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Die Klingel riss mich aus meiner Beschäftigung aus dem Fenster zu starren. Mit schnellen Schritten ging ich zur Tür und öffnete sie. Direkt neben Janett, die mir vor ein paar Tagen ihren Hund vermittelt hat, stand gewisser Fellknäuel. Er wedelte müde mit dem Schwanz, als er mich erkannte und ich kniete mich zu ihm runter, um ihn zu streicheln. Nach einer kurzen Begrüßung zeigte ich beiden Besuchern die neu eingerichtete Wohnung und Janett staunte vor Begeisterung. „Er wird es gut bei dir haben.", murmelte die ältere Dame, als sie mir die Leine in die Hand drückte. Elmo schaute erst mich, dann Janett verständnislos an. Mein Gegenüber kniete sich zu dem Hund runter und kraulte ihn hinter den Ohren. In ihren Augen hatten sich ein paar Tränen gesammelt und ihre Stimme klang brüchig. „Es ist okay mein Schatz. Célina wird von nun an für dich sorgen.", sie zwang sich ein zuversichtliches Lächeln auf. „Natürlich.", bestätigte ich munter und nickte meinem neuen Mitbewohner grinsend zu.

„Na gut. Dann werde ich jetzt gehen. Wie am Montag sendest du mir einfach immer alle Rechnungen zu. In Ordnung?"

„Abgemacht. Machen Sie's gut.", ich lächelte warm als Verabschiedung. „Du auch. Bis dann.", ich begleitete sie noch bis zur Tür und während Elmo ganz neugierig guckte, schloss ich wieder ab. „Na Großer? Bereit für dein neues Leben?", gut gelaunt betrachtete ich Elmo, der einfach nur dasaß und mich schief anguckte.

Am gleichen Nachmittag besuchte mich Charles. Sofort freundete er sich mit Elmo an und die beiden schmusten zuckersüß zusammen, sodass ich ein Foto machen musste. Zufrieden griff ich nach der Leine, die ich vorhin an die Garderobe gehängt hatte. „Lasst uns spazieren gehen.", rief ich durch die Wohnung. Aber weder Elmo noch Charles schlugen auf meinen Vorschlag an. Mit gerunzelter Stirn ging ich wieder ins Wohnzimmer. Charles lag noch immer neben Elmo auf seinem Platz und Elmo's Kopf lag gemütlich auf Charles' Hüfte. Beide schienen nicht vorzuhaben, sich zu bewegen. „Tut mir leid, aber er ist zu süß.", zerknirscht grinste mir der Monegasse entgegen. Ich verdrehte lachend die Augen. „Na los Elmo, Aufstehen!", ich klatschte auffordernd in die Hände, doch der alte Hund blieb wie gehabt liegen. Ich legte den Kopf schief. „Elmo!", sagte ich erneut, diesmal strenger. Ich schüttelte die Leine und klopfte auf meinen Oberschenkel. Da erhob er sich schließlich und tapste auf langsamen Schritten zu mir. „Na also.", lobend tätschelte ich ihm den Kopf und befestigte die Leine mitsamt Halsband an seinem Hals. Charles hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls zum Aufstehen gekriegt und stand nun gähnend vor mir. „Schlecht geschlafen?", fragte ich. „Kuscheln mit Hunden macht müde.", er streckte sich demonstrativ und gähnte ein zweites Mal. „Dann ist Laufen die beste Medizin, um deinen Kreislauf wieder anzukurbeln.", grinsend boxte ich ihm gegen die Schulter und drehte mich zur Tür um. Während Charles sich seine Schuhe anzog, kraulte ich Elmo, der genießerisch seinen Kopf an meinem Bein anlehnte.

Mit entspannten Schritten liefen wir Richtung Strand, der von mir zum Glück nicht weit entfernt ist. Da dort so gut wie nichts los war, ließ ich Elmo freilaufen. Während er buchstäblich nach seiner Nase schnüffelte, spazierten Charles und ich handhaltend nebeneinanderher und unterhielten uns.

Als mein Handy auf dem Rückweg klingelte, überreichte ich die Leine mitsamt Elmo dran Charles, um weiter hinten auf das Display zu gucken. Als ich den Namen ausmachte, setzte mein Herz einen Schlag aus und ich blieb abrupt stehen. Binnen Bruchteilen einer Sekunde brach das ganze Leben was ich mir in den letzten Monaten und Jahren aufgebaut hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und blendete alles um mich rum aus. Zitternd hob ich das Handy an mein Ohr und wischte nach rechts. Ich wusste nicht einmal, wieso ich den Anruf überhaupt entgegennahm.

„Hallo?", Gott verdammt, meine Stimme war nichts als ein kratziges Piepsen. Sollte er direkt merken, wie sehr er mich allein mit diesem Anruf zurückgeworfen hat?!

„Célina. Oder soll ich dich lieber Lina nennen?", ich verzog wütend das Gesicht, als er den Spitznamen aussprach, mit dem er mich früher immer erniedrigt hat. Er hatte mich damals mit einer Figur aus einer Zeichentrickserie verglichen, der ich anscheinend sehr ähnlichsah. Obwohl ich nie dick oder breiter gebaut war. Ich war schon immer schlank. Sein Lachen, was ich jetzt durch mein Handy hörte, versetzte mir einen noch tieferen Stich ins Herz.
„Was willst du?!", ich war von mir selbst überrascht, wie giftig meine Stimme auf einmal klang. „Na na, nicht so zornig sein. Ich habe dir doch nichts getan.", fassungslos hörte ich den Worten, die er da in sein Mikrofon sagte, zu. Er wusste ganz genau, was er mit mir gemacht hat.
„Ich wollte einfach hören, wie es dir geht. Deine Mama hat mir erzählt, dass du mit deinen Geschwistern kürzlich auf einem Formel 1 Rennen warst. Seit wann das denn? Du warst ja immer eher nicht so die, die sich für Sport interessierte...", die zweite Bedeutung in seinem letzten Satz, verstand ich sofort. Obwohl er doch ganz genau wusste, dass ich als Kind Ballett getanzt habe. Was er nicht wusste, ist, dass er der Grund war, warum ich irgendwann aufgehört habe. „Das geht dich einen Scheiß an!", knurrte ich ihm entgegen und versuchte leise zu klingen, damit Charles es nicht hörte.  „Du scheinst abgeneigt mir gegenüber. Warum nur? Ich habe dir nichts getan.", er machte eine Pause und ich konnte ihn förmlich grinsen hören, „Du solltest dich dafür entschuldigen, dass du dich Jahre lang nicht gemeldet hast. Obwohl ich doch so gut zu dir war..."
Ich begann zu kochen. Das war seine Masche, mich durch einen Vorwurf als Schuldige hinzustellen. Nur um mich wieder schwach zu sehen. „Naja, eigentlich bin ich froh dich nicht sehen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass das deinen Geschwistern genau so geht, deshalb sind sie auch nicht bei dir in Monaco. Und deshalb haben dir deine Eltern damals bei der Wohnungssuche geholfen. Hörst du? Sie wollten nicht mehr mit so einem Versager wie dir zusammenwohnen.", zählte er mit herablassender Stimme auf und mit jedem weiteren Wort, bohrte sich das Messer in meiner Brust noch tiefer in mein Herz. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Ich wollte nicht weinen, nicht wegen ihm. Aber ich konnte nicht mehr stark sein. Er drängte mich wieder in eine Ecke, wie immer als ich bei ihm war.

„Du bist ganz einfach wertlos. Du bist ein Nichtsnutz, ein Versager.", spottete er weiter.

Das war's. Ich drückte den roten Knopf und starrte entrüstet auf mein Handy. Schmerz breitete sich in meinem ganzen Körper aus und füllte jede kleinste Faser meiner Seele mit den gleichen dunklen Schatten, die bis vor ein paar Wochen noch in mir gewütet haben. All die Schritte, die ich vorwärts gegangen war, hatten nun ganz einfach keine Bedeutung mehr. Ich stand wieder ganz am Anfang und fühlte mich so kraft- und hilflos. Nichts schien auf einmal mehr greifbar.

„Célina?", ich hörte Charles nur gedämpft an meinem Ohr, aber spürte, wie er seine Hand auf meine Schulter gelegt hatte. Ich blinzelte die Tränen weg und wischte mir mit dem Handrücken übers Gesicht. Oh Gott. Ich wollte ihm nicht diese Seite von mir zeigen. Nicht diese Seite meiner Vergangenheit. Ich wollte nur damit abschließen und verhindern, dass das ein Thema in unserer Beziehung wird. Aber jetzt wurden meine Wunden so heftig aufgerissen, dass Charles das Blut aus ihnen fließen sah.

„Rede mit mir ma Chérie.", flehte er mich an und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich war gezwungen ihm in die Augen zu schauen, doch gleichzeitig ließ mich das zerbrechen.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now