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Nachdem meine Tischgenossen ihre Bestellungen dem Kellner aufgetragen hatten, war ich an der Reihe. Ich bestellte lediglich einen kleinen Sommersalat, was mir aber komplett ausreichte. Und wenigstens werde ich beim Essen so kein schlechtes Gewissen bekommen.

„Und? Wollt ihr am Montag oder Sonntag nachhause fliegen?" , fragte Charles an mich und Ayla gerichtet, als der Kellner gegangen war. „Ich muss am Montag wieder bei der Arbeit sein. Darum müssen wir schon Sonntagabend fliegen.", erwiderte ich. Eigentlich würde ich wirklich gerne länger bleiben. Besonders weil ich so lang nicht mehr in meinem halben Heimatland war, aber leider kann ich mir aktuell keinen Urlaub nehmen. „Warum nimmst du dir nicht frei?" , wieso habe ich gewusst, dass das jemand fragen wird? Ich wandte mich an Sam, welcher mich fragend anschaute. „Wir haben gerade Mitarbeitermangel und zusätzlich fehlt einer meiner Kollegen die ganze nächste Woche wegen den Vorbereitungen für seine Hochzeit. Da will ich die Einzige, die dann noch übrigbleibt, nicht allein lassen."

„Ist das diese Blondine, die mehrere Stunden zu spät kam?" , warf Charles fragend ein und zog eine Augenbraue nach oben. „Genau die." Charles verzog abwertend das Gesicht. Mochte er sie gar nicht? Hatte ich mir sein liebliches Lächeln bei ihr am Tresen also nur eingebildet?

„Wenn sie dich im Stich lassen kann, kannst du das doch auch?!" meinte Charles mit einem Klang Missgunst in der Stimme. Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern. Im Grunde hatte er Recht, aber irgendwas in mir wehrte sich dagegen so einen Bitchmove zu machen.

„Im Ernst. Solche Mädchen muss man manchmal einfach zurechtweisen." Überrascht von Charles' Einstellung, betrachtete ich diesen. Anfangs dachte ich, dass Charles genau auf solche Bitches wie Clodine steht. Scheinbar war das aber nicht der Fall. Und genau das faszinierte mich in einer Weise, die ich kaum erklären kann.

Bald darauf wurde das Essen serviert und wir unterhielten uns über alles Mögliche. Es tat gut nicht ständig irgendwelche Blicke auf mir zu spüren. Und irgendwie fühlte ich mich gar nicht unwohl dabei, vor diesen Menschen etwas zu essen. Sie gaben mir nicht das Gefühl, dass daran irgendwas Verwerfliches dran wäre. Und vor allem setzen sie mich nicht unter Druck, als ob ich was essen MÜSSTE.

Als wir das Restaurant verließen, warf ich einen sehnsüchtigen Blick auf das Gebäude daneben. Es handelte sich um das Fitnessstudio von dem Ayla vorhin geredet hatte. Am liebsten würde ich jetzt da rein spazieren und etwas trainieren.

„Oder was meinst du Célina?" ich riss mich von dem Haus ab und wandte mich wieder an die drei neben mir stehenden Menschen. „Was?" fragte ich schnell nach. „Ob wir in die Chinatown gehen sollen?", wiederholte Charles. Chinatown. Ich war zwar schon oft in Kanada, aber die Chinatown hier, stand bisher nur auf meiner To Do List. „Ja das wäre cool.", erwiderte ich freudig.
Mit dem Auto mussten wir nur knapp fünf Minuten fahren, bis wir in der Chinatown Montreals ankamen. Ein typisch chinesisches Scheintor mit roten Ziegeln und goldenen Säulen hieß uns als Erstes Willkommen. Ab da waren Links und Rechts chinesische Geschäfte, Restaurants und andere kulturelle Einrichtungen. Die Aufschrift aus chinesischen Buchstaben, konnte natürlich keiner von uns lesen, aber anhand von äußerlichen Merkmalen, erkannten wir was ein Lokal und was ein Shop war. Wo wir im normalen Montreal noch Menschen ohne Schlitzaugen gesehen haben, liefen hier fast ausschließlich welche mit solchen herum. Anstatt den Altstadthäusern aus Kalkstein im Zentrum Montreals, standen hier höhere Häuser, die meistens einen moderneren Schliff hatten.

