LXXIII | Von Streitrössern und Instagram-Kleidern

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Ehrfürchtig stolpere ich neben Elijah und Steve her, durch die Hafenstraßen von Council Island. Es ist unglaublich und ich bekomme den Mund fast gar nicht mehr zugeklappt.

Die Straße ist auf einer Seite gesäumt von kleinen Häusern, die im Viktorianischen Stil erbaut wurden und in Pastellfarben gestrichen sind. Einige sind Läden, kleine Cafés, vor anderen sitzen Familien lachend beim Brunchen. Langsam steigt das Gebiet der Insel an und auf dem Weg hoch, stehen immer größere Bauten, die fast wie Herrenhäuser aussehen. Council Island ist sehr viel größer als ich aus der Entfernung geschätzt hatte. Sie ist mindestens die Hälfte von Irland!

Cherry fühlt sich hier unübersehbar sehr viel wohler als am Hafen. Niemand starrt uns wegen unserer Kleidung an, denn es scheint hier nichts unnormales zu sein. Sie geht neben Victorie her ein paar Schritte hinter uns.

„Wohin gehen wir? Müssen wir denn nicht da hoch?" Fragt sie laut und deutet die Insel rauf. Elijah nickt, wovon ich mir nicht sicher bin, ob Cherry es sehen kann. „Ja, müssen wir. Aber wenn du den ganzen Weg hoch gehen willst, dann viel Spaß." Gibt er bekannt, bevor er scharf rechts abbiegt, in eine breite Gasse. Schnell folge ich ihm und mache einige schnelle Schritte, um an seine Seite aufzuschließen.

„Wohin gehen wir, Elijah?" Hake ich erneut nach, da wir anscheinend keine normale Antwort erwarten können, wenn Cherry fragt. Mein Partner sieht runter zu mir und Schmunzelt. „Weißt du eigentlich, dass deine Haare dir im Mund hängen?"

Ungeduldig streiche ich die Haarsträhnen aus meinem Mundwinkel und sehe erwartungsvoll zu ihm auf. „Antwort?" „Wir besorgen uns jetzt Pferde- Autos gibt es hier nicht." Erklärt er flötend, biegt erneut ab und bleibt schließlich vor einem hübschen, Minzgrün angestrichenen Häuschen stehen, neben dem sich eine Weide befindet, auf dem einige Pferde friedlich vor sich hin grasen. Mein Partner wartet noch einen Moment, bis alle unsere Reisebegleiter zu uns gestoßen sind. „Kathy und Cherry, ich gehe davon aus, dass ihr nicht reiten könnt?"

Meine rothaarige Freundin zuckt mit den Schultern. „Ich war als Kind mal reiten."

Ich erspare uns allen unnötiges rumgeplapper und schüttle schlicht den Kopf. Mit Dad waren wir mal Urlaub auf einem Ponyhof machen, aber ich denke, an einem Strick auf einem Pony durch die Gegend geführt zu werden, ist etwas anderes, als auf einem dieser, nicht gerade kleinen, majestätischen Pferde zu reiten. Alleine. Ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen.

„Schön, dann bilden wir Paare, das macht am meisten Sinn." Schlägt mein Partner weiter vor und wirft mir einen schnellen Blick zu. Das schlimmste was ich ihm antun könnte, wäre darauf zu bestehen, mit Steve oder Victorie zu reiten und ihm Cherry aufzuhalsen.

Allerdings bin ich nicht wirklich in der Stimmung ihn zu ärgern. Eher habe ich das Bedürfnis, mich noch ein letztes Mal mit ihm zu beraten, bevor ich mich in die Höhle des Löwen begebe. Was könnte es für einen besseren Ort dafür geben, als den Rücken eines Pferdes, wo er nicht einfach so verschwinden kann? Es könnte wirklich die letzte Gelegenheit vor meinem Termin mit O'Byrne sein, in der wir unter vier Augen sprechen können.

Während mein Partner sich um unsere Fortbewegungsmittel kümmert und sich dafür ins Haus begibt, packe ich Cherry und ziehe sie ein Stück weg von Steve und Victorie. Ihre Meinung ist die einzige die mir noch fehlt. Elijah hat mir schon in seiner Küche erzählt, dass er Mister O'Byrne nicht traut und Steve hat es eben deutlich gemacht. Was Victorie angeht... Ich denke, die Menge der Waffen an ihrem Waffengurt, spricht für sich. Der Hexer und die Vampirin sehen uns etwas verdattert nach, bis sie um die Ecke der Gasse verschwinden, in die ich Cherry gezogen habe.

„Was ist?" Will sie aufgeregt wissen, als wüsste sie nicht schon, was hier vor sich geht.
„Denkst du, ich sollte O'Byrne trauen?" Platze ich sofort mit dem Punkt raus, auf den ich hinaus wollte. Meine Freundin runzelt die Stirn und kratzt sich am Hinterkopf. „Ich kenne den Typen doch auch nicht." Gibt sie zu bedenken. Das weiß ich zwar, trotzdem will ich nicht zu dem Treffen, ohne die Einschätzung meiner besten Freundin. Sie ist die einzige, an der ich noch nie zweifeln musste. Cherry hat mir bereitwillig alles geglaubt, nichts wirklich in Frage gestellt, bis sie jetzt selbst Teil dieser Welt geworden ist.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now