XXVIII | Erkenntnisse

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Fragend dreht der Brillenträger sich zu ihr und erstarrt, ebenso wie sie. Entnervt wedele ich mit meinem Löffel herum. „Darf ich vorstellen? Das ist James."

Spenc ist der erste, der sich wieder fasst. Vorsichtig macht er einen Schritt vor den anderen und geht auf die Vase zu. Mit den Händen fährt er suchend rund um die Vase herum, wahrscheinlich auf der Suche nach Drähten oder sowas. Als ob ich mir sowas ausdenken würde. James zuckt erschrocken vor Spencers Händen zurück, die gefährlich nahe an seinem Auge vorbei schrammen. „Sagt ihm er soll aufhören, Lady Katherine!" Ruft der Geist erschrocken.

Aber diesen gefallen werde ich ihm nicht tun. Das hat er nicht verdient. Geduldig beobachte ich, wie Spenc mit seinen Händen durch die Luft fährt.

„Hier sind nirgendwo Drähte." Knirscht er mit den Zähnen. „Kathy, was ist das?"

Desinteressiert stochere ich in meinem Müsli herum. „Sag ich doch. Das da ist James. Er ist ein Geist und er winkt jetzt gerade mit der Vase."

Cherrys Verständnisloser Blick fliegt von der Vase zu mir und wieder zurück. Sie will mir glauben, kann es aber nicht. „Das da ist ein Geist?" Stottert sie. Ich Kichere leise. „Nicht die Vase, aber im Grunde genommen schon."

Ruckartig fährt Spencer herum und schnappt sich seinen Geisterfinder vom Tisch. Mit geübten Handgriffen schaltet er ihn ein, sucht damit die Luft rund um die Vase ab. „Aber kein Ausschlag..." Murmelt er verwirrt.

„Tja, dein Elektrikzeugs scheint nicht zu klappen!" Zischt Cherry verächtlich. Dann hebt sie zögernd die Hand und winkt in James Richtung. „Hi James. Ich bin Cherry." Der Geist gluckst vergnügt. „Lady Kirsche", die Vase wackelt als er lacht.

„James, das reicht jetzt." Sanft bedeute ich ihm sich zu verziehen. Kurz wirkt James als würde er protestieren wollen, aber ein scharfer Blick meinerseits reicht aus um diesen Protest im Keim zu ersticken. Er lässt die Schultern sinken, zieht den Kopf ein und verzieht sich ins Wohnzimmer. Spencer folgt ihm, oder besser gesagt, der Vase, auf dem Fuß. Mit offenem Mund dreht Cherry sich wieder zu mir um. „Ist das der Geist, den du immer siehst?" Ihre Stimme zittert unkontrolliert, ebenso wie ihre Pupillen. Bestätigend nicke ich. „Jep. James ist sowas wie unser Hausgeist."

Meine Freundin nickt wissend- obwohl ich glaube, dass sie nur so tut-, während ich die letzten Reste meines Müslis auslöffele. „Darf ich bitte weiter erzählen?" Stoße ich sie an. Die rothaarige hat sich schnell wieder gefangen und nickt. „Klar, fahr fort."

Und so beginne ich es ihr zu erzählen. Spencer hört aus dem Nebenzimmer mit. Ich erzähle von meiner Vision, von dem kennenlernen von Elijah, Isabell und Victorie, von dem Ritual der Bruderschaft und Elijahs Warnung, seine Worte im Auto, sein plötzliches auftauchen gestern Nacht, von Steve und den anderen und von Henry. Nichts lasse ich aus. Bis auf meinen Traum. Mittlerweile sitzen wir nicht mehr im Speisesaal, sondern im Kaminzimmer. Cherry und ich sitzen auf dem Sofa und beobachten mit gerunzelter Stirn Spencer. Er hat aus seinem Rucksack eine Tafel gekramt, die er auf dem Kaminsims abgestellt, und auf die er all unsere Erkenntnisse geschrieben hat. Nachdenklich steht er mitten im Raum, tippt sich mit dem Stift an die Lippen und betrachtet das Tafelbild. Ich tue es ihm beinahe nach. Im Schneidersitz hocke ich neben Cherry, ein Kissen auf dem Schoß, den Teller mit dem Pancake darauf und mit zusammengekniffenen Augen mustere ich die Notizen. Mit den Zacken der Gabeln tippe ich auf meine Lippen. „Du hast Elijah falsch geschrieben." Werfe ich leise ein. Spencer hört es trotzdem und deutet mit dem Stift auf den Namen. „Da?"

Ich nicke. „Ja, er wird mit >H< am Schluss geschrieben."

In einem Handdreher hat er dort den Buchstaben hin gequetscht. „Elijahhhhh", testend betont er verschiedene Buchstaben. „Elijah. El-i-jah. Er heißt Elijah." Unterbreche ich ihn.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now