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Mein Puls pulsierte an allen möglichen Stellen meines Körpers. Ich vergaß mit einem Mal all die Leute in diesem Raum, die Bestellung und auch, dass ich ihn anstarrte.

„Alles okay?", fragte der Braunhaarige der lässig am Tresen lehnte und mich besorgt ansah. Ich schlug mir innerlich gegen die Stirn. Warum war ich auch so blöd und starrte ihn SO offensichtlich an?

Ich wandte mich ab und nuschelte ein verlegenes „aber sicher". Dass er es verstanden hatte, wage ich zu bezweifeln. Ich versuchte mich wieder auf die Getränke zu konzentrieren, die vor mir auf dem Zettel standen, aber die Informationen kamen nicht in meinem Gehirn an. Was war nur auf einmal mit mir los? Mich bringt doch sonst auch kaum jemand so aus der Fassung.
„Viel los?", fragte er hinterher. Daraufhin warf ich ihm einen unzufriedenen Blick zu.

„Sorry, war eine blöde Bemerkung." Entschuldigend räusperte sich der junge Mann. „Also falls du denkst ich lauer dir auf, ich tu es wirklich nicht, das schwör ich. Ich wollte eigentlich nur was zu essen abholen. Aber wenn ich mich jetzt hier umschaue, seht ihr ziemlich überfüllt aus."

Ich blickte Charles wieder an, war aber unerklärlicherweise zu wortkarg, um was zu sagen. Also nickte ich nur.

„Bist du allein hier?", fragte er weiter und ich widmete mich derweil dem Orangensaft, den ich einschenken musste. Die Gäste sollen ja nicht ewig warten müssen.

„Ja, sieht man doch.", antwortete ich harsch, ohne ihn dabei anzugucken.
Charles zögerte kurz und schien nachzudenken. Vielleicht war ich zu hart gewesen. Er konnte ja auch nichts für diesen Stress. Bevor ich mich jedoch entschuldigen konnte, fasste er seine Sprache wieder und klang mit einem Mal motivierter denn je.

„Wie wär's, wenn ich dir unter die Arme greife? Ich habe als kleiner Junge mal bei meiner Tante in ihrem Lokal ausgeholfen." schlug er vor und stieß sich von der Theke ab. Ich zögerte. Einerseits wollte ich ihn endlich aus meiner Nähe haben, denn scheinbar hat er eine komische Wirkung auf mich. Andererseits wusste ein Teil in mir, dass ich alleine hier definitiv verloren bin.

„Na schön. Du machst die Getränke, ich laufe!", verkündete ich ihm woraufhin er freudig lächelte. Ich drückte ihm im Vorbeigehen den Zettel wo unter anderem der Orangensaft drauf stand in die Hand und nickte dankend. Er nickte ebenfalls und stellte sich hinter den Tresen. Während ich draußen einen Tisch abräumte, beobachtete ich durch das Fenster, wie er die Bestellung vorbereitete. Er holte geschickt und zackig Flaschen aus dem Kühlschrank, öffnete die schnell und schenkte die Flüssigkeit passend in die richtigen Gläser. Ich musste verträumt grinsen.

Oh, verdammt...Célina! Er is viel zu gut für dich. Vergiss ihn! ermahnte mich meine innere Stimme, fast strenger als die Stimme meines früheren Mathelehrers. Ich sollte gehorchen.

Ich wandte den Blick ab und sammelte bei einem Pärchen das Geld ein. Dazu zehn Euro Trinkgeld. Dankend verabschiedete ich mich von den beiden und ging zurück ins Innere des Restaurants, geradewegs zur Theke. Charles beobachtete mich dabei, wie ich das Geld in die Kasse einsortierte und sie danach wieder verschloss. Dann blieb ich erstmal mit ihm hinter dem hölzernen Tresen, wo hin und wieder Menschen vorbei kamen, die nach irgendwas fragten oder zahlen wollten. Es mussten zudem einige Flaschen nachgestellt - oder Gläser poliert werden. Irgendwie funktionierte die Zusammenarbeit mit Charles sehr gut. Ich kam mit ihm gut zurecht, hin und wieder musste ich sogar lachen, weil er irgendein Witz riss oder einen tollpatschigen Fehler machte. Ich erklärte ihm ein paar Dinge und half ihm bei manchen Sachen. Zum Beispiel beim Einschenken eines Biers. Er wollte zuerst grade zapfen, aber ich hielt seinen Arm fest und drehte das Glas schräg. „So ist es besser, wegen dem Schaum." erklärte ich. Wir hatten einen kurzen und sehr intensiven Augenkontakt, aber den unterbrach ich lieber schnell.

Ich fühlte mich wohl mit Charles. Er ist eine gute Seele und sieht nebenbei auch noch gut aus. Er erleichterte mir die Arbeit so sehr, dass ich gar nicht bemerkte, dass am Ende zwei Stunden vergangen waren in denen er mir wie ein Gentleman geholfen hat. Mich trübte schlechtes Gewissen als ich zusah, wie er Gläser polierte und dabei sehr konzentriert aussah. Er war nicht gekommen, um zu schuften, sondern wollte einfach was zu essen abholen. Wahrscheinlich hatte er gerade schrecklichen Hunger und ich dumme Kuh hatte ihn arbeiten lassen. Was bin ich für ein Mensch? Ich musste das wieder gutmachen. Und ich wusste vielleicht auch wie. Ich trat unsicher zu ihm. „Du wolltest was zu essen holen. Was möchtest du?" mein rechtes Bein wackelte dabei nervös und meine Stimme klang längst nicht mehr kalt wie am Anfang.

