LXIV | Die Dunkelheit der Pandora

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Ein enormer Druck wirkt auf meine Lungen und zwingt mich dazu, lautstark nach Sauerstoff zu schnappen und denselbigen  gierig in mich aufzuziehen.

„Sie ist wach! Steve, Kathy ist wieder da!" Tönt eine laute Stimme direkt über mir. Sie ist zu laut und ich verziehe das Gesicht. Mein Schädel dröhnt und ich spüre wie helles Licht unter meinen Augenliedern hindurch scheint. Aber ich will sie noch nicht aufschlagen, am liebsten würde einfach liegen bleiben und schlafen. Müdigkeit übermannt mich und plötzlich ist mir ganz kalt. Mit einem Mal spüre ich Hände an meinen Wangen.

„Katherine, Hey, aufwachen kleiner Fuchs." Leichte Klapse verteilt Elijah auf meiner Haut, was mich dazu bringt, grummelnd nach seinen Händen zu greifen. „Hör auf damit, Idiot."
Ein leises Lachen ertönt, doch die Hände hören nicht auf. „Augen auf, Füchschen. Na komm schon."

Gezwungenermaßen schlage ich die Augen auf und blinzle gegen das Licht an. Selbst das gedämmte Licht in der Bibliothek kommt mir vor, als würde ich direkt in die Sonne blicken. Es brennt in meinen Augen, verursacht mir Kopfschmerzen. Eine warme, weiche Hand legt sich auf meine Schläfen. Es ist nicht Elijah Hand, dafür ist sie zu zart, aber trotzdem fühlt sie sich bekannt an. Sanft tastet sie mein Gesicht ab. Als der leuchtende Punkt, der aufgetaucht ist, weil ich zu lange ins Licht gesehen habe, endlich verschwunden ist, erkenne ich, dass Isabell vor mir hockt. Sie schenkt mir ein sanftes Lächeln und tippt fragend gegen meinen Schädel. „Willkommen zurück, Cousinchen. Hast du Schmerzen?"

Schwach nicke ich. Isabell tut es mir gleich und schließt die Augen. Stück für Stück zieht sich der Schmerz zurück, schrumpft in sich zusammen, bis er schließlich komplett verschwunden ist.

Erstaunt sehe ich Isabell an, die zufrieden ihre Hände sinken lässt. „Heilkräfte." Erklärt sie knapp, „Meine Begabung." „Cool", entfleucht es mir, woraufhin Isabell lacht. Hinter ihrer Schulter taucht ein anderes bekanntes Gesicht auf. Mein Partner mustert mich besorgt. Er wirkt, als wolle er etwas fragen, aber ich komme ihm zuvor: „Es ist Morgana. Sie dringt in meinen Kopf ein." „Was?!" Auch Steves Kopf drängt sich nun in mein Blickfeld und er sieht Fassungslos auf mich hinab. Erst jetzt bemerke ich, wie unfassbar dämlich ich hier liege. Halb hänge ich noch auf den Polstern des Sessels, die andere Hälfte liegt auf dem gefliesten Boden. Mühsam richte ich mich wieder ordentlich auf und kann endlich alle sehen, die sich in der Bibliothek befinden. Neben Steve, Elijah und Isabell, die sich um mich herum versammelt haben, befinden sich auch noch Spencer, Cherry und Victorie im Raum. Cherry und Spenc sitzen in ihren Sesseln und sehen beunruhigt zu uns rüber, während Victorie gelangweilt an ein Regal gelehnt steht und einen ihrer schmalen Haarnadeldolche untersucht.

„Du erzählst mir gerade, das Morgana Le Fay in deinen Kopf eindringt, um genau was zu tun?" Steve scheint sich mehr darüber aufzuregen als ich, fährt sich immer wieder aufgelöst durchs Haar und tippt unruhig mit dem Fuß auf den Boden.

Meine Hand wandert zu meinen Hinterkopf und reibt eine Stelle. Nicht weil sie weh tut, sondern weil ich das Gefühl habe, dass die Erinnerungen, die eigentlich noch ganz frisch sind, immer schwammiger werden. Ganz langsam scheinen sie zu verblassen. „Ich... irgendwas mit Baltasa und etwas bösem in den Taschenuhren... Außerdem was Rosenrote, ich- ich weiß es nicht mehr."

„Etwas Böses in den Uhren?" Wirft Spencer ein und beugt sich in meine Richtung. „Machst du Witze?" „Ich denke nicht." Gibt Victorie von sich und stößt sich vom Regal ab. „Katherine ist gerade von einer Gedankenreise zurückgekehrt. Sie scheint mir nicht so ein Spaßvogel zu sein. Außerdem, was soll denn sonst in den Uhren sein?" „Etwas Gutes?" Schätzt Cherry vorsichtig. Aber die Vampirin schüttelt bloß den Kopf. „Unter Garantie nicht, Hexenbrut." „Victorie...", warnt Elijah leise und weist sie so in ihre Schranken. Hexenbrut, das ist wirklich grenzwertig. Auch wenn es wahr ist. Victorie scheint Elijah Warnung fehl zu interpretieren, verschränkt die Arme vor der Brust und Erwidert in ihrem typischen herablassenden Ton: „Was denn? Denkst du etwa nicht, dass ich recht habe? Deshalb versuchen wir doch zu verhindern, dass Balti alle Uhren bekommt!"

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now