XCV | Die Sitzung der Bruderschaft

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Mal wieder werde ich mit meinen Gedanken allein gelassen, von denen ich mir dieses Mal nicht mal sicher bin, ob ich sie überhaupt verstehe. Weiß Valentin überhaupt, dass er unser Vater ist? Oder möchte er noch etwas mit uns zu tun haben?
Es sind so viele Fragen, die mich verwirren und ich hasse es. Wieso scheint mein Kopf mich immer mehr fertig machen zu wollen? Als würde selbst er ein Spiel gegen mich spielen.

Die hohen Flügeltüren knarzen besorgniserregend, als sie hinter mir ins Schloss fallen, da ich als Letzte eintrete. Ausnahmsweise ist die Halle einmal Lichtdurchflutet. Goldenes Licht geht von den vielen kleinen Lämpchen aus, die überall verteilt sind. Es sind keine Fackeln, jedoch auch keine normalen Lampen. Das muss irgendwas anderes magisches sein. Die Plätze an dem Halbrunden Tisch sind allesamt belegt, bis natürlich auf meinen, den meiner Mutter und den, meines Großvaters. Der Platz zwischen Nick und Elijah, auf dem ein Fuchs abgebildet ist, schwebt in einsamer Leere. Elijah und der Werwolf wechseln gerade ein paar Worte, wohingegen mir Logan, der ganz am Rand des Podestes sitzt, mir freundlich zuwinkt. Tatsächlich würde ich gerade seine Gesellschaft, der von Elijah vorziehen. Der kann sich ruhig weiter mit Nick Zöpfchen flechten.

„Hallo Logan." Grüße ich, als ich die Stufen zum Podest hochsteige und dabei einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Lampen halte.
„Hi Kathy. Wie geht's?"
„Gut, und dir?"
„Mir auch, danke der Nachfrage."

Ich denke, das war die sinnloseste Unterhaltung, die ich jemals mit ihm geführt habe. Nicht, dass es jemals eine sinnvolle Unterhaltung zwischen dem besten Freund meines Bruders und mir gegeben hätte, aber diese hier war wirklich über alle Maßen hinaus zu nichts führend. Großartig.

Bewusst recke ich mein Kinn etwas weiter vor, als ich den schweren Holzstuhl zurück ziehe, wobei er laut über den Boden schrammt, und mich schließlich auf das rote Polster fallen lasse. Der Stuhl ist hart und ungemütlich, aber ich habe irgendwie nichts anderes erwartet. Ich überschlage die Beine und ignoriere Nick, der in einem alltäglichen Ton sagt: „...Ich hab mich dann verwandelt, wer ist auch so dumm und regt einen Werwolf bei Vollmond auf? Niemand, der es verdient hat, noch länger am Leben zu sein."

Elijah nickt bloß, stützt das Kinn auf seiner Hand ab und widmet sich nun dem Großmeister der Bruderschaft, der sich soeben geräuspert hat, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Seine dunklen Augen sehen nur ein wenig unter seinen buschigen Augenbrauen hervor, als er uns ernst mustert. „Sind die Herrschaften zu meiner Rechten auch soweit?"

„Nie bereiter gewesen, Baltasa." Erwidert Elijah, bedeutet seinem Neffen mit einer Handbewegung anzufangen. Baltasa kratzt sich an der Schläfe und legt seine Hände anschließend flach auf den Tisch. „Ich will nicht lange Drumherum reden, wir wissen, denke ich, alle, warum wir hier sind. Nicht wegen dem Unfall, den Isabell beim Training hatte, wir sind natürlich alle froh, dass dir nichts ernstes passiert ist, sondern aufgrund des Besuches, den ein paar unseres Kreises, dem Falkenriff und dem Allianzbeauftragten abgestattet haben."

Ich werfe meiner Cousine, quer durch die Halle, einen besorgten Blick zu. Geht es ihr wirklich gut, oder spielt Baltasa die ganze Sache nur runter, um zum Punkt der Versammlung zu kommen? Doch meine Absicht, Isabells Gesundheit auf den Grund zu gehen, hat schon Victorie übernommen. Sie hat ihre Hand auf Isabells gelegt und redet leise auf ihre Partnerin ein. Die Blonde nickt bloß oder schüttelt den Kopf. Ich lasse die beiden Partnerinnen allein damit umgehen, später, wenn Isabell mich fährt, kann ich sie noch einmal darauf ansprechen.

„Wer von unseren Werten Botschaftern möchte mit einer Erzählung beginnen?"

Weder Victorie, die anscheinend gerade ganz andere Sorgen hat, noch Elijah oder ich haben Lust, Baltasa etwas über die Reise zu erzählen. Mein Partner lehnt sich sogar zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und richtet seinen Blick gelangweilt an die Decke. Ich hingegen, nehme mir nicht ganz diese Frechheit heraus, sondern falte nur die Hände und sehe auf den Boden.

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