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Mit einer vollen Wasserflasche und meinen Sportklamotten bekleidet, betrat ich eine halbe Stunde später das Fitnessstudio, dem ich mindestens 4-mal die Woche einen Besuch abstatte. „Fitness for Selflove" waren die Worte des Logos welches mich als erstes begrüßte.

Mara, eine 30-jährige Mitarbeiterin -sie kommt eher rüber wie eine Teenagerin- schrie aufgeregt, als sie mich sah. Dabei glänzten ihre roten Naturlocken im Licht, das von einer LED-Lampe herkam. Mara hat bereits zwei Kinder auf die ich ab und zu aufpasse, wenn sie mit ihrem Mann ausgeht. Ihre Töchter sind zuckersüß und freuen sich jedes Mal, wenn ich sie besuchen komme. Ich habe Mara durch das Fitnessstudio kennengelernt, inzwischen sind wir gute Freundinnen, obwohl sie mehr als zehn Jahre älter ist als ich. Aber man merkt ihr nicht an, dass sie schon so „alt" ist. Im Gegenteil, ich würde von außen eher sagen, dass sie maximal 23 ist.

„Endlich kommt hier mal jemand gescheites rein." sie gähnte überschwänglich und bedeutete mir damit, dass ihr Tag bisher anscheinend total langweilig war.

„Ohje." ich lachte bemitleidend und umarmte sie. „Wie gehts meinem Mädchen?" erkundigte sie sich bei mir als sie mich an den Schultern von sich wegdrückte. „Gut und dir?" stellte ich eine Gegenfrage und setzte ein warmes Lächeln auf. „Ach Schätzchen. Mir gehts gut, es ist nur viel los gerade mit der Planung des Umzugs.", seufzte die Rothaarige und lächelte wage. In mir breitete sich wieder dieses bedrückende Gefühl aus. Mara hatte mir vor drei Wochen mitgeteilt, dass sie, ihr Mann und die Kinder Ende des Jahres umziehen werden. Weg von Monaco. Sie plant Richtung Staaten auszuwandern, damit wäre sie kilometerweit von mir entfernt. Ich habe Angst davor und wünsche mir jeden Tag, dass sie sich doch umentscheidet. Aber sie ist in diesen Plan so festgefahren, dass es wohl Ende des Jahres Abschied nehmen heißen wird.

„Du tust mir leid.", murmelte ich. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie anstrengend es ist, einen Umzug zu planen. All die Hausbesichtigungen, gerade wenn sie außerhalb des Landes sind.

„Ich denke ich gehe jetzt mal ins Fitnessabteil." ich winkte ihr und ging davon.
Ich schloss meine ganzen Sachen, außer meine Trinkflasche, in einen Spind ein und fing dann endlich an Sport zu machen. Ich zog durch, bis meine Glieder schmerzten, doch war am Ende freier als zuvor.

Nachdem ich wieder nachhause gefahren bin, zwang ich mich dann doch dazu, wenigstens einen Apfel zu mir zu nehmen und erntete dafür ein Höllen schlechtes Gewissen, was mich bis in die Nacht verfolgte. Ich wälzte mich, kämpfte mit der Übelkeit und wünschte mir irgendwo, dass ich mich tatsächlich noch übergeben würde. Auch wenn ich es als Kind hasste, würde es sich heute eher als Befreiung anfühlen...

Am folgenden Morgen weckte mich mein Wecker um 8:00 und beendete damit meinen traumlosen Schlaf. Ich zog mir meine Arbeitskleidung -ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans- an, schminkte mich in Windeseile und lief dann los. Mein Arbeitsplatz ist mit dem Auto nur zehn Minuten von mir entfernt, was sehr praktisch ist. Aber auch zu Fuß dauert es nicht allzu lange, weshalb ich oft diese Route nehme, um meine Gedanken zu sortieren.

