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Um 18:30 verabschiedete ich mich von Clodine, schnappte meine Sachen und kraulte Elmo noch kurz zum Abschied über den Kopf. Voller Vorfreude auf Charles verließ ich das Restaurant und mir fiel draußen erst auf, wie stickig die Luft im Inneren des Gebäudes eigentlich war. Ich sah mich um, dann entdeckte ich eine Gestalt auf mich zulaufend. Unschwer erkannte ich ihn an seiner Art zu gehen und natürlich strahlte mir sein Gesicht freundlich entgegen. Bevor ich irgendwas tun oder sagen konnte, nahm er mich einfach nur kurz in den Arm. „Hey."
„Hey." , ich inhalierte seinen männlichen Duft, der mir ein Gefühl von Geborgenheit gab. Ehe wir uns losgelassen hatten, setzten wir uns in Bewegung. Ich wusste zwar nicht, wohin wir gehen, aber das spielte auch irgendwie keine Rolle, denn Charles schien es zu wissen. Wir liefen zur Promenade und passten zahlreiche Strandshops, Cafés und Bars während  wir in tiefe Gespräche versunken waren. Die Menschen, die uns entgegenkamen, grüßten, wie immer freundlich. In den Scheiben der Läden spiegelte sich das Meer links von uns.

„Wie war es für dich, Spoon damals gehen zu lassen?", es ging um Spoon, den Hund, mit dem ich, bis ich elf war aufgewachsen bin. Ich hatte das Bild seines schwarzen Fells und den großen Schlappohren noch genau im Kopf. Er hat es immer geliebt, wenn man ihm ein Frisbee oder einen neongelben Ball geworfen hat. Mit einem wahnsinnigen Tempo ist er immer ungebremst darauf zu gerannt und hat sich fast überschlagen, weil er so viel Wucht hatte. Er war ein Labrador, aber meine Eltern mussten ihn, als er dreizehn war, einschläfern lassen, weil er einen bösartigen Tumor im Bauch entwickelt hat. Irgendwann hat er nichts mehr gegessen und war zu nichts mehr motiviert.
„Ich weiß noch wie meine letzten Minuten waren, bevor mein Dad mit ihm durch die Praxistür getrottet ist. Ich habe ihm lang über den Kopf gestreichelt, ihm am Ende einen Kuss gegeben und gesagt, dass wir uns wieder sehen werden. Ich musste etwas weinen und meine Geschwister auch, aber meine Mom hielt uns alle in ihren Armen und sagte, dass er es dort, wo er hinkommt, besser haben wird. Ich frage mich bis heute, ob er geahnt hat, was ihm passieren wird..." , ich beendete meine Erzählung und blickte in den Himmel. Ob er dort ist?
„Tut mir leid. Aber glaube mir, deine Mutter hatte Recht. Für ihn war es eine Erlösung.", Charles zog mich näher an sich ran und streichelte kurz meinen Rücken. Es tat gut, ihn bei mir zu haben. Ich vermisse Spoon noch immer. Besonders wenn ich bei Elmo bin. Er ist keine Ersetzung für Spoon, aber er gibt mir trotzdem wieder etwas das Gefühl, was ich damals bei Spoon hatte.
Als Charles plötzlich in eine winzige Gasse einbog und kurz darauf vor einem Haus zum Stehen kam, schaute ich mir dessen Bau genauer an. Das Haus war klein, genauso wie viele Häuser hier. Die Hauswand aus hellbraunem Kalkstein brachte den französischen Flavor rüber und rosa und blaue Blumen hingen an den Fenstern. Die grünen Fensterläden waren geöffnet und eine schwarze Tür, die als einziges modern aussah, versperrte uns den Eintritt.
„Schön was?" , Charles musste meine faszinierten Blicke bemerkt haben, denn er grinste mich breit an. Ich sehe zwar solche Häuser jeden Tag hier in Monaco, aber der kleinste Teil sieht wirklich so idyllisch aus wie dieses hier. Charles schloss die Türe auf und nachdem wir die Treppen im Treppenhaus hinaufgestiegen waren, schloss er die nächste auf. Das war wohl seine Wohnung. „Willkommen bei mir zuhause." , Charles schwenkte mit den Händen und trat erst nach mir über die Diele. Ich traute meinen Augen kaum. Die Wohnung war die Definition von Perfekt. Direkt beim Eintreten fiel mir der Eingangsbereich auf, bei dem für eine Garderobe und einen Schrank gesorgt war. Als ich weiterlief, gab es rechts ein Schlafzimmer mit großem Doppelbett, Schränken, einem Fenster, was das goldene Licht der Sonne eindringen ließ, und an der Wand hing ein Bild von ihm als Kind mit seinem ersten Pokal in der Hand. Er strahlte stolz in die Kamera und irgendwie hatte er heute noch viel Ähnlichkeit mit seinem früheren Ich. Charles zeigte mir das darauffolgende Badezimmer. Es war hell und beinhaltete eine Dusche, ein Waschbecken, ein Klo und einen hohen Holzschrank. Über dem Spiegel, der oberhalb des Waschbeckens angebracht war, leuchtete eine helle LED-Lampe. Nachdem ich das Bad verlassen hatte und dir Wohnung weiter erkundete, begrüßte mich das Wohnzimmer, was wie das Zentrum des Appartements schien. Es war groß, größer als das Schlafzimmer und hatte sogar eine Tür, die auf einen kleinen Balkon führte. Neben einem weißen Sofa gab es auch noch einen Fernseher und den Maronen farbigen Esstisch. An den Wänden hingen Bilder von Charles, die aus seiner Karriere stammten und ein eingerahmtes Ferrari Shirt. All das zeigte mir, dass er wirklich dafür lebt, für die Formel 1. Eine Sache zog aber sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein weißes Klavier was rechts an der Wand stand und ein schwarzer Lederhocker stand davor. Ich wusste nicht, dass Charles Klavier spielt?

„Du spielst Klavier?", fragte ich und blieb bei dem besagten Instrument stehen. Charles kam geduldig zu mir und blieb neben mir stehen.
„Immer wenn ich etwas freien Kopf brauche. Es hilft mir, Dinge zu verarbeiten, die ich nicht in Worte fassen kann." , Charles' tiefsinnige Antwort brachte mich zum Nachdenken. Ich verstand, was er sagte.
„So fühle ich mich auch, wenn ich spiele...", gab ich ihm recht und lächelte, weil ich endlich das Gefühl hatte, dass jemand anderes genau das Gleiche fühlt, wenn er Klavier spielt, wie ich.
„Du spielst auch Klavier?" , mir entging nicht der verwunderte Unterton in Charles' Stimme.
„Ja, es ist wie eine Therapie. Die Sprache, die ich mit meiner Seele rede, um meinen Emotionen eine Bedeutung zu geben. Es ist wie ein Spiegel meiner Seele.", erklärte ich und hatte die Melodie im Ohr die ich letztes Mal gespielt habe. Eine tiefe Melodie, aber ein paar Mal einige helle Töne...

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now