegen willst du nicht, dass ich gegen dich arbeiten muss. Weil es sein würde, als würde ich gegen einen Teil meiner Seele arbeiten." Setze ich Abwesend seine Ansprache fort.

Bestätigend nickt er. „Du hast es erfasst." Auffordernd hält er mir seine Hand hin. „Kommst du jetzt bitte mit mir?"

Eine Moment lang sehe ich ihn noch an, dann ergreife ich seine Hand.

„Danke." Flüstert er mir zu. Ach, Halt bloß deinen Mund!

Möglichst würdevoll schreite ich an Elijahs Hand durch die Flure, von denen ich das Gefühl habe, dass ich sie schon einmal gesehen habe, obwohl ich mir sicher bin dass ich neben Elijah wie ein Aschenputtel neben ihrem Prinzen aussehe. Vor ihrer Verwandlung!

Wir sind schon ziemlich weit gegangen, um sehr, sehr viele Kurven. Was eigentlich einleuchtend ist, weil das Gebäude wie ein Würfel aussieht. An den Wänden hängen unzählige Bilder in teuren Rahmen, die Aussehen als wären sie unfassbar alt. In unregelmäßigen Abständen durchbrechen Türen die Wände mit hübschen Tapeten. Es sind wirklich sehr schöne Tapeten. Wie aus der Barockzeit. Aber Elijah gibt mir so gut wie keine Chance sie genauer zu betrachten, so schnell wie er mich mitzieht.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now