Charles sah an mir herunter zu meinem Bein und ich sah ihm an, dass er über etwas nachgrübelte. „Ah, ja stimmt. Ich will nichts Bestimmtes. Ihr könnt mir einfach etwas von der Empfehlung machen, ich lass mich dann überraschen." Er lächelte warmherzig und legte den Lappen um ein neues Glas. Ich nickte verstehend und verschwand in die Küche. Die Mittagskarte hatte ich auswendig im Kopf und trug Annette eine beliebte Mahlzeit auf. Danach kehrte ich zu Charles zurück und erwischte ihn dabei wie er sich mit...CLODINE unterhielt?

Ich blieb wie eingefroren stehen und irgendwie breitete sich in mir ein kleines Gefühl von Eifersucht aus, aber warum? Ich meine, dieses Lachen, was auf Charles' Lippen lag, war doch nicht unbedingt direkt in dieser Form ausgerichtet, oder? Und selbst wenn, es hat mich eigentlich nicht zu interessieren. Es gibt absolut keinen Grund, wieso ich eifersüchtig sein sollte!
Und trotzdem wollte ich nicht sehen, was ich sah. Hätte am liebsten meine Augen geschlossen und wäre auf direktestem Weg aus dem Lokal gesprintet.

„Ah Sally! Du hättest mir deinen Freund ruhig auch mal vorstellen können..." Clodine winkte mich zu sich und strahlte zu Charles hinüber. Was hat sie da gesagt? Mein Freund?

Ich löste meine Erstarrung auf und stellte mich neben Charles, natürlich mit etwas Abstand. Ich wollte ich die Situation aufklären, immerhin war war es schon peinlich genug. Charles schaute mich verlegen an und ich wusste nicht so recht, was ich jetzt sagen sollte. Hat er ihr gesagt er wäre mein Freund oder war das lediglich Clodines Interpretation in die Arbeit von Charles hier? „Naja...also, eigentlich ist er gar nicht mein Freund." stellte ich klar.  Charles senkte seinen Kopf, als hätte er etwas anderes erwartet.

Ich fing an ziellos mit einem Lappen den Tresen zu wischen und ignorierte die unangenehme Stille, die nach meiner Aussage aufgekommen war. Clodine musste wahrscheinlich erstmal ankommen und Charles... überdachte vielleicht die Tatsache, dass er mit mir gearbeitet hat...?

„Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich erst jetzt da bin. Ich hatte noch einen Notfall. Dieser Nagel", sie zeigte erst Charles, dann mir ihren Kunstnagel von ihrem rechten Zeigefinger, „hat heute Morgen nämlich einen unschönen Abgang gemacht und das musste ich natürlich noch flicken lassen.", schilderte sie mir dramatisch geformt und ich verdrehte innerlich die Augen. Wie kann ein Nagel wichtiger sein als die Arbeit?
„Ach du hattest ja sowieso supercoole Hilfe." merkte sie an, grinste verschwörerisch und zwinkerte mir zur. Ich verdrehte genervt die Augen, legte den Lappen weg und wandte mich der Blondine zu.

„Clodine bitte. Das war eine einmalige Sache. Er geht jetzt sowieso gleich und dann sind wir hier fertig!", zischte ich zornig. Ich wusste nicht einmal, warum ich so aufbrausend war und im gleichen Moment bereute ich meine Aussage. Jetzt wird Charles denken ich sei eine undankbare Bitch. Fuck Célina, was kannst du eigentlich?
Im Augenwinkel bemerkte ich wie Charles' Miene an Strahlen verlor und er sich in seiner Haltung zurückzog. Jap, ich habe definitiv zu viel Scheiße geredet.

„Ich sag ja nur...", meinte Clodine schulterzuckend und kam um den Tresen herum.

Ich seufzte, schwieg allerdings die nächsten Minuten. Als Charles' Essen fertig war, brachte ich es ihm, mied dennoch den Augenkontakt bei der Übergabe. Dieser Tag war bereits mehr als schiefgelaufen, ich sollte mich besser zurückhalten. „Als Dank für deine Hilfe kriegst du es natürlich kostenlos."

Charles schaute mich verblüfft an. „Was? Nein, sag mir die Rechnung, ich zahle. Das mit dem Helfen war Ehrensache." Er schien auf die Rechnung zu bestehen, doch ich winkte ab. „Nope, du gehst jetzt besser. Und ich will kein Geld sehen kapiert?" Sagte ich ernst. Charles war deutlich anzusehen, dass er damit nicht ganz einverstanden war, aber er tat, was ich sagte und ging... Ich schaute ihm nach, bis er aus der Tür verschwand und noch etwas weiter über diese hinaus. Wäre Clodine nicht gekommen und hätte sich wissend grinsend neben mich gestellt, wäre ich garantiert noch Minuten so stehen geblieben und hätte die Gäste ignoriert.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now