Ehe ich die Tür zum Restaurant geöffnet hatte, in dem gerade die Frühstückskarte an sämtliche Kunden ausgehändigt wurde, erreichte mich der gestresste Marlow. Im Vorbeigehen schenkte er mir eine schnelle Umarmung. „Hey Sally. Wie du siehst, ist viel los. Könntest du direkt mit anpacken?" fragte er was ich nickend bejahte. Ich brachte meine Tasche schnell in den Mitarbeiter-Bereich und eilte ihm dann schnell zu Hilfe. Ich übernahm den Job hinter dem Tresen, während Marlow Kuchen, Brötchen und Kaffee durch das ganze Lokal trug.

Gegen Mittag wurde es etwas ruhiger und somit putzte ich die einzelnen Tische, sortierte dreckige Teller in die Spülmaschine ein und wechselte ein paar Worte mit Marlow. Für ein paar Minuten leistete ich auch unserem Haushund Elmo, ein großer alter Berner Sennenhund, etwas Gesellschaft. Er liebt es unheimlich, wenn sich mal jemand zu ihm legt und etwas krault. Er ist für mich ein nicht weg zu denkender Teil bei der Arbeit, da er schon da war, als ich vor drei Monaten angefangen habe, hier zu arbeiten. In meiner Mittagspause gehe ich manchmal am anliegenden Strand mit ihm spazieren oder verbringe einfach nur Zeit an seiner Seite. Daher habe ich zu ihm schon eine sehr enge Bindung aufbauen können und ihn fest in mein Herz geschlossen.

„Na wie läuft's bei dir?" erkundigte sich mein Arbeitskollege irgendwann bei mir, als ich Elmo gerade hinter den Ohren kraulte. Ich wandte meinen Blick von dem riesigen Wollknäuel kurz ab und antwortete Marlow. „Alles gut so weit. Und bei dir?"

„Ich bin verlobt." verkündete er stolz grinsend. Ich sah sofort auf und blickte ihn verblüfft an. „Wie bitte? Das ist ja super. Glückwunsch. Wer hat den Antrag gemacht?" - „Ich natürlich." lachte er und wurde total rot.

Um 16:30 war meine Schicht beendet und ich wollte nachhause gehen, da hielt Marlow mich auf. „Hey Célina. Ich habe völlig vergessen dir zu sagen, dass du natürlich eingeladen bist. Also zur Hochzeit." ich machte große Augen. „Das...Wow, danke." stammelte ich und wurde sogleich in eine herzliche Umarmung seinerseits gezogen. Schnell beendete ich diese wieder und trat einen Schritt zurück. „Nadann. Mich freut das sehr, aber ich muss jetzt los. Bis morgen." ich wandte mich lächelnd ab, doch Marlow hielt mich noch ein weiteres Mal auf. „Ähm, ich bin morgen nicht wie ausgemacht zur Morgensschicht da. Ich habe kurzfristig einen Termin zum Anzugkaufen bekommen. Sorry. Aber soweit ich weiß, kommt Clodine irgendwann zu dir dazu.", er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Wir mochten Clodine beide nicht sonderlich. Dennoch zwang ich mir ein Lächeln auf die Lippen und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ist nicht schlimm. Viel Spaß morgen!" - „Danke sehr."
Ich verabschiedete mich nur mit wenig weiteren Worten von dem Verlobten und eilte dann nach draußen an die frische Luft. Das brauchte ich nach der Arbeit mehr als alles andere. Die frische Meerluft, welche ich glücklicherweise zentral in meiner Nähe habe, durchflutete meine Lungen mit erfrischender Wirkung.

Die Junisonne brannte auf meinen nackten Unterarmen und kitzelte mich in meiner Nase. Die Blumen in den Gassen der Stadt strahlten in ihren schönsten Farben und es roch herrlich nach Sommer. Auf dem tiefblauen Ozean segelten einige Boote und ich meinte sogar ein paar Kitesurfer in der Ferne zu erkennen. Doch da gab es etwas, das dem allen nicht entsprach. Denn die ganze Schönheit der warmen Jahreszeit kann so bedeutungslos sein, wenn die Seele eines Menschen grau und farblos ist...

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now