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Klirrend rollte die Schublade mit dem Besteck zurück an ihren rechtmäßigen Platz. Ich lief zum Bad. Meine Schritte so langsam als würde ich mich vor etwas fürchten. Nein, ich fürchtete mich vor etwas. 

Obwohl außer mir niemand zuhause war, verriegelte ich die Badtür hinter mir. Ich setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel und betrachtete die scharfe Klinge in meiner Hand. In dem hell-weißen Licht funkelte sie gefährlich. Ich krempelte meine Jogginghose bis kurz vor dem Knie hoch. Mit zitternden Fingern setzte ich das Messer, mit dem ich normalerweise Gemüse schnitt, an meine glatte Haut, die bis dahin kaum versehrt war. Ich drückte auf und zog es der Länge nach über die zarte Haut. Zuerst folgte ein gereizter roter Streifen, dann trat Blut hervor. Ich zog scharf die Luft ein und meine Brust bebte. Der verletzte Streifen in meiner Haut wurde von Blut überdeckt. Tränen traten in meine Augen, tropften auf mein Bein und vermischten sich mit dem Blut. Ich legte das Messer ins Waschbecken, riss ein Stück Toilettenpapier ab und tupfte damit die rote Flüssigkeit ab. Mit einem Finger fuhr ich über den Schnitt. Ein unbeschreibliches Gefühl füllte meinen Körper.

Du verdienst das.

Ja, das tat ich. Ich verdiente diesen Schmerz, das Blut, die Tränen. All den Hass, den ich von mir selbst und von außen spürte, ist gerechtfertigt. Nur eine Sache verdiene ich nicht. Oder eher jemand. Charles. Er ist zu gut für mich, will leben und soll das auch tun. Und wenn ich nicht die Person bin, die zu ihm gehört, darf ich auch nicht bei ihm sein.

Mach Schluss und tu endlich, was du schon vor drei Monaten tun wolltest.

Meine innere Stimme war erbarmungslos, doch ich konnte ihr nicht folgen. Ich liebe Charles. Noch nie hat mir jemand auf dieser kleinen Welt so viel bedeutet wie er. Ich kann nicht einfach so wegschmeißen, was wir haben.

Der Jubel nach dem letzten Rennen vor der Sommerpause dröhnte in meine Ohren, während ich mich auf den Weg ins Motorhome machte, wohin sich Charles gleich ebenfalls begeben würde. Er hatte das Rennen in Ungarn auf Platz 5 beendet, wobei er mir vorher bereits selbst gesagt hatte, dass es nicht sein Wochenende ist.

Ich zog die Kapuze meines Pullis über den Kopf und setzte mich auf die Stufen des Ferrari-Motorhomes. Es nieselte etwas, was mich mit etwas Ruhe füllte. Wenn sich meine Gedanken in den letzten Tagen und heute nicht um meine psychischen Probleme gedreht hatten, ging es fast ausschließlich um Elmo.

Am Donnerstag -als ich das erste Mal wieder in meiner Wohnung war- hatte ich aufgeräumt, die Sachen von Elmo in einen Karton gepackt und in den Keller gestellt. Ich wollte nicht ständig an ihn erinnert werden. Ich hatte zwar mit dem Gedanken gespielt, seine Sachen zu spenden, aber dazu bin ich noch nicht bereit.
Doch obwohl all sein Zeug nicht mehr in meiner Wohnung steht, riecht es wie Elmo und die Gedanken an ihn verschwinden nicht. Es tut nur weh ihn nicht mehr bei mir zu haben. Eines bleibt jedoch hier.  Seine Asche die ich verlangt hatte. Sie weilt in einer kleinen Box mit schwarz-weißem Muster auf einer Kommode in meinem Wohnzimmer. Sie ist wie ein kleiner Schatz, ein Abriss der Vergangenheit, der mir so viel Trauer und gleichzeitig Frieden spendet.

Mit Sam in Begleitung kam Charles den Paddock entlang und winkte mir von Weitem. Seinem Lächeln konnte ich wie immer nicht widerstehen und fiel in seine ausgebreiteten Arme. Wieso verdammt fühlte ich mich bei ihm auch so zuhause?

Charles zog sich um, nahm noch an einem Meeting teil und wich mir danach nicht mehr von der Seite. Er beschützte mich vor seinen Fans, indem wir erst später als die stressigste Zeit die Rennstrecke verließen und uns unauffällig verhielten.

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt