XLI | Todesomen

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In diesem Moment kommt Elijah durch die Tür, in der Hand ein Tablett mit einer Teekanne und drei Tassen. Mit dem Fuß kickt er einen Totenschädel aus dem Weg, der klappernd umfällt. Ich hoffe so sehr, dass er künstlich ist. Mit einem lauten Knall setzt er das Tablett auf dem Tisch, und auf den Karten, ab und lässt sich auf den letzten freien Stuhl fallen. „Deine Teekanne ist dumm." „Der, der den Tee gekocht hat auch."

Ich kann mich nicht zurückhalten und lache laut auf. Ich habe noch nie erlebet, dass jemand so mit Elijah spricht. Dem unbestrittenen König von Malson Falls. „Sybilla, du untergräbst meine Autorität." Grummelt Elijah, greift nach einer Tasse und schenkt sie bis zum Rand mit Tee voll. Immer noch vor sich hin grummelnd stellt er sie vor mich.
„Danke", Kichere ich, versuche mich in den Griff zu bekommen. Elijah wirft mir einen bösen Blick zu. Ich schlucke, räuspere mich, und konzentriere mich wieder auf Sybilla und meine Hände. Sie hat meine Hand ganz nahe an ihr Gesicht geführt und reibt mit dem Zeigefinger immer wieder über eine Stelle, als würde sie einen hässlichen Fleck wegwischen wollen. Auch Elijah scheint das auch bemerkt zu haben, stellt die Teekanne, die er gerade in die Hand genommen hat, wieder ab und sieht Sybilla angespannt an. „Gibt es ein Problem?" Beunruhigt sehe ich zwischen meinen Partner und der Hexe hin und her. Werde ich hier auch mal aufgeklärt?

„Ihre Lebenslinie..." Erklärt sie, klingt äußerst irritiert. Auch ich bin irritiert, suche nach Hilfe bei Elijah. Doch auch mein sonst so allwissender Partner, scheint das Problem nicht zu erkennen. „Was ist mit ihrer Lebenslinie?" Erkundigt er sich ungeduldig. Sybilla lässt meine Hand sinken und ich habe das Gefühl, dass sie mich bemitleidend ansieht. „Katherine hat die kürzesten Lebenslinien die ich jemals gesehen habe."
Leicht panisch werfe ich Elijah noch einen Blick zu. Er atmet auffällig tief ein, als müsste er sich von irgendwas abhalten. „Wie... Wie meinst du das? Wird sie nur 75 statt 80 Jahre alt?"
Sybilla schüttelt den Kopf. „Ihre Linie reicht gerade einmal noch höchstens drei oder vier Jahre." Urplötzlich erhebt Elijah sich und greift nach meiner Hand, die immer noch auf dem Tisch liegt. „Katherine, wir gehen." „Was? Wieso?" Verwirrt sehe ich zu ihm auf. Ich verstehe nicht, was das hier soll. War das jetzt eines von den Todesomen von denen er erzählt hat?

Eindringlich bohrt Elijah seinen Blick in meinen. „Wir gehen." Wiederholt er bedrohlich ruhig. Kurz ziehe ich in Erwägung zu protestieren, aber ich möchte Elijah jetzt lieber nicht noch mehr aufregen. Also stehe ich vorsichtig ab, darauf bedacht nicht gegen eines der Knochenkunstwerke zu stoßen, und sehe Sybilla entschuldigend an. Es tut mir leid, dieses Treffen jetzt so plötzlich abbrechen zu müssen. Elijah umfasst meinen Unterarm und dirigiert mich sanft aus der Wohnung. Schneller als ich mich versehe stehen wir wieder draußen auf der Straße. Immer noch läuft hier kaum jemand herum.

Mein Partner lässt mich los und lehnt sich gegen die Fassade. Mir ist unwohl und ich verschränke meine Arme vor meiner Brust. Was sollte das? Nachdenklich ziehe ich meine Unterlippe zwischen meine Zähne und kaue darauf herum.

„Ich hab doch gesagt, sie redet Schwachsinn." Gibt Elijah da plötzlich von sich. Ich sehe von dem Saum meines Rockes auf, auf den ich gestarrt hatte, und meinen Partner an. Die Sonne steht hoch am Himmel, scheint auf uns nieder und lässt Elijahs blonde Haare so glänzen, dass es aussieht als hätte er einen Heiligenschein. Seine blauen Augen funkeln so, als wären in seinen Pupillen kleine Seen. Er hat die Augenbrauen zusammen gezogen, die Augen verengt und sieht allgemein so aus, als wäre mit ihm gerade nicht gut Kirschen essen.

„Hast du gesagt", bestätige ich und spiele mit einer Haarsträhne. Es macht mich nervös, dass Elijah so unruhig ist. Irgendwas muss ihn beunruhigt haben. Und wenn die Ruhe in Person der, der höchstens etwas besorgt wird, wenn die Apokalypse bevorsteht, beunruhigt ist, dann muss ich mir Sorgen machen. Sehr große Sorgen.

Time Travelling | Broken SoulsWhere stories live. Discover now