Charles parkte vor einem Wohnhaus am Straßenrand, unweit vom Stadttor entfernt. Während Ayla und Sam wie selbstverständlich den Gehweg entlang spazierten, holte ich fasziniert von dieser komplett anderen Kultur mein Handy heraus und schoss ein paar Fotos.
„Verrückt, nicht wahr?", Dass Charles plötzlich so nah neben mir stand, machte mich nervös und ich ließ mein Handy sinken. „Ja, sehr." murmelte ich verträumt in das spezielle Stadtviertel. „Aber ich könnte mir trotzdem nicht vorstellen in so einem Land oder Viertel zu wohnen." , räumte Charles nachdenklich ein. Ich nickte zustimmend. „Für mich wäre das auch nichts." , Pflichtete ich dem Monegassen bei und setzte mich mit ihm in Bewegung. „Wo würdest du denn gerne wohnen?", forschte er weiter und überfiel mich damit ganz unbewusst mit einer Frage, über die ich noch nie wirklich nachgedacht habe. Ich richtete meinen Blick zum Himmel, als stünde dort die Antwort. „Irgendwo, wo ich dem Himmel nah sein kann." , erwiderte ich nachdenklich. Ich habe schon oft davon geträumt, wie es wäre, nicht am Meer oder Berg zu wohnen, sondern im Himmel. Es ist nicht das Verlangen dort oben zu sein, was mich dort hintreibt, sondern es ist der Wille mich des nichtigen Universums verbunden zu fühlen. Die ganze Last des Lebens fallen lassen zu können, so wie Hunde im Sommer ihr lästiges Winterfell.

„Interessant." , kommentierte Charles mit warmer und geduldiger Stimme.
„Und du?" , wollte ich jetzt wissen. Er als reicher, junger Mann könnte doch alles haben, oder? Sich jeden Traum erfüllen. Wohnen, wo er wollte. „Los Angeles." , ich hob verwundet die Augenbrauen. Eher hätte ich mit New York oder Dubai gerechnet. „Warum?", fragte ich und schaute ihn von unten her an. Immerhin war ich um einiges kleiner als er. Die Stoppeln seines Bartes versteckten kaum seine weiche Haut. Seine Lippen waren hellrosa und auf einmal stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich sie küssen würde. Erstaunt über meine Gedanken schüttelte ich kaum merklich den Kopf.
„Ich weiß nicht. Ich war bisher zweimal da und...die Stadt hat einfach was. Sie ist schön, hat viel was man machen kann und nette Menschen. Ich liebe das." , aufmerksam fing ich jedes seiner Worte auf und ließ sie in meiner Gedankenwelt kreisen.

„Hey ihr Turteltauben.", unsere Blicke schossen gleichermaßen zu Ayla, die ein paar Meter vor uns lief und uns nun vergnügt angrinste. Charles schwieg. Und ich tat es ihm gleich. Was Charles jetzt wohl dachte? Was geht ihm durch den Kopf, wenn Ayla sowas sagt? Löst es in ihm irgendwas aus?

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Hey meine lieben Leser 💓,
so langsam wird die Spannung zwischen Charles und Célina stärker und ich bin so gespannt, was ihr von den zukünftigen Kapiteln halten werdet. Da ist VIEL auf was ihr euch freuen könnt!

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr einen Stern ⭐️ oder einen Kommentar (oder beides) hinterlasst, falls euch die Geschichte gefällt. Nur so weiß ich, ob sie euch gefällt oder nicht. Das wäre sehr toll! 🩵

Nun noch eine wundervolle Weihnachtszeit und viel Freude mit dem Buch! 🎄😇

Eure Autorin,
nachtengel 💘

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt