XCI | Die Königin von Camelot

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„Was soll das denn heißen?" Will sie gerade, gefährlich ruhig, von einem der Männer wissen, der aussieht, als könnte er sie mit Leichtigkeit über die Mauer der Zitadelle werfen. „Ihr kämpft nicht mit Frauen? Habt Ihr etwa Angst, dass ich besser bin, als Ihr?"
Der Mann lacht leise und blinzelt ungerührt auf die Vampirin hinab, die ihm gerade mal bis in die Mitte seines Brustkorbs reicht und nicht mal die Hälfte seiner Muskelmasse ausfüllen würde. „Nein, ich will nur niemanden, so Zartes, verletzen."

„Oh klar, klar", sie stößt ein Glockenhelles Lachen aus und kratzt sich an der Schläfe. „Kann ich echt gut verstehen. Nur gilt das leider nicht für mich." Kaum hat das letzte Wort ihre Lippen verlassen, schnellt ihre Hand nach oben, umfasst den Kragen des Mannes und schlägt ihn dann mit einer solchen Kraft auf den Amboss, der vor ihnen steht, und auf dem normalerweise wohl Waffen geschmiedet werden, dass sein Kopf wieder hochgeschleudert wird und er zurück stolpert, dort gegen eine Pfosten stößt und auf den Boden sackt. „Schwächling." Zischt Victorie verächtlich, wendet sich in der nächsten Sekunde den anderen Männern zu, die für einen Moment noch gelähmt vor Schock sind. „Noch irgendwer?"

Keiner der Männer lässt sich das zweimal sagen, stürzen sich auf die Frau, die sie kampflustig grinsend ansieht. Victorie ist verrückt sich mit all diesen Wachen auf einmal anlegen zu wollen, trotzdem mache ich mir keine Sorgen um sie. Sie kommt damit klar und sie kennt ihre Fähigkeiten. Würde sie es sich nicht zutrauen, dann hätte sie eine andere Art der Konfrontation gewählt.

Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Elijah sich einen jungen Mann schnappt, der gerade drauf und dran war, sich ins Getümmel zu stürzen. Niemand achtet auf uns, als ich Cherry bedeute bei Steve zu bleiben, und mich selbst an Elijahs Seite stelle, der den Mann fest im Griff hat und den Blick seiner, leicht gelb funkelnden, Augen, in die des Soldaten bohrt. „Führ' uns zu Morgana." Wispert er ihm dann, fast unhörbar zu. Ohne es selbst kontrollieren zu können, nickt der Mann und als Elijah ihn loslässt, geht er mit langen Schritten auf eine schmale Tür in der Wand zu. Mein Partner wirft mir einen eindeutigen Blick zu. Es hat funktioniert. Ich ringe mir ein Lächeln ab, auch wenn mir nicht danach ist, und gehe dem Manipulierten nach, steige hinter ihm her die lange, schmale Treppe hinunter, kann nur auf Elijahs Schritte hören und nicht auf Victories fast schon wahnsinniges Lachen, das von oben zu uns runter klingt. Sie hat eindeutig zu viel Spaß an diesem Kampf.

Der Gang, in den die Treppe uns führt, ist schmal, feucht und dreckig. Als ich gehe sind die Wände schon sehr nah an meinen Schultern und ich frage mich, wie die Muskelprotze hier hindurch passen. Von irgendwoher ertönt ein Tropfen, wie, als würde eine alte Wasserleitung langsam nachgeben. Kleine Tiere laufen an den unregelmäßig eingesetzten Backsteinen entlang, bescheren mir einen Schauer.

„Katherine", beginnt Elijah hinter mir. Ich denke nicht, dass er vor hat, sich zu erklären oder gar zu entschuldigen, weshalb ich schweige und weiterhin nur hinter dem Mann hergehe. „Du weißt, dass das-" „Wir haben gerade andere Sorgen, als deine absolut ungerechtfertigte Eifersucht, auf Mister O'Byrne." Unterbreche ich ihn, habe gerade beim besten Willen keine Lust, mir eine "Entschuldigende Erklärung" anzuhören, die sein Gezicke absolut nicht erklärt. Ich bin nicht seine Freundin oder seine Ehefrau, ich bin seine Partnerin und er hat keinerlei recht darauf so zu reagieren, wenn ich als eigenständiger Mensch entscheide, dass ich mich mit Mister O'Byrne unterhalten will. Und selbst wenn ich den Allianzbeauftragten abknutschen würde, hätte Elijah damit klar zu kommen! Ich bin doch nicht sein Eigentum.

Der Mann geht um eine Biegung, die ich glatt übersehen hätte, und nimmt eine Fackel aus der Halterung an der Wand. Als die Flamme kurz die Wand erhellt, an der wir vorbei gehen, erkenne ich tiefe Kratzspuren. Jedes Haar meiner Arme stellt sich auf, als ich mir vorstelle, wie verzweifelt die Leute gewesen sein müssen, die hier her verfrachtet wurden, dass sie sich dermaßen an einer Steinwand festzuhalten versuchen. Für einige Sekunden meine ich, das verzweifelte Schreien von Menschen in meinen Ohren zu hören, aber das war sicher nur Einbildung.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now