LII | Reiseplanung

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Elijah sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: „Möchtest du auch noch einen Tee?" Fragt er, während er eine schwere Holztür öffnet und mich in die Küche scheucht. Dankend winke ich ab. „Lieber nicht. Ich denke, mit dem ganzen Tee den ich heute getrunken habe, habe ich mein Leben lang ausgesorgt."

Schulterzuckend wendet sich Elijah einem Wasserkocher zu, der so wirkt als würde er in ein Museum besser aufgehoben sein. Die Küche ist eine eigenartige Mischung aus Modern und alt. Viel helles Holz wurde verbaut, genauso wie viel Glas und Marmor. Eine der Wände besteht zum Großteil aus einem Fenster. In der Mitte der Küche steht eine Kücheninsel um die herum Barhocker gestellt wurden. Auf einem von denen hängt Henry, vornübergebeugt, sodass sein Kopf auf der Marmornen Arbeitsplatte liegt. Leise schnarchend döst er vor sich hin. Daran liegt es also. Ich hatte mich schon gefragt, warum der kleine Geist uns nicht begrüßt hat.

Grob reißt mein Partner eine der Schranktüren auf und zieht einen schmalen Kasten hervor, auf den in großen Lettern "Tee" geschrieben steht. Während er sich daran macht einen Tee auszusuchen, drehe ich mich um und gehe auf den Kamin zu, der an der anderen Wand steht.

Im Versuch nicht allzu auffällig zu sein, schiele ich runter auf die Bilder, die in goldenen Rahmen auf dem Kaminsims stehen. Auf ein paar sind Elijah und verschiedene andere Personen zu sehen. Ich erkenne Victorie, Lucias, Matt, Steve und sogar Silas. Doch andere sehen nicht aus wie Bilder. Eher wie Postkarten. Auf einer ist Catleen zu sehen, Elijahs kleine Schwester. Sie steht in einem eleganten schwarzen Kleid, mit einem Weinglas in der Hand, an das Treppengeländer einer Wendeltreppe gelehnt und strahlt in die Kamera. Auf einem anderen ist Malachai zu sehen, wie er sich aus einer Gondel lehnt, die aussieht als stamme sie aus Venedig. Briefkarten seiner Geschwister...

Er hat mir doch erzählt, dass Catleen und Malachai sich regelmäßig bei ihm gemeldet haben. Vielleicht sind das die Bilder, die sie mit ihren Briefen geschickt haben. Das würde auch erklären, wieso auf keinem der Bilder Caleb zu sehen ist.

Das Wasser im Kocher fängt an zu blubbern und zu dampfen, Elijah bringt das dazu, mit einem Handtuch über der Tülle herum zu wedeln. Ich hatte niemals erwartet, dass ich mal meinen Partner, den großen bösen Wolf, mit einem Wasserkocher kämpfen sehen würde. „Was tust du da?" Frage ich etwas verwirrt und stoße zu meinem Partner an die Arbeitsplatte. Elijah bläst die Luft aus seinen Lungen. „Verhindern das der Rauchmelder angeht."

Ich Schmunzel kurz, verkneife mir jedoch ihm zu sagen, dass der Rauchmelder bestimmt nicht bei Wasserdampf angehen wird. Sonst hätte ich ja nichts mehr zu lachen. Mit dem Rücken lehne ich mich gegen die Marmorplatte und sehe zu Elijah auf. Obwohl wir schon seit locker eineinhalb Stunden hier sind, hatten Elijah und ich noch keine Gelegenheit uns alleine zu besprechen. Dabei brennt es mir unter den Fingernägeln herauszufinden, was mein Partner mit dem Allianzbeauftragten besprochen hat.

„Wie war dein Gespräch mit Mister O'Byrne?" Innerlich könnte ich mich selbst Ohrfeigen. Wie feinfühlig war das denn bitte, Katherine? Doch Elijah stört das nicht. Er tut es mir gleich und lehnt sich an die Platte, während der Blick seiner blauen Augen im Raum umher schweift. „Angespannt", beginnt er langsam. In seinem Kopf scheint er sich Wort für Wort seines nächsten Satzes zurechtzulegen. „Mister O'Byrne gehört nicht gerade zu den Menschen, mit denen ich gerne meine freie Zeit verbringen würde." „Wie meinst du das?"

Nervös befeuchtet er seine Lippen. „Katherine, ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass du deinen kleinen Nerd-Kumpel schon längst auf Mister O'Byrne angesetzt hast, so wie du es bei mir getan hast."

Unkontrolliert schießt das Blut mir in die Wangen. Schnell wende ich den Blick ab, damit es Elijah nicht sofort auffällt, dass er mich auf frischer Tat ertappt hat. Doch ausnahmsweise legt Elijah es mal nicht darauf an mich in Verlegenheit zu bringen. Stattdessen fährt er fort: „Er tut alles um an Macht zu kommen. Er lügt, er betrügt, du kannst ihm einfach nicht vertrauen!" „Weißt du, dass das Menschen auch über dich sagen?" Werfe ich forschend ein. So ziemlich jeder mit dem ich bis jetzt gesprochen habe, hat mir davon abgeraten Elijah zu vertrauen. Und trotzdem tue ich es.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now