XXXIV | Monster

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Baltasa legt seine Hände flach auf den Tisch, und sieht mich nachdenklich an. „Du fragst dich sicher, wieso Nick und Lucias hier sind."
Tatsächlich, Mister DeVilers, habe ich mich das gerade eben gefragt.

„Lucias, mein Partner, kann in die Zukunft sehen und Nick hat sehr, sehr starke Sinne. Du verstehst sicher, dass das alles nur Sicherheitsmaßnahmen sind."

Ich nicke knapp. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie sich nicht wegen mir, auf etwas vorbereiten, sonder für den Fall, dass Elijah hier gleich rein stürmt. Beide könnten sich auf den Extremfall vorbereiten.
Baltasa lehnt sich in seinem Stuhl zurück und beginnt damit, einen Stift zwischen seinen Fingern hin und her zu drehen. „Nun würde es mich allerdings sehr interessieren, was du besonderes kannst?"

Überlegend beiße ich mir auf die Unterlippe. Wäre es wirklich so eine gute Idee, Baltasa meine >Geheimwaffe< zu verraten? Andererseits, Elijah kann manipulieren, Victorie kann Tränke brauen und dieser Nick hat ultra scharfe Sinne. Was könnte meine kleine Geisterseherei im Vergleich anrichten?
Ich hebe den Blick und starre das Bücherregal an. „Ich kann Geister sehen."

Auf Baltasas Gesicht breitet sich ein grinsen aus, welches mir einen Schauer über den Rücken jagen lässt. Elijah hat zwar auch manchmal dieses gefährliche, boshafte lächeln, aber er hat mich nie ernsthaft damit angesehen. Er sieht mich nie so an, es sei denn, er macht einen dieser Ich-bin-der-große-böse-Wolf-Witze. Aber dieses Lächeln von Baltasa, ist direkt auf mich gerichtet. Es ist, als würde er gleich die Arme ausbreiten und ein paar Dämonen schießen hinter seinem Rücken hervor. „Wie interessant." Wispert er gegen seine Fingerknöchel, „Erzähle mir mehr."

Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. „Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen."
„Siehst du sie, wie Menschen, oder sind es nebelgestalten?"
„Menschen. Sie sehen aus wie ganz normale Menschen. Sie sind nur ein wenig...transparent."" Erwidere ich leise. Mir ist es unangenehm, über meine Eigenart zu sprechen. Es war für mich nie etwas besonderes, etwas worüber man sich freuen sollte, es war eher, als hätte mich irgendjemand verflucht. Als wäre ich verdammt, mein Leben als Freak zu fristen.

„Sprechen sie mit dir?" Baltasas Interesse scheint geweckt worden zu sein. Er hat sich zurück gelehnt und betrachtet mich, als wäre ich irgendein neuer Schatz in seiner Sammlung. Ich befeuchte nervös meine Lippen. „Manche. Kommt ganz auf die Persönlichkeit an. Andere beachten mich auch gar nicht und ein paar weigern sich auch mit mir zu sprechen."
Baltasa legt den Kopf schräg. „Wissen sie, dass sie tot sind?"

Ich weiche seinem Blick aus und starre das Bücherregal an. Irgendwie macht es mich traurig, diese ganzen Fragen zu beantworten. Natürlich weiß ich, dass James zum Beispiel, tot ist, aber es macht mich traurig. Er ist so ein witziger junger Mann und trotzdem musste er viel zu früh die Welt verlassen. „Einige. Aber der größte Teil weiß es nicht. Oder sie weigern sich, es zu akzeptieren."

Baltasa stößt Geräuschvoll die Luft aus seinen Lungen, beugt sich vor und stützt sich auf seine Arme ab. „Du hast da ein sehr großes Geschenk, Katherine, Weißt du das?"
Ich streiche mir eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich denke nicht, dass das ein Geschenk ist. Ich sehe Dinge, die kein anderer sieht. Es ist gruselig zu wissen, was nach dem Tod mit einem passieren könnte." Mir fällt auf, das Baltasas Augen, mit jedem Wort das ich spreche interessierter wirken. Lucias, der die ganze Zeit geschwiegen hat, klappt seufzend sein Buch zu und erhebt sich von seinem Platz. „Wir alle sind Auserwählte, Katherine." Erklärt er, während er auf die Bücherregale zu tritt und sich daran macht, sein Buch einzuordnen. „Wir sind geboren, um besonders zu sein."

Wow, ich muss zugeben, seine Rolle als gelangweilten Fanatiker spielt er echt gut. Besonders sein. Ich finde nicht, dass wir irgendwie besonders sind. Wir haben komische Eigenschaften. Das ist alles.
„Das reicht, Lucias", ruft Baltasa seinen Partner leise zur Ordnung. Ich erhasche kurz einen Blick auf den augenverdrehenden Lucias, bevor ich mich wieder Baltasa zuwende. „Möchtest du dich setzen Katherine? Wir haben noch einiges zu besprechen."

Time Travelling | Broken SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt