XLVI | Küchen-Foltergeräte

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Die Haustür knallt lauter ins Schloss, als ich gehofft hatte, als ich sie hinter Elijah und mir schließe. Angespannt sehe ich mich im Flur um, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen meiner Familie. Doch das sonst immer zum Bersten volle Haus der Familie Moonrose, scheint wie leer gefegt. Nirgendwo brennt Licht, nur von oben aus dem ersten Stock schimmert schwaches Dämmerlicht. Schnell schlüpfe ich aus meinen Schuhen und schleudere sie in die Ecke. Ich lege meinen Zeigefinger gegen meine Lippen und bedeute Elijah mir zu folgen. Es ist gespenstisch Still auf der Treppe. Was irgendwie ironisch ist, wo der Geist dieses Hauses doch sonst nie die Klappe halten kann. Wo ist er jetzt? Er bekommt doch eigentlich immer mit, wenn irgendjemand durch die Tür kommt.

Wir kommen am obersten Treppenabsatz an und kaum hat mein Fuß den Teppich berührt, wünschte ich, ich hätte Elijahs Vorschlag angenommen und wäre durchs Fenster geklettert. Aber ich war mal wieder zu leichtsinnig. So habe ich mich praktisch auf dem Silbertablett präsentiert für Tante Faye.

Die kleinen Wandlampen erhellen den Flur, werfen Schatten auf die Wände und auf meine Tante, die auf dem kleinen Sofa an der Wand sitzt und mich und meinen Partner anfunkelt. „Die Lady Moonrose begibt sich nach Haus. Was für eine Ehre." Langsam erhebt sie sich, während ich immer noch wie angewurzelt auf der Treppe stehe. „Hey Faye", grüßt Elijah freundlich und winkt meinte Tante zu. Wie schön das wenigstens er sich wohl fühlt.

Doch meine Tante ignoriert ihn, kommt langsam, in katzenartiger Eleganz, auf uns zu geschlichen. So könnte sie tatsächlich Victorie Konkurrenz machen. Nur an ihrem bösen Blick muss sie noch arbeiten. „Wo wart ihr?" Fordert sie zu wissen, verschränkt die Arme vor der Brust.

Hilfesuchend drehe ich mich zu Elijah um, doch der sieht nicht so aus, als könnte er mir helfen. „Wir waren bei der Jägernacht." Erläutere ich langsam, versuche nichts falsches zu sagen. Aber anscheinend habe ich das doch getan, denn meine Tante reißt die Augen auf, stürzt auf mich zu und packt mich an den Schultern. Unsanft rüttelt sie mich. „Jägernacht? Kathy, Geht's dir-", ihr Blick fällt auf meine Kleidung, auf die Blut- und Dreckflecken und sie schnappt erschrocken nach Luft. „Oh, mein Gott, ist das etwa Blut? Wessen Blut ist das?"

Das ist meine Chance Elijah ins Boot zu holen. Fragend drehe ich den Kopf zu ihm herum. „Ja Elijah, wessen Blut ist das?" Will ich wissen, woraufhin er nur unwissend mit den Schultern zuckt: „Keine Ahnung, war viel los."

Das findet Faye, im Gegensatz zu mir, gar nicht witzig. Fuchsteufelswild funkelt sie ihn an. „Elijah, in meine Bibliothek. Jetzt. Katherine, du gehst duschen. So kannst du nicht ins Bett. Morgen früh sprechen wir darüber."

Niedergeschlagen nicke ich, recke Elijah meine gedrückten Daumen entgegen und schleiche in Richtung meines Zimmers davon. Ich fühle mich wie ein Hund, der auf den Tisch gesprungen ist und jetzt in sein Körbchen geschickt wird. Aber wenn Faye so drauf ist, legt man sich besser nicht mit ihr an. Das könnte schnell gefährlich werden.
Ein wenig kann ich noch hören wie Elijah hilflos verloren versucht, meiner Tante die Situation zu erklären. Aber das klappt nicht so wirklich. Er stottert nur herum, wird immer wieder von der jüngeren Schwester meiner Mutter unterbrochen.

Vorsichtig öffne ich die Tür meines Zimmers, die knarzend aufschwingt. Mein Fenster ist geschlossen, aber trotzdem ist es eiskalt. Schnell gehe ich zu meinem Schrank, reiße die Türen auf und greife mir eine kurze Hose und ein T-Shirt heraus. Mein Bett ist noch, genau wie heute Morgen, ungemacht. Die Kissen sind zerknautscht, die Decke weggestrampelt. Aber ich mache mir nicht die Mühe es zu richten, denn gleich liege ich sowieso wieder drin.
Ich gebe mir Mühe, meine Sachen nicht allzu sehr an mich zu pressen, damit sie nicht auch noch dreckig werden. Das wäre kontraproduktiv. Leise schleiche ich wieder raus auf den Flur, entdecke, dass Elijah und Faye aus dem Flur verschwunden sind und husche schnell ins Bad. Als ich dort in den Spiegel blicke, erschrecke ich mich doch tatsächlich vor mir selbst.

Time Travelling | Broken SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt