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Draußen empfing uns der tief dunkle Sternenhimmel, an dem nicht eine einzige Wolke zu sehen war. Er schien so unendlich weit und unerreichbar. Mich faszinierte die unglaubliche Fülle, in der das Dunkel über uns schwebte und uns komplett umgab. Ich fand den Nachthimmel schon immer eindrucksvoll. Als ich jünger war und Zeit zum Nachdenken gebraucht hatte, bin ich oft abends von zuhause abgehauen, zum Strand gelaufen und habe mich dort in den Sand gelegt. Ich schaute nach oben in die glitzernde Decke. Irgendwie haben mir die Millionen Lichter immer Trost und Rat gegeben. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich kam immer zurück und fühlte mich ein kleines Stückchen besser.

Wir schlenderten zur Promenade, an der es zu der Zeit menschenleer war und lehnten uns an das Geländer. Für eine Weile sagten wir beide nichts, sondern starrten einfach nur auf das Meer, das so friedlich und makellos wirkte. An dem kleinen Hafen vor uns legten verschiedene Bote an, die sich bei dem ruhigen Wasser kaum regten. Es war still. Nicht mal die Möwen gaben noch einen Mucks von sich, nur die Nachbarskatzen hörte man gelegentlich kreischen, da sie sich wohl um ihren Schlafplatz stritten.

Es war so still, dass ich Charles gleichmäßigem Atem lauschen konnte, was eine beruhigende Wirkung auf mich hatte.

„Du magst Sterne?" Riss mich der lächelnde Mann aus den Gedanken. Ich wandte meinen Blick, den ich die letzten Sekunden Richtung Himmel gerichtet hatte, auf ihn und war erst etwas verwirrt darüber, dass er das bemerkt hatte.

„Ja", erwiderte ich nachdenklich und schaute aufs Meer hinaus.

„Gibt es einen Grund dafür?" Fragte er interessiert weiter und stützte seine Ellbogen auf dem Geländer ab. Ich fühlte mich sicher in seiner Umgebung. So sicher, dass ich den Mund aufmachte und begann zu erzählen. „Vor ein paar Jahren bin ich abends immer aus meinem Zimmer ausgebrochen und habe mich dort vorne am Sandstrand in den Sand gelegt.", ich deutete auf den Strand unweit von uns weg, „Wenn es mir nicht gut ging, war der Blick in den Sternenhimmel irgendwie das, was mir geholfen hat. Als ich Nachhause zurückkam, ging es mir jedes Mal etwas besser. Ich weiß, das klingt total verrückt..." Ich musste den Kopf schütteln, meine eigenen Gedanken kamen mir selbst komisch vor und ich ahnte bereits, dass Charles mich auslachen würde. Doch das tat er nicht. Im Gegenteil. „Nein, ehrlich gesagt finde ich das gar nicht verrückt, sondern sehr spannend. Sterne waren für dich also wie eine Medizin, verstehe ich das richtig?" Hakte er nach und ich nickte.

„Wann warst du zuletzt da?"  - „Mein letzter abendlicher Ausflug ist schon Jahre her... Immerhin wohne ich jetzt ja nicht mehr hier, sondern bin nur an den Wochenenden da..." Erklärte ich kurz und knapp.

Unvermittelt nahm Charles mich bei der Hand und zog mich mit sich. Verständnislos blickte ich ihn an, doch war nicht dazu in der Lage etwas gegen seinen Griff einzuwenden. Mein Gehirn schien auf Stromsparmodus  eingestellt gewesen zu sein...

„Dann gehen wir jetzt zusammen Sterne gucken." Beschloss er grinsend und führte mich bis zum Sandstrand. Wir kletterten nacheinander über das Geländer und landeten im beigen Sand, der leider Gottes in unsere Sneaker rieselte. Charles, der das auch bemerkt hatte, schaute mich kurz stumm an und lachte dann über unsere Dummheit. Ich stieg mit ein und schüttelte bei dem Blick auf meine Füße den Kopf. Entschlossen zog ich meine Schuhe aus, um sie hier mitsamt Socken zurückzulassen.  Um solch eine Uhrzeit kommt hier sowieso keiner vorbei und interessiert sich schon gar nicht für herumstehende Schuhe... Mein Gegenüber tat es mir gleich und stellte seine Schuhe ebenfalls unter das Geländer, direkt neben meine.

Nebeneinander schlenderten wir über den abgekühlten Sand Richtung Meer. Kurz vor der Grenze, an der die Wellen an den Strand schwappten, ließen wir uns nieder und legten uns auf den Rücken. Und dann erstreckte sich vor meinen Augen der riesige Sternenhimmel und ich fühlte mich auf einmal genau so zuhause wie damals.

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt