LXVIII | Das Skelton

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Mühsam kommt Elijah auf die Füße und klopft sich etwas Dreck von der Hose. „Entspann dich, Vici." Meint er locker, während er mir eine Hand hinhält, um mir aufzuhelfen. Dankend ergreife ich sie und lasse mich von ihm auf die Beine hieven. Cherry hingegen, schafft es ganz gut alleine aufzustehen. „Danke, ich brauche keine Hilfe." Bemerkt sie trotzdem schnippisch.

Ich gehe nicht darauf ein, sondern durchsuche meine Tasche nach meinem Minikoffer. Sobald ich ihn ertastet habe, überkommt eine Welle der Erleichterung mich. Was hätte ich nur gemacht wenn ich ihn verloren hätte? Madame Rosario würde mich umbringen, hätte ich meine Uniform verloren.

„Kommt mit. Wir müssen noch etwas bis zum Hotel gehen." Zischt Victorie, knöpft den obersten Knopf ihres Mantels zu- obwohl Sommer ist- und geht aus der schmalen Gasse, in der wir gelandet sind. Cherry wirft ihre Haare über die Schulter und läuft Victorie nach, im Versuch, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Irgendwie gönne ich es Victorie, dass sie nun von meiner sehr, sehr gesprächigen besten Freundin genervt wird. Steve zückt sein Handy und scheint den Eindruck erwecken zu wollen, dass er nicht dazu gehört.

Da wird mir klar, was sie versuchen für einen Eindruck zu erwecken. Sie wollen, dass es so aussieht, als würden wir nicht zusammen gehören. Es ist unauffälliger sich in kleinen Gruppen zu bewegen, als in einer großen. Kurzerhand hake ich mich bei Elijah unter und spaziere mit ihm hinter Victorie und Cherry her.

„Ich war noch nie in England." Gebe ich bekannt, während wir nebeneinander her aus der Gasse treten und über einen breiten Platz flanieren. Elijah lächelt leicht. „Wirklich? Ich war schon viel zu oft hier. Meine Schwester hat Großbritannien geliebt." „Was ist mit Malachai? Caleb?" „Ohh Malachai war eher in Venedig verschossen. Und Caleb hat Frankreich geliebt. Aber wir alle haben uns immer den Wünschen unserer Schwester gebeugt."

Ich sehe fasziniert zu meinem Partner auf und studiere jeden seiner Gesichtszüge. Er scheint praktisch darin aufzugehen, über seine Familie zu erzählen. Er liebt sie wirklich und er hat sie immer geliebt. Bevor alles zerbrochen ist. Vor Henrys Tod. „Du liebst deine Familie." Sage ich ruhig und streiche mir ungeduldig eine Haarsträhne aus den Mundwinkeln. Elijah nickt, wendet den Kopf ab und lässt ihn über die Häuser neben uns schweifen. Ich seufze. „Glaubst du, ich lerne sie mal kennen? Deine Geschwister?"

Kaum habe ich ausgesprochen schnellt Elijahs Kopf zu mir herum. „Da bin ich mir sicher. Und du wirst sehen, sie sind etwas eigenartig, aber wenn du sie einmal kennenlernst wirst du sie lieben." Er lacht leise. „Catleen zum Beispiel. Sie kann ziemlich fies und zickig sein, aber tief im Inneren ist sie immer noch das kleine Mädchen, das verzweifelt nach der wahren liebe sucht. Malachai ist... Nun ja, verrückt. Er ist, wie ich dir schon erzählt habe der gefährlichste von uns. Wenn man sich einmal an seine Launen gewöhnt hat, ist er einfach nur ein unsterblicher Teenager, der seinen Spaß haben will. Ihr würdet euch prächtig verstehen!" „Da bin ich mir sicher." Wispere ich und stupse Elijah in die Seite. Er seufzt schwer. ,,Nur Caleb... Vor dem Tod seiner Familie war er zwar der Verantwortungsvolle, aber man konnte auch mit ihm Spaß haben. Ich habe keine Ahnung wie er jetzt ist." Eine Bitterkeit weitet sich in seinem Gesicht aus und er schüttelt den Kopf. „Und das alles ist nur-" „Wenn du jetzt sagst, dass alles deine Schuld ist schwöre ich dir, dass ich dich in diesen Brunnen da werfe, damit du mal wieder klar im Kopf wirst!" Unterbreche ich ihn und deute auf einen kleinen Springbrunnen der in der Mitte des Platzes angelegt wurde. „Niemand trägt an Henrys Tod Schuld. Alleine die Werwölfe und bei denen bin ich mir ziemlich sicher, dass ihr dafür gesorgt habt, das sie es bereuen die DeVilers Familie angerührt zu haben."

Ich hatte auf ein Lächeln, ein Schmunzeln gehofft, aber mein Partner nickt bloß, holt tief Luft und deutet dann in eine Richtung. „Wenn die Häuser nicht wären, könntest du den Big Ben sehen. Catleen pflegte stets zu sagen: „Die Stadt erwacht erst richtig, sobald Ben zwölf geschlagen hat!""
„Und hat sie Recht?" Gerade noch so weiche ich ein paar Anzugträgern aus, die tief in ein Gespräch vertieft sind. Ich war zu sehr auf meinen Partner fixiert, sodass ich sie nicht bemerkt habe.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now