thirty-seven ఌ

142 2 0
                                    

Samstag
Unter dunklen Wolken und mit zwei Kaffees in den Händen betrat ich am Vormittag des Samstags den Paddock. Meine Wetterapp sagte zwar nur leichte Schauer hervor, aber der Himmel schien nach mehr aus zu sein.

Automatisch öffneten sich die Eingangstüren des Ferrari Motorhomes und ich war froh ins Warme zu gelangen. Die Temperaturen sind seit gestern um ein paar Grad gesunken. Die Türklinke von Charles' Zimmer drückte ich mit meinem Ellenbogen runter und schob die Tür dann mit meinem Rücken auf. Die zwei Becher stellte ich auf der Kommode ab und schloss die Tür hinter mir. Charles war heute Morgen vor mir aus dem Hotel verschwunden, um rechtzeitig zum freien Training zu kommen. Allerdings hat er mir einen Zettel hinterlassen, auf den er geschrieben hatte, dass ich bis um 12:00 im Hotel bleiben soll, damit mich Sam später abholen kann. Ich hatte aber keine Lust noch drei Stunden in unserer Suite zu gammeln, weshalb ich meine Sachen geschnappt und ein Taxi bestellt hatte.

Während ich in meinen Gedanken versunken war, schwang plötzlich die Tür auf. Vor Schreck schrie ich leise auf und riss meine Augen auf. Charles' Blick fiel auf mich und er zog erstaunt die Brauen hoch. „Du hier?" fragte er und kam auf mich zu. „Wie bist du hergekommen? Hast du meinen Zettel nicht gelesen?" er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Lippen. „Mit einem Taxi. Als ob ich Stunden warte nur weil du nicht willst, dass ich allein unterwegs bin..." , ich schmunzelte und sah, wie Charles die Stirn runzelte.

„Hör zu. Ich sitze in einem Rennwagen und muss mich auf die Strecke konzentrieren. Wenn ich nicht weiß, wo du bist oder ob es dir gut geht, kriege ich Angst.", er machte eine Pause, um zu seufzen, „Verstehst du?" seine Stimme klang zum Schluss hilflos und schwach. Das ist seine Schwachstelle. Seine Angst die er durch den Verlust seines Vaters entwickelt hat. Ich sagte für einen Moment nichts sondern nahm einfach nur einen der Becher und reichte ihn ihm. „Klar, verstehe ich." , murmelte ich und wandte mich meinem eigenen Kaffee zu. „Genau das, was ich jetzt brauche.", erleichtert nahm Charles einen Schluck seines Latte Macchiatos und lächelte dankbar. „Danke."

„Wie lief das Training?", wechselte ich das Thema und setzte mich auf die kleine Couch. „Ich bin nur knapp hinter Max und Lewis war zwei Zehntel hinter mir. Wird spannend nachher.", erzählte er. Das Qualifying wird heute um 14:00 stattfinden und ich werde es selbstverständlich anschauen. Allerdings würde ich nicht allein sein.

„Meine Geschwister sind vor einer Stunde gelandet und sind bereits im Hotel.", teilte ich Charles mit. „Dann gehen wir mal los.", der Monegasse zog in Windeseile seinen Rennanzug aus und stattdessen ein rotes Ferrarishirt und eine dunkelblaue Jeans. Im letzten Augenblick griff er noch nach einer ebenso roten Jacke und folgte mir aus dem Zimmer. Ich hatte bereits seinen Autoschlüssel genommen und unsere Kaffees geschnappt. Mit Charles' Ferrari fuhren wir zum Hotel, in dem meine Geschwister das Wochenende verbringen werden. Es liegt einige Orte weiter von der Strecke entfernt als unseres, denn da logischerweise viele Fans wegen dem Grand Prix hier sind, sind alle nahen Hotels ausgebucht.

Die Fahrt benötigte eine halbe Stunde durch ein paar Tunnel, an grünen Wiesen und bergiger Landschaft entlang. Mir gefiel die Aussicht hier in Österreich. Natürlich liebe ich auch die Strände in Monaco und das Stadtleben, aber trotzdem tut es auch mal gut, in etwas naturbelassenere Gegenden zu reisen. Meine Geschwister standen bereits an der Einfahrt des Hotelparkplatzes und warteten nur darauf, aufgepickt zu werden. Sie pflanzten sich auf die Rückbank, wobei besonders Linnea stutzig blieb. In einem solchen Ferrari ist sie wohl noch nicht mitgefahren. „Dieses Auto, ist der absolute Oberwahnsinn!" kam es ihr nach ein paar Augenblicken schwärmend über die Lippen. Ich lachte und Charles neben mir stieg mit ein. „Natürlich. Ich fahre nur das beste Auto!" Stolz hob er sein Kinn und warf meiner kleinen Schwester einen kurzen Blick über den Innenrückspiegel zu. Sie seufzte. „Findest du deinen Rennwagen oder diesen hier besser?" Jetzt richtete auch ich meinen Blick interessiert auf Charles, der angestrengt die Luft ausblies. „Uff, gute Frage.", er überlegte und schaute dabei konzentriert auf die Straße. „Ich denke diese Frage kann man nicht beantworten. Immerhin ist mein Rennwagen mein Beruf und dieses Baby hier," dabei klopfte er auf sein Armaturenbrett, „ist das Auto, mit dem ich alle schönen Orte bereise. Beide sind großartig.", Charles lächelte, um seine Aussage zu unterstreichen.

„Also ich finde ja den hier tausendmal schöner.", äußerte Linnea spitz ihre Meinung. „Du hast ja auch noch nicht gesehen, was mein lieber Ferrari so draufhat.", kommentierte Charles ihre Aussage und grinste. Sie verdrehte die Augen, „Ich glaube nicht, dass du mich damit überzeugen kannst."

„Werden wir ja noch sehen.", Charles klang siegessicher. Würde er wissen, dass Linnea eigentlich immer eine klare und unveränderliche Meinung hat, würde er sich dabei wahrscheinlich nicht so sicher sein.

Zurück bei der Rennstrecke musste Charles nach wenigen Minuten zu seiner Garage, da das Qualifying in weniger als einer Stunde beginnen würde. Deshalb übernahm ich den Job meine Geschwister grob herumzuführen. Sie zogen bei beinahe jedem neuen Blick, den sie auf neue Kulissen erhaschten, die Augenbrauen hoch und gaben begeisterte Laute von sich. Mich freute es, sie so interessiert und beglückt zu sehen, denn für mich war es ebenso wichtig und besonders.

Kurz vor Beginn des Qualifyings, suchten wir uns unseren Platz über der Ferrarigarage, von wo aus wie einen perfekten Blick auf Start und Ziel hatten. Als der Zeiger 14:00 schlug, fuhren die ersten Autos, darunter die von Mercedes und Renault, auf die Rennstrecke. Auch Charles erblickte ich zwei Minuten später direkt hinter Sebastian, Lando und Carlos. „Was ist das jetzt eigentlich genau?", fragte Linnea von der Seite, als Charles seine erste fliegende Runde fuhr. Ich konnte mich nur halb auf meine Schwester widmen, da ich mich eher auf das Geschehen auf der Strecke konzentrierte. „Alle 20 Fahrer müssen heute durch das Qualifying. Dabei wird festgelegt, welche Startposition sie morgen beim Rennen bekommen.", erklärte ich und sie nickte verstehend. Als Charles auf den 4. Platz sprang jubelte ich. Damit war er sicher in Q2. In der 15-minütigen Pause, die zwischen Q1 und Q2 eingebaut war, machte ich mich auf den Weg zu Charles' Garage. Meine Geschwister wollten in der Zeit auf die Toilette gehen. Beim Betreten der Garage entdeckte ich Charles mit Sam und einem Ingenieur vor einem Monitor stehen. Er sah nicht glücklich aus, was sich aber änderte, als ich ihn wie bereits in Kanada antippte. Er fuhr herum und ein breites Lächeln ersetzte seinen mies gelaunten Ausdruck. „Hey." er zog mich in seine Arme und drückte mir einen zarten Kuss auf die Haare. Mir wurde warm ums Herz.

„Alles gut?", fragte ich, wobei mir im Nachhinein bewusstwurde, wie unnötig diese Frage doch war. Er grummelte und richtete seinen Blick auf den Bildschirm vor uns. „Ich war in Sektor zwei langsamer als die vor mir. Das muss ich in Q2 besser managen." seufzend drehte er sich wieder zu mir und sah mich nachdenklich an. „Danke, dass du hier bist. Ohne dich wäre ich nicht mal halb so gut." Ich senkte lachend mein Blick. „Jaja, als ob ich dafür verantwortlich wäre."

Im zweiten Teil des Qualifyings, verbesserte sich Charles auf den dritten Platz, wobei er zwischenzeitlich sogar mal auf dem ersten war.
Im letzten und definitiv spannendsten Q3, fieberte ich in jeder einzelnen Kurve mit. Und dann, als ich hörte, wie der Kommentator P2 für Charles verkündete, sprang ich kreischend in die Höhe. Auch Linnea und Benjamin freuten sich und klatschten in die Hände.

Unmittelbar nachdem Charles zurück in seine Garage kam, begrüßte ich ihn dort mit meinen Geschwistern. Als er mich in seine Arme zog, fielen mir im Augenwinkel die Paparazzi und Reporter im Augenwinkel auf, die neugierig in der Pit Lane auf den Monegassen warteten. Ich vernahm flatternde Blitze, die von den Kameras der Leute herkam. „Hey Leclerc! Wer ist das Mädchen?!", schrie einer der Leute auf Englisch. Genervt wandte ich ihnen den Rücken zu und hoffte, dass sie zügig verschwinden würden. Charles drückte sich vor mich, sodass ich für die draußenstehenden Menschen nicht sichtbar war. „Ich kümmere mich. Geh schon mal in den Paddock.", flüsterte er mir kaum hörbar zu und ich nickte dankend. Er ließ mich los und ich schlängelte mich an den Ingenieuren vorbei zum hinteren Ausgang Richtung Paddock. In meinem Rücken folgten mir meine Geschwister. Kurz drehte ich mich nochmal um und sah, wie Charles sich jetzt den aufgeregten TV-Leuten zuwendete. Jetzt war es also passiert. Sie hatten die ersten Bilder geschossen und hatten ein Thema, was sie jetzt in die große Social Media Welt verbreiten könnten...

Es machte mich nicht glücklich diesen Gedanken in meinem Hinterkopf zu haben, aber mir war von Anfang an bewusst, dass das kommen wird. Wenn ich Charles vor Ort unterstützen will, muss ich zwangsweise mein Gesicht zeigen und irgendwann wird jeder wissen, wer ich bin. Und trotzdem gab es viele Gedanken, die mir jetzt bedenklich durch dein Kopf kreisten. Darunter die Angst, irgendwann Hass von denen abzubekommen, die gerne an meiner Stelle wären...

„Wann sehen wir Charles jetzt wieder?", riss mich Linnea aus meinen angespannten Gedanken. Ich setzte ein Lächeln auf, immerhin ist noch nichts passiert über was ich mir jetzt den Kopf zerbrochen sollte. „Er muss jetzt erstmal für eine Stunde in eine Strategiebesprechung und danach wird er uns mitnehmen. So lange können wir im Motorhome bleiben, einen Kaffee trinken oder einfach nur ausharren." , schlug ich vor und steuerte gerade auf das Motorhome von Ferrari zu.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now