XXVI | Armeerucksäcke und Niesen

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Das Licht strahlt durch meine geschlossenen Lider hindurch und zwingt mich dazu zu blinzeln. Mein Blick fällt auf den Punkt, an dem Elijah gestern gesessen hat. Doch er ist verschwunden. Nichts zeugt mehr davon, dass er gestern, oder heute, an meinem Bett saß.

Mühevoll stemme ich mich auf die Unterarme hoch. Auch an meinen Schminktisch sitzt er nicht.

„Guten Morgen!" Trällert da, eine mir sehr bekannte Stimme, von meinem Schrank aus.

Verwundert drehe ich mich in diese Richtung. An meinen Schrank gelehnt, gehüllt in einen weißen Pullover, einen Gelb karierten Rock, einen schwarzen Blazer und schwarze kurze Stiefel, steht Cherry. Wie immer perfekt gestylt.

In meinem Kopf spielen meine Gedanken verrückt. Wo ist Elijah hin und wie um alles in der Welt ist meine beste Freundin hier reingekommen? Ich richte mich komplett auf, rutsche hoch und lehne mich gegen mein Bett. „Wie bist du reingekommen, Cherry?" Frage ich statt einer Begrüßung.

Cherry holt so tief Luft, dass ich schon ahnen kann, was jetzt kommt. „Da du heute Morgen keine Uhrzeit gesagt hast, haben Spenc und ich gedacht, wir kommen um 13:00 Uhr. Der Butler hat uns aufgemacht und deine Tante hat uns Pancakes angeboten. Als du um 13:15 Uhr immer noch nicht wach warst, hat sie gesagt ich solle dich wecken gehen. Und jetzt sind wir hier."

Während sie ihre Ausführung beendet, wische ich mir verstohlen schlaf aus den Augenwinkeln. „Wo ist Spencer?" Grummle ich leise. Cherry macht eine Handbewegung, die wahrscheinlich unterstreichen soll, wie selbstverständlich etwas ist. „Er wartet draußen. Wir wussten ja nicht wie du schläfst. Aber anscheinend", sie bedenkt eines meiner Beine, die unter der Bettdecke hervor gucken mit einem eindeutigen Blick, „schläfst du in Jeans." „Eigentlich nicht." Erkläre ich mich schnell. Doch dann stellt sich mir eine Frage: „Was wäre denn, wenn ich nackt schlafen würde?"

Cherry sieht mich belustigt an. „Ich bezweifle das du etwas hast, was ich nicht habe."

Tja, wo sie recht hat. Seufzend schlage ich die Decke zurück und schwinge mich umständlich aus dem Bett. Ich fühle mich dreckig. Immerhin trage ich immer noch das Zeug von gestern. Ich stinke nach Schweiß und abgestandenem Deo. Das merkt auch Cherry und sie rümpft die Nase. „Weißt du was? Du gehst jetzt erst mal Duschen." Es klingt eindeutig nach einem Befehl. Sie beugt sich an mir vorbei und drückt mir einen Stapel Kleidung in den Arm. „Hab ich dir rausgesucht. Und jetzt geh!" Dirigierend deutet sie auf die Tür.

Grummelnd setze ich mich in Bewegung. Es geht mir langsam auf die Nerven, dass ich mir mein Zeug nicht selbst aussuchen darf. Erst James, dann Elijah und jetzt sie. Das darf ja wohl nicht wahr sein!

Während ich an meinen Schminktisch vorbei gehe, entdecke ich darauf ein kleines Fläschchen, was nicht mir gehört. Neugierig beuge ich mich vor und betrachte es. Es ist eine kleine, grünschimmernde Flasche mit einem altmodischen Korken. Sie steht auf einem knittrigen Zettel. Ich verdrehe mir den Rücken um die Schrift entziffern zu können.

>Solltest du noch Müde sein.

-Elijah<

Darunter ist eine Nummer gekritzelt. Grinsend schnappe ich mir das Fläschchen und lasse es zwischen meine Klamotten wandern. Ein wach-mach-trank. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Ich fühle mich um einiges Wohler, als ich die Treppe hinunter in ins Speisezimmer spazieren. Frisch geduscht und mit neuen Sachen erstrahle ich fast schon wieder in altem Glanz.

„Guten Morgen!" Rufe ich als ich in das überfüllte Zimmer platze. Tante Faye sitzt am Kopfende, wie immer, und liest Zeitung, Caroline hockt auf dem Boden und guckt sich irgendeine Pferdezeitschrift an, Danny sitzt da und starrt auf sein Handy und Mister Bauclerk steht an einer Wand und beobachtet Zufrieden Spencer und Cherry die seine Pancakes nur so verschlingen.

Time Travelling | Broken SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt