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„So Madame! Wir müssen reden!!", Clodine zog ihre Augenbrauen fordernd hoch und beobachtete mich mit einem neugierigen Blick. Wie gerne wäre ich im Erdboden versunken, wäre in den nächsten Flieger ans andere Ende der Welt gestiegen oder hätte mich unsichtbar geschnipst?! Wie blöd nur, dass das in unserer schönen Welt nicht möglich ist...
Ich gab mich der Situation zögerlich hin, indem ich mich Clodine gegenüberstellte und abwartend schwieg. „Erklär mir bitte, wie es dazu kommen kann, dass du mit Charles Leclerc hier hinter dem Tresen stehst?? Jetzt ernsthaft, andere würden dafür sterben ihn überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen und du arbeitest ganz zufällig mit ihm in einem Restaurant!" verständnislos legte ich den Kopf schief. Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum es so eine große Sache war, genau mit ihm hier Zeit verbracht zu haben. Er ist doch lediglich ein junger Mann, auch wenn er mir bereits jetzt mehr bedeutete als ich jemals zugeben würde.

„Charles Wer?" , hakte ich nach.

„Charles Leclerc! Oh mein Gott, sag nicht du kennst ihn nicht?" Völlig fassungslos starrte mich die Blondine an und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich gehe jetzt draußen die Leute bedienen." Ohne auf meine Antwort zu warten,  nahm sie ein Tablett, ging um den Tresen herum geradewegs auf den Außenbereich zu. Verständnislos blieb ich zurück. Vielleicht sollte ich nachforschen, um es sich bei Charles Leclerc um eine berühmte Persönlichkeit handelte. In gewisser Weise kommt er mir schon bekannt vor, ich weiß nur nicht woher...

Gegen 18:00 machten Clodine und ich Feierabend. Statt uns kamen zwei andere Kolleginnen zur Arbeit. Das Restaurant, in dem wir arbeiten ist ganztags geöffnet, sodass wir morgens wie ein Café bedienen und von 13:00-00:00 wie ein Restaurant.

Ich ließ mich erschöpft auf meinen Sitz in meinem Auto sinken und schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz. Mir schwirrte ein bestimmter Gedanke in meinem Kopf herum. Ich wollte wissen, wer Charles Leclerc war.

Ich gab seinen Namen in Google ein und wartete ein paar Sekunden, bis es mir Ergebnisse anzeigte. Ich erschrak als ich durch die etlichen Berichte und Websites scrollte. Und dann erhielt ich die Antwort auf meine Frage.

Charles ist Formel 1 Fahrer. Genauer gesagt fährt er seit diesem Jahr für Ferrari, ist 1,80m groß und wird im Oktober 21 Jahre alt.

Diese Informationen überrollten mich wie eine riesige Welle und ich wusste auf einmal mehr über ihn, als ich mir erhofft hatte. Formel 1 Fahrer. Mehr als davon gehört habe ich nie, aber alles, was ich weiß, ist, dass es ein teurer Sport ist, in dem sich alles um Geld dreht. Und obwohl mein Kopf sagt, dass die Fahrer und Mitarbeiter arrogant und herzlos sind, kollidiert dieses Vorurteil mit den Gefühlen meines Herzens, welches Charles nicht als diese Art Mensch kennt. Ich habe Charles nicht als eingebildeten Bastard kennengelernt, sondern als einen sympathischen, hilfsbereiten und attraktiven Mann.

Zwei Tage später, am Wochenende, flatterte eine E-Mail in mein Postfach -die schriftliche Einladung zu Marlwos Hochzeit. Sie sollte in zwei Wochen stattfinden, am Samstag, den 15.06.2019. Einen richtigen Plan, was ich anziehen soll, hatte ich noch nicht wirklich. Ich bin allgemein eher ein Fan von was Schlichtem und Hellem. Aber welch ein Glück ich doch habe, eine beste Freundin zu haben, die genau in diesem Gebiet eine Fachfrau ist. Ayla. Sie wird nächste Woche aus Kanada zu Besuch kommen.
Bei dem Gedanken daran, sie wiederzusehen, wurde mir warm ums Herz. Unsere letzte Begegnung liegt nun schon Wochen zurück und ist somit längst überfällig.

Mit einer gepackten Tasche fuhr ich gegen Mittag nach Monte Carlo zu meinen Eltern. Wie jedes Mal verbringe ich das Wochenende bei ihnen. Das ist eine Tradition, auf die meine Eltern unter keinen Umständen verzichten wollen. Natürlich habe ich nicht jedes Mal Lust darauf, aber ich will sie eben nicht enttäuschen. Nicht mehr, als ich es so oder so schon ständig tue.

Meinen Wagen parkte ich vor dem Haus, in dem meine Eltern wohnen. Dabei fiel mein Blick auf den grauen Sportwagen, hinter dem ich geparkt habe. Ich wusste sofort, wem er gehörte, immerhin saß ich schon einmal drin. Mein Herz schlug unaufgefordert höher. Ich ließ meinen Blick umherschweifen, entdeckte den Besitzer des Autos aber nicht. Wahrscheinlich ist er seine Mutter besuchen gegangen, komischerweise genau heute wo ich auch hier bin. Wie konnte es sein, dass ich ihn in all den vergangenen Jahren hier nie gesehen habe?

Ich stieg aus und schlug hinter mir die Türe zu. Aus meiner Tasche kramte ich den Hausschlüssel, mit dem ich im nächsten Moment aufschloss.  Meine Schuhe ließ ich im Eingangsbereich des Hauses zurück und ging zuerst in die Küche, von der aus ich Stimmen vernahm. Meine Mom lehnte telefonierend am Kühlschrank und winkte mir strahlend zu, als sie mich bemerkte. Ich setzte ebenfalls ein Lächeln auf und nahm am Küchentisch Platz, um zu warten, bis die Frau mittleren Alters mit ihrem Telefonat fertig war.

Meine Augen wanderten zum Fenster. Draußen schimmerte der wolkenlose Himmel und die Sonne brannte, wie den ganzen Sommer über, gnadenlos auf die Stadt hinunter. Regen oder Ähnliches kommt um die Jahreszeit selten vor. Daher liebe ich den Herbst, in dem die farbigen Blätter von den Bäumen fallen, der Wind die Haare aufwirbelt und Regenschauer die Stadt in eine glänzende Schönheit tauchen.

„Schatz.", die überschwänglich glückliche Stimme meiner Mom riss mich vom Fenster und ich blickte zu ihr. Im nächsten Moment umarmte sie mich schon und drückte mir einen  Kuss auf die Haare. Ich war doch nur eine Woche weg, dachte ich mir und verdrehte innerlich die Augen.

„Wie gehts dir?" Fragte sie und musterte mich von Kopf bis Fuß.

„Gut, wie gehts dir?", stellte ich eine Gegenfrage und mein Blick fiel auf ihre hellen Locken. Zwar sind meine Haare ähnlich braun wie Kastanien, doch die Locken habe ich von meiner Mutter geerbt.

„Ach Schatz, mir gehts gut. Willst du deine Sachen hochbringen?" , fragte sie und deutete auf meine Tasche, die ich eben neben dem Tisch abgestellt hatte. Ich nickte bejahend und erhob mich von dem braunen Holzstuhl. Ein Wunder, dass ich bei diesem morschen Material noch nie einen Spreißel im Hintern hatte. Nicht nur die Stühle, sondern auch der Tisch sind schon mindestens 10 Jahre alt. Keine Ahnung, warum meine Eltern die Möbel nie ausgetauscht haben.

Als ich eine Weile später wieder in die Küche kam, blieb ich irritiert stehen. Im Gegensatz zu vorhin war die Küche nicht mehr aufgeräumt. Auf der Arbeitsplatte türmten sich Buffetteller mit zum Beispiel Baguette und Croissants, Obstscheiben und einer Gemüsequiche.  Meine Mutter war damit beschäftigt einen großen Löffel in eine Salatschüssel zu stecken und stellte einen Stapel Teller direkt daneben. „Wärst du so lieb und würdest die an den Tisch stellen? Und noch Besteck?" Bat meine Mutter, ohne mich wirklich anzuschauen, da sie anderen Dingen ihre Aufmerksamkeit schenkte. Ich nickte zwar, doch verstand gleichzeitig den Aufwand für dieses Essen nicht. Erwarteten meine Eltern jemanden?

„Mama, darf ich fragen was du heute Abend vor hast?" Fragte ich, als ich Besteck aus den Schubladen holte und anschließend auf dem Tisch verteilte.

„Unsere Nachbarn kommen heute zum Essen vorbei. Ich habe mich so lang nicht mehr mit Pascale unterhalten und da dein Vater auch nichts dagegen hatte, habe ich für heute Abend ein Treffen ausgemacht." Ich wusste wen meine Mom meinte. Ich kenne Pascale schon lang, Meine Mutter und sie haben sich öfter zum Kaffeetrinken verabredet.

„Zwei ihrer Söhne, Charles und Arthur, kommen übrigens mit." Ich hielt in meiner Bewegung inne. Charles... Nachbarn... Das Auto vor dem Haus...
Das darf doch nicht wahr sein.
Auf einmal wurde mir alles klar. Ich wusste von Erzählungen meiner Mom, dass Pascale drei Söhne hat, die aber alle bis auf einen bereits von zuhause ausgeflogen sind. Doch keiner von ihnen war je bei uns zuhause und ich habe nichts über sie erfahren. Aber jetzt schließt sich das Puzzle...

Melody of death | Charles Leclerc FFحيث تعيش القصص. اكتشف